Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen
Autoren: Judith Merkle-Riley
Vom Netzwerk:
dem Haus. Sie sollte sich Euch zum Vorbild nehmen, wenn sie anziehend sein möchte.« Mistress Pickering lächelte verhalten, anscheinend dachte sie, daß es ihr ohnedies niemand gleichtun könnte. Rowland Dallet hob die Schultern, als wollte er sagen, nun ja, Ihr habt recht, und fuhr dann fort: »Ihre Eltern sind nämlich in diesem Winter gestorben, und seitdem ist sie ein richtiger Klotz am Bein.« Dallet saß jetzt auf dem Bett und löste die Nesteln, die Schamkapsel und Beinlinge miteinander verbanden.
    »Mmm«, erwiderte Mistress Pickering, »haben sie Euch etwas vermacht?«
    »Zwanzig Pfund, ein paar häßliche fremdländische Möbelstücke und dazu eine übellaunige alte Dienerin. Ach ja, ein paar Kochtöpfe und einen türkischen Teppich, den sie vom Kontinent mitgebracht haben. Vermutlich könnte ich aus dem elenden Kram Geld herausschlagen.«
    »Einen türkischen Teppich wollte ich schon immer haben. Ist er groß?«
    »Klein. Er hat bei ihnen auf dem Tisch gelegen. Und nun habe ich eine fette flämische Frau, fette flämische Möbel und einen Teppich auf meinem Tisch. Und alles, weil ich in meinem Gewerbe Erfolg haben will. Ein Pakt mit dem Teufel. Die ganze Welt im Gegenzug für die Ehe mit einer unansehnlichen Frau. Habt Mitleid mit mir, meine Göttin.«
    Sie setzte sich neben ihn aufs Bett, griff hinter sich und schnürte sich das Mieder auf. Er sah, wie es sich lockerte, und schob eine Hand tief hinein, während er sie mit der anderen aufs Bett drückte. Als sie sein Gewicht auf sich spürte, jubilierte sie im stillen. Es war ein ganz besonderer Triumph, einem frischgebackenen Ehemann einen Ring durch die Nase zu ziehen und ihn daran spazierenzuführen wie einen Preisbullen. Dessen Frau jünger war als sie selbst. Wie töricht von dieser Frau, sich einzubilden, daß ein weltläufiger Mann wie Rowland Dallet sie aus einem anderen Grund geheiratet hatte, als um Erfolg in seinem Beruf zu haben. Im Geist genoß sie den Ausdruck auf dem dümmlichen Schafsgesicht, falls die Frau ihn auf wundersame Weise sehen und den Triumph der Nebenbuhlerin miterleben könnte.
    Einmal, gleich nach der Hochzeit, hatte sie das Mädchen gesehen, als es St. Paul's an Rowland Dallets Arm verließ. Jetzt stellte sich Bridget Pickering vor ihrem inneren Auge das einfältige runde Gesicht, die Stupsnase mit den Sommersprossen und die erschrockenen blauen Augen vor. Gewonnen, sagte sie zu dem Bild. Das Gesicht des Mädchens verflüchtigte sich, und da war er auch schon in ihr. Das wonnige Gefühl ging beiden durch und durch. Der warme Schweiß ihrer Körper vermischte sich, und sein Atem ging schnell und stoßweise, als die Schlafzimmertür jäh und krachend aufflog. Getrampel von schweren Männerstiefeln – und draußen auf dem Flur Wehgeschrei von Frauen.
    »Da ist sie, die feile Metze! Dann hat der Brief dieses Schurken doch nicht gelogen.« Captain Pickerings Stimme ging in dem gellenden Geschrei ihres Dienstmädchens unter. »Hol's der Henker! Zum Teufel mit euch beiden!« brüllte er. Sie erstarrte vor Angst und Schreck auf dem Bett, er hatte sie auf frischer Tat ertappt. Der Maler kreischte, als ein paar schwielige Händepaare ihn von ihr herunterzerrten. Ehe sie sich fortwinden konnte, hatte der Kapitän sie beim Haar gepackt und ihr Gesicht zu seinem hochgerissen. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie das wettergegerbte, grobknochige Gesicht ihres Mannes sah und in seine grimmigen blauen Augen blickte. »Lügnerin, Betrügerin! Mich hast du zum letztenmal betrogen!« schrie er. Sie konnte hören, wie ihr Liebhaber kreischend um sich schlug und versuchte, sich den Händen der Seeleute zu entwinden.
    »Um Gottes willen, nicht doch!« hörte sie sich schreien, als der Kapitän sie zur Seite stieß und sein Kurzschwert zog. Sie weinte wie von Sinnen, krallte sich in sein Cape und schrie unaufhörlich: »Nicht, nicht!«
    Captain Pickering stieß dem Maler zornbebend das kurze Schwert in den nackten Bauch. Das Gesicht seines Opfers verzerrte sich zu einem schauerlichen Schrei. Zwei Seeleute hielten den Blutenden fest, während der Kapitän sein Schwert herauszog und Rowland Dallet mit eigenartig kühler Präzision die Kehle von einem Ohr bis zum anderen durchschnitt. Das Blut spritzte nur so. Lachen, Ströme, ein Meer von Blut. Es floß zwischen die Dielenbretter und befleckte die Bettvorhänge. Das Blut schien den wütenden Ehemann noch zorniger zu machen. »Hure, Hure!« brüllte der Kapitän und hämmerte mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher