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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit
Autoren: Raymond E. Feist
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Menge edler Barken, die in Sulan-Qu festgemacht hätten, darunter die hervorstechende weiß-goldene des Kriegsherrn. In der nachfolgenden Panik hatte der Hadonra vergessen, die Nachricht Keyoke und den Soldaten zukommen zu lassen. Statt dessen hatte er jeden freien Mann, jeden Sklaven und alle Handwerker, die sich bereits im Haus versammelt hatten, um Ayaki zu verteidigen, falls die Krieger der Anasati durchbrechen sollten, in seinen Dienst gestellt. Er hatte ihnen andere Aufgaben erteilt, und so mußten sie Tischtücher bügeln und Früchte in der Küche schälen. Mitten in diese wilde Geschäftigkeit platzten Mara und ihr Ehrengefolge. »Hier sind also alle meine Feldarbeiter!« rief die Lady der Acoma aus, noch während die Träger die Sänfte im Hof absetzten. Jetzt konnte sie ihre Erheiterung nicht mehr zurückhalten, denn während der kleine Hadonra seinen atemlosen Bericht abgegeben hatte, trug er noch immer die abgelegten Teile einer Rüstung aus den Lagerscheunen. Sein Helm war ein Topf, den er von den Köchen geliehen hatte. Die Diener, die vom Schlachten der Hühner in die Küche eilten, waren ähnlich ausgestattet, und überall lehnten die Hacken, Harken und Sensen, die als Waffen hätten dienen sollen, an den Möbeln. Maras Lachen wurde von einem scharfen Kommentar Nacoyas abgeschnitten, die es leid war, in Sänften und Barken zu sitzen, und sich nichts anderes als ein richtig heißes Bad wünschte.
    »Jetzt wirst du bekommen, was immer du willst, Mutter meines Herzens. Wir sind zu Hause.«
    Und als würde das Gewicht einer schweren Last von ihren Schultern fallen, wußte die Lady der Acoma, daß dies so war – zum ersten Mal, seit sie zur Heiligen Stadt Kentosani aufgebrochen war.

    Jican befestigte noch immer einige Bänder, nachdem er seine Hauslivree wieder angezogen hatte, während er stürmisch vom Herrenhaus auf die Wiesen rannte, wo große Pavillons errichtet worden waren, um mehrere hundert Lords, Ladies, edle Kinder, Erste Berater, Ehrenwachen und zahlreiche Bedienstete unterzubringen. Es würde kaum noch Platz im Hauptgebäude sein, wenn die Gastgemächer mit Almechos direkten Verwandten und den Kaiserlichen Weißen belegt wären. Ausgewählte Diener würden in den Baracken bei den Soldaten und die Überzähligen in den Sklavengebäuden untergebracht werden. Die Sklaven und die unglückseligen Freien, die beim Losen den kürzeren gezogen hatten, würden drei Tage unter den Sternen schlafen. Mara spürte, wie ihr Herz sich erwärmte angesichts der Loyalität ihrer Bediensteten und Soldaten, denn trotz des ganzen Durcheinanders und Aufruhrs seit ihrer Rückkehr hatte sich niemand beklagt. Selbst die Diener und Zofen hatten bereitgestanden, um Ayaki zu verteidigen, obwohl die Bauerngeräte und Küchenmesser kein wirkungsvolles Mittel gegen die Waffen geübter Soldaten gewesen wären. Doch sie waren deshalb nicht weniger mutig, und ihre Loyalität ging weit über bloße Pflichterfüllung hinaus.
    Gerührt von dieser Hingabe kehrte Mara in den Hof zurück, nachdem sie sich hastig in frische Gewänder gekleidet hatte. Sie kam gerade dort an, als das Gefolge des Kriegsherrn in vollem Glanz in Sicht geriet. Mit äußerst präziser Genauigkeit begleiteten die Kaiserlichen Weißen ihren Herrn in der Sänfte. Trompeten schmetterten und Trommeln dröhnten, und Almecho, nach Kaiser Ichindar der zweitmächtigste Mann im Kaiserreich, führte seine formelle Begrüßung vor der Lady der Acoma aus.
    Mara verneigte sich würdevoll. »Mylord, ich begrüße Euch in unserem Haus. Möge Euer Besuch Euch Ruhe, Frieden und Erfrischung bescheren.«
    Der Kriegsherr von ganz Tsuranuanni verbeugte sich leicht. »Ich danke Euch. Nun, könntet Ihr vielleicht etwas weniger formell sein, als … es unser vorheriger Gastgeber gewesen ist? Das tagelange Feiern kann ziemlich ermüden, und ich hätte gern eine Gelegenheit, mit Euch privat zu sprechen.«
    Mara nickte höflich und blickte auffordernd ihre Erste Beraterin an, sich um die zwei schwarzbemäntelten Magier zu kümmern und ihnen ihre Gemächer zu zeigen. Die alte Frau reckte vor Stolz die Schultern, und in ihrer unerschütterlichen mütterlichen Art nahm sie die beiden Gesandten der Versammlung der Magier unter ihre Fittiche, als hätte sie sich bereits ihr ganzes Leben um ihresgleichen gekümmert. Mara schüttelte den Kopf und staunte über Nacoyas Unverwüstlichkeit. Dann gestattete sie dem Kriegsherrn, ihren Arm zu nehmen, und die beiden gingen allein in die
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