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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit
Autoren: Raymond E. Feist
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Zug im Spiel des Rates, doch sie hatte nicht gewonnen; sie hatte lediglich die Blutfehde eine Generation weitergetragen. Mara las den Haß in seinem Blick und verbarg einen Schauder der Furcht. Sie mußte nicht daran erinnert werden, daß sie sich noch immer tief im Herzen des Machtbereichs der Minwanabi befand.
    Sie dachte rasch nach, und bevor der Erbe der Minwanabi der öffentlichen Aufmerksamkeit entschwinden konnte, rief sie ihn zurück. »Mylord Desio. Gewalt ist mir hier durch Diener der Minwanabi widerfahren. Ich bitte daher um eine Eskorte Eurer Soldaten, wenn ich morgen nach Hause aufbreche. Es wäre eine Schande, wenn ein weiterer Angriff auf den ungerecht behandelten Gast die Reinigung Eures Familiennamens verhindern würde, durch eine Person Eures Haushaltes etwa … oder einen der namenlosen Banditen und Flußpiraten.«
    Desio, der nur zu schmerzhaft in die Verantwortlichkeit der Herrschaft gestoßen worden war, besaß nicht genügend Verstand, um die Forderung mit Anstand abweisen zu können. Er war sich nur der Qual seines Vaters bewußt und seines eigenen Hasses auf die Lady, die dies verursacht hatte, und so beachtete er die Form, die zu befolgen ihm beigebracht worden war. Die Fehde zwischen den Minwanabi und den Acoma würde weitergehen, doch die Beleidigung Maras und der Schandfleck auf dem Namen seiner Familie erforderten zumindest in der Öffentlichkeit eine Geste der Wiedergutmachung. Desio nickte ihr kurz zustimmend zu und schritt davon, um sich dem Kummer über Jingus rituellen Selbstmord zu widmen.
    Langsam kehrte wieder Bewegung in jene zurück, die noch im Raum geblieben waren. Die Gäste rührten sich und tauschten Bemerkungen aus, während ein ziemlich mitgenommener Arakasi der Lady der Acoma auf die Beine half. Almecho und die anderen schauten Lady Mara von den Acoma voller Respekt an. Keiner der anwesenden Gäste glaubte daran, daß der Lord der Minwanabi Diener geschickt hatte, die Lady Mara unverzüglich hatten töten sollen. Niemand bezweifelte, daß die Magie der Erhabenen nur den letzten Akt eines raffinierten Plans enthüllt hatte, mit dem Mara das Große Spiel des Rates auf subtilste und tödlichste Weise gespielt hatte. Die Lady der Acoma hatte das unmöglich Scheinende möglich gemacht und einen Schlag gegen ihr Haus gerächt, der es beinahe zu Fall gebracht hätte. Jetzt gratulierten ihr alle im stillen für die Fähigkeit, ihren Feind in seinem eigenen Haus zu besiegen.
    Doch Mara hätte nichts gelernt, wenn sie sich jetzt nicht doppelt gegen Verrat schützte, wo immer die Minwanabi betroffen waren. Nach einer im Flüsterton mit Arakasi geführten Unterredung trat sie vor. Sie verbeugte sich ehrerbietig vor dem Kriegsherrn und lächelte ihn in einer Weise an, die sie außerordentlich hübsch wirken ließ. »Mylord, es tut mir leid, daß meine unbeabsichtigte Rolle in diesen blutigen Ereignissen einen Schatten auf Eure Geburtstagsfeier geworfen hat.«
    Almecho betrachtete sie genau; er war mehr amüsiert als irritiert. »Ich wälze die Verantwortung dafür nicht auf Euch ab, Lady Mara. Jingu wird jede Schuld tilgen, die noch bleibt. Dennoch vermute ich, daß die Angelegenheit damit nicht beendet ist. Selbst wenn unser junger Lord eine Eskorte für Euren Heimweg zur Verfügung stellt – ich verbeuge mich vor diesem Zug, nebenbei –, könntet Ihr Schwierigkeiten bekommen.«
    Mara nahm die Bedrohung, der sie ausgesetzt war, auf die leichte Schulter. Mit größtmöglichem Charme begegnete sie statt dessen dem, der die Stimme des Kaisers von Tsuranuanni war, mit Mitgefühl. »Mylord, zuviel Leid ist hier geschehen, als daß Eure Feier noch mit Würde weiter vonstatten gehen könnte. Mag Desio sich auch noch so sehr bemühen, er wird nicht verhindern können, daß die Trauer ihm doch nur wenig Platz in seinem Herzen läßt, um die Festlichkeiten zu Euren Ehren wieder entsprechend aufzunehmen. Wenn auch andere Ländereien näher liegen, so sind die meinen doch am schnellsten über den direkten Weg, den Fluß, zu erreichen. Als Wiedergutmachung möchte ich Euch mein Haus als bescheidenen Ersatz für den Abschluß Eurer Feier anbieten. Solltet Ihr meine Gastfreundschaft annehmen, so werden meine Bediensteten und Künstler ihr Bestes geben, Euch zu unterhalten.« Mara verfolgte damit ein heimliches Ziel, denn sie dachte an die begnadeten, doch unerkannten Darsteller, die sie während ihrer Hochzeit gesehen hatte. Als Gegenleistung für ihre damalige Freundlichkeit würden sie nur zu
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