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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector
Autoren: Meg Gardiner
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über das glitschige Fiberglas. Er versuchte, die Fingernägel in die nasse Bootsseite zu schlagen.
    Da wurde er am Handgelenk gepackt. Rusty zerrte ihn hoch.
    Lesniaks Beine schleiften im Wasser. Er klammerte sich an Rustys Unterarm. »Ziehen Sie mich raus! Ziehen Sie mich raus!«
    Rusty ächzte vor Anstrengung. »Halten Sie sich am Bootsrand fest, nicht an mir.«
    Wild um sich tretend, grub Lesniak Rusty die Nägel in den Arm. »Lassen Sie mich nicht los. Das Kro…«
    Rusty zog und riss an ihm, bis er Lesniak halb aus dem Wasser hatte. Lesniaks Füße schlackerten herum. Verzweifelt blickte er auf und sah das Blut an Rustys Unterarm, wo er sich an ihm festgekrallt hatte.
    O Mann. Rusty war nicht groß genug, um ihn an Bord zu hieven. Lesniak war locker zwanzig Kilo schwerer als er. Sein Schnaufen wurde heftiger. Seine Füße hingen noch immer im Wasser und … o Gott, das Krokodil!
    Das Boot schlingerte und fing an, sich zu drehen. Rusty rutschte über das glitschige Deck auf ihn zu. Schreiend versuchte Lesniak, Rustys Arm hinaufzuklettern.
    Rusty stöhnte. »Lassen Sie meinen Arm los, halten Sie sich am Rand fest, damit ich Sie …«
    »Hilfe!«, kreischte Lesniak.
    Rusty packte ihn am Gürtel. Lesniak spürte, wie er hochgewuchtet
wurde, bis er mit den Hüften an den Bootsrand stieß. Hilflos trat er um sich, um irgendwie beide Füße aus dem Wasser zu kriegen. Das träge rotierende Boot hob und senkte sich mit der Strömung. Er griff nach Rusty und versuchte, sich an seinem Hemd festzuklammern. Doch seine Hand glitt ab und schlug dem Mann die Sonnenbrille vom Gesicht. Er musste aus dem Wasser. Er merkte, dass er laut heulte, konnte aber nicht damit aufhören.
    Rusty ächzte. »Halten Sie endlich still, sonst ziehen Sie mich auch noch rein, und wir ersaufen beide.«
    Lesniak gelang es, ein Knie über die Kante zu schieben. Dafür sackten seine Schultern zurück zum Wasserspiegel. In seinem rechten Fuß war ein merkwürdiges Prickeln. Das Krokodil, o Gott, das Maul die Zähne grausame Qualen … Er rutschte wieder ab. Rusty griff nach ihm und bekam seine Hosentasche zu fassen.
    Die Tasche riss auf. Die Flasche fiel heraus und landete auf dem Deck.
    Lesniak starrte sie an. Gemächlich kreiselte das Boot unter ihnen. Die Flasche schimmerte im letzten Sonnenschein. Am Schraubverschluss bemerkte er Blasen.
    Mist.
    Um den Deckelrand der Flasche schäumte es. Sie war nicht mehr dicht.
    Das Boot schwankte, und die Flasche schlitterte über das Deck. Nein, nein - bei der nächsten hohen Welle konnte sie von Bord gespült werden. Lesniak ließ Rustys Arm los und langte danach. Von der Flasche hing seine Zukunft ab, sie war das einzig Wichtige für ihn, seine verdammte letzte Chance und …

    »Ich kann Sie nicht halten«, brüllte Rusty. »Klammern Sie sich am Bootsrand fest.«
    Das hättest du wohl gern. Vergiss es. Wenn er das tat, schnappte Rusty sich die Flasche, und er ging leer aus. Alle würden erfahren, was er getan hatte, und …
    Die Flasche glitzerte. Mit letzter Kraft streckte er sich danach aus.
    Plötzlich ruckte das Boot zur Seite. Lesniak verlor den Halt und stürzte wie ein Sandsack ins Wasser.
    Die Strömung riss ihn mit. Prustend tauchte er auf und wandte sich zurück. Er trieb schnell dahin, die kleine Inselkette lag bereits hinter ihm. In seinen Ohren hing ein lautes Tosen. Nicht der Motor, sondern das Wasser, das in riesigen Mengen über die Felsen schoss.
    Auf dem Boot griff Rusty nach der Flasche. Der Drall des Bootes brachte ihn ins Wanken, doch er schraubte den schäumenden Verschluss schnell wieder zu und schob das Ding in die Hintertasche seiner Jeans.
    Benommen schaute ihm Lesniak zu. Mühsam kämpfte sich Rusty zurück zum Ruder des Schnellboots. Er wischte sich den blutigen Arm am Hemd ab, riss das Rad herum und steuerte flussabwärts. Schnell. Direkt auf ihn zu.
    Verdammt, nein. Mit diesem mächtigen Chevy-Motor und einem Fiberglasrumpf, der ihm den Schädel zerdrücken würde wie eine Teetasse. Lesniak machte kehrt und paddelte wie ein Wahnsinniger, um dem Boot zu entkommen. Das Wasser spülte ihn mit.
    Rusty rief ihm etwas zu. Er verstand nur »warten« und »nicht …«
    In Todesangst blickte er über die Schulter. Ohne Brille
wirkten Rustys Augen merkwürdig blass. Hinter ihm zog weiß und anmutig ein Reiherschwarm über den Fluss.
    Das Jetboot raste auf Lesniak zu. Im nächsten Moment drehte Rusty am Steuer, und das Boot scherte zu einem knappen Bogen aus. Zehn Meter hinter Lesniak
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