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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons
Autoren: Grant McKenzie
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Luft wie süße Granatsplitter.
    Erschrocken taumelte Sam rückwärts, trat in einen Haufen Bonbons und verlor das Gleichgewicht. Als er gegen eines der prall gefüllten Regale krachte, sprangen zwei junge Burschen hervor, die Taschen und die Backen mit Süßigkeiten vollgestopft. Grinsend, die Zähne himbeerrot verfärbt, drehte sich einer der Jungen zu ihm um, eine imposante Waffe in den Händen haltend.
    Sam erkannte die Waffe als eine Heckler & Koch MP5 – eine Maschinenpistole mit einklappbarem Kolben,
auf deren Lauf man auch einen Schalldämpfer schrauben konnte. Die MP5 wurde bevorzugt von der U. S. Navy eingesetzt und von all jenen, denen es ein Anliegen war, 800 tödliche Geschosse in der Minute abzufeuern. Um die Treffgenauigkeit zu erhöhen, hatte der Bursche die Waffe auch noch mit einem modernen Laservisier ausgestattet.
    Sam sah, wie der rote Laserstrahl des Visiers sich seinen Weg durch die Dunkelheit bahnte. Der Junge fand schließlich sein Ziel und drückte den Abzug.
    Sam ächzte, als er zweimal in den Bauch getroffen wurde. Von der Wucht der Geschosse von den Beinen gerissen, landete er auf dem Hintern.
    Nach Luft ringend lag er auf dem Boden, und sein Herz pochte wie wild, als er sich an die Wunde im Bauch fasste und eine warme klebrige Masse spürte, die über sein Hemd rann. Als er die Hand hob, waren seine Finger mit gelber Day-Glo-Farbe beschmiert.
    Scheiße , dachte er und zwang sich, ruhig zu bleiben. Eine verdammte Farbwaffe .
    Sein nächster Gedanke ließ ihn hochschrecken: KEN!
    Er stemmte sich hoch und stürmte laut schreiend durch den Laden, um seinen Partner zu warnen, dass die Eindringlinge nur dumme Jungs waren. Seine Warnrufe gingen in einem metallischen Dröhnen unter, als etwas, das wie ein menschlicher Körper klang, gegen die Außentür krachte.
    Als Sam atemlos bei Ken ankam, stand sein junger Kollege immer noch am selben Platz wie vorher, die Hände erhoben und mit fünf gelben Farbflecken auf
der Uniform. Tränen liefen ihm über das ganze Gesicht.
    »Ich … ich habe gedacht, jetzt ist es aus, Sam«, sagte er zitternd. »Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.«
    Sam lächelte, erleichtert, dass er nicht der einzige unnütze Sicherheitsmann in dem Einkaufszentrum war, der in dieser Nacht Dienst tat. Er klopfte dem jungen Mann auf die Schulter.
    »Du hast genau das Richtige getan, Ken. Du bist nicht in Panik geraten, und was noch wichtiger ist, du hast nicht auf die dummen Jungs geschossen. Verdammt, du bist eigentlich ein Held.«
    Ken lächelte schwach. »Meinst du?«
    »Aber ja. Wenn du deine Waffe gezogen hättest, dann hätten wir beide unseren Job verloren, und die Eltern der Jungs hätten uns am Arsch gehabt und ordentlich verklagt. Und ich persönlich kann’s mir echt nicht leisten, mich verklagen zu lassen.«
    Ken überlegte einen Augenblick. »Ich glaube, ich habe mir in die Hose gepisst«, bekannte er schließlich.
    Sam schnaubte kurz auf und klopfte seinem Kollegen noch einmal auf die Schulter. »Weißt du, was? Ich glaube, ich auch.«

5
    Am Ende der Schicht nahm Sam das Magazin aus seiner Waffe und legte sie in den Pistolenkasten, den er in seinem Spind aufbewahrte, wo er auch das schwere Halfter und den Gürtel deponierte.
    Er schlüpfte aus seinen Arbeitsschuhen mit den schweren Sohlen und tauschte die Uniform gegen seine Straßenkleider – bequeme ausgewaschene Jeans, ein einfaches schwarzes T-Shirt, das er im Dreierpack bei Wal-Mart gekauft hatte, schwarze Reebok-Sneakers und eine ärmellose Eddie-Bauer-Daunenweste, da die Morgenstunden noch immer etwas kühl waren.
    Als er sich fertig angezogen hatte, stopfte er die schmutzige Uniform in eine Plastikeinkaufstüte, um sie in die Reinigung zu bringen. Bevor er die umgebaute Besenkammer verließ, die sich sechs Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte teilten, betrachtete sich Sam in dem gro ßen Spiegel und zog den Bauch ein.
    Das Gesicht, das ihm entgegenblickte, war immer noch recht ansehnlich. Zwar nicht so gut aussehend, dass er in einer Seifenoper hätte mitspielen können; das Gesicht war ziemlich voll, aber er hatte die Augen von Paul Newman und dichtes, kurz geschnittenes Haar, das selbst einem Tornado standhielt.
    Seine Mutter hatte ihm einmal erzählt, dass er das Haar und seine angeborene Sturheit von seiner Urgroßmutter habe, der ersten dunkelhäutigen Mrs. White. Dieser Mischung der Gene verdankte er es auch, dass
er erstaunlicherweise noch nicht einmal graue Schläfen hatte. Das galt jedoch
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