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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons
Autoren: Grant McKenzie
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an. Nachdem sein Fahrzeug keine Türen und nur ein einfaches Stoffverdeck hatte, war er froh, dass er die Daunenweste trug. Ein kalter Wind blies ihm um die Beine, als der Motor keuchend zum Leben erwachte und der Jeep zu schnurren begann.
    Sam drehte das Heizgebläse ab und griff in seine Westentasche, um eine Blechdose mit Zigarillos aus der Dominikanischen Republik hervorzuholen. Aus derselben Tasche zog er ein Metallfeuerzeug mit dem rotweiß-blauen Mod-Target-Aufdruck von The Who . Er leckte an dem schokoladebraunen Deckblatt, damit es langsamer abbrannte, steckte sich den Zigarillo in den Mundwinkel und zündete ihn an.
    Als er den süßen, stechenden Rauch ausblies, drehte er die Heizung wieder ein wenig auf. Laue Wärme breitete sich im Inneren des zweisitzigen Gefährts aus. Sam wusste, wenn er den Jeep ordentlich in Schuss brachte, würde er von irgendeinem Liebhaber leicht ein paar tausend Dollar dafür bekommen. Der Haken an der Sache war, dass er zuerst ein paar tausend Dollar hineinstecken musste, um die Karre auf Vordermann zu bringen.
    Als er den ersten Gang einlegte, kam Ken mit seinem orange-schwarzen Motorroller vorbeigesaust, einen dazu passenden Helm auf dem Kopf.

    Lachend durchquerte Sam den leeren Parkplatz und bog in die Straße ein, um nach Hause zu fahren. Einer der wenigen Vorteile an seinem Job – ja, vielleicht der einzige Vorteil überhaupt – war die Tatsache, dass die Straßen um sechs Uhr morgens so ruhig und friedlich waren.

7
    Dr. Zack Parker starrte auf den Willamette River hinaus, den Hals der Whiskeyflasche so fest in der Hand haltend, dass man meinen konnte, das Glas müsste jeden Moment zerspringen.
    Sein maßgeschneiderter Seidenanzug schlackerte an seinem knochigen Körper, der haifischgraue Stoff war mit Asche und Brandflecken übersät. Die Hose hatte Grasflecken an den Knien. Der Rasen, auf den es ihn geschleudert hatte, war sorgfältig gepflegt und ohne das kleinste Steinchen gewesen – zumindest bevor Zack und die zahllosen Trümmerstücke eines hübschen gelben Hauses aus dem Himmel herabfielen.
    Vor nicht einmal einer Woche wäre Zack schockiert über sein Äußeres gewesen. Für ihn war gute Kleidung nicht nur ein Ausdruck von Wohlstand und Status – sie gehörte ganz einfach zu einem Auftreten, das in dieser
Stadt nun einmal notwendig war, damit die hellhäutigen Blondinen und sonnengebräunten Brünetten einem Dunkelhäutigen so weit vertrauten, dass sie zu ihm kamen, um sich einer Schönheitsoperation zu unterziehen.
    Jetzt jedoch erschien ihm das Äußere so unbedeutend, dass er sich fragte, wie es ihm jemals so wichtig hatte sein können.
    Abgesehen von zwei Obdachlosen war der Uferweg menschenleer gewesen in diesen ruhigen Stunden vor Sonnenaufgang. Die beiden Männer waren an ihm vorübergetaumelt, auf der Suche nach einem Unterschlupf zwischen den feuchten Betonpfeilern und den breiten Metallträgern unter der Burnside Bridge.
    Zack hatte nicht bemerkt, dass sie kurz innehielten, als sie seine Flasche sahen. Genauso wenig hatte er das leise Knurren des einen gehört, worauf der andere den Kopf schüttelte.
    Der starke Motor des Mercedes war kalt geworden, während Zack auf der Motorhaube saß, mit dem Rücken an die Windschutzscheibe gelehnt, ohne den eisigen Nebel zu spüren, der von dem langsam vorbeiströmenden Fluss aufstieg. Er hatte auf das Aufgehen der Sonne gewartet, er wollte das blutrote Leuchten am Osthimmel sehen. Und als es so weit war, begrüßte er den neuen Tag, indem er die fast leere Flasche an die Lippen hob.
    Zack wollte niemandem zur Last fallen, auch wenn er gar nicht mehr so recht wusste, wem überhaupt. Er brauchte den Alkohol, um seinen hartnäckigen Überlebenstrieb zu überlisten, damit es ihm leichter fiel, zum
Flussufer hinunterzugehen, sich eine Kugel in den Kopf zu jagen und sich vom Fluss ins Meer tragen zu lassen. Aber alles, was der Whiskey bewirkte, war, dass seine Beine gefühllos wurden und sein Zorn noch weiter wuchs.
    Er rieb sich die Augen, hob die Flasche noch einmal an die Lippen und kippte den letzten Rest der bernsteinfarbenen Flüssigkeit hinunter.
    Sein Körper schwankte ein wenig, als er ausholte und die leere Flasche in hohem Bogen in den Fluss schleuderte. Er verlor die Flasche aus den Augen, bevor sie auf dem Wasser auftraf.
    In seinem Kopf begann sich alles zu drehen, er glitt vom Wagen auf den Boden hinunter und landete auf dem Rücken. Zack verfluchte seine eigene Unfähigkeit und versuchte wieder auf
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