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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons
Autoren: Grant McKenzie
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Blick fiel auf eine Holzbank, auf der ein unfertiges Vogelhaus stand, und daneben ein alter Werkzeugkasten, der einst seinem Vater gehört hatte.
    Den Werkzeugkasten, der genauso rostig und abgenutzt war wie alles bei ihm, hatte er früher als Versteck benutzt, als er noch eine Frau hatte, vor der es etwas zu verstecken gab. In dem Kasten lagen ein paar Hustler- Hefte mit Eselsohren, eine kleine Metallpfeife, die ein Kumpel von ihm, der bei der Army war, aus Patronenhülsen gebastelt hatte, und ein Glasfläschchen mit zwei kleinen Klumpen Methamphetamin. Was er hier aufbewahrte, war alles in allem vielleicht zehn Dollar wert.
    Der Mann mit der Waffe trat einen Schritt näher. In seinen polierten schwarzen Schuhen spiegelte sich Ricks entsetztes Gesicht. Rick stieß einen wimmernden Laut hervor, und er konnte nicht mehr weiterdenken, als er den heißen Lauf der Pistole an seiner Schläfe spürte.
    Ricks Blick schnellte nach oben, und als er das dunkle
ernste Gesicht des Mannes so nah vor sich sah, erinnerte er sich plötzlich an ihn.
    Es war der letzte Gedanke, den er hatte.

1
    Der dünne Mann fühlte sich so zerbrechlich wie Glas.
    Mit zitternden Händen steckte er die warme Pistole in die Tasche seines Anzugjacketts und zog ein gefaltetes weißes Stoffdreieck hervor. Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht und sah das Blut auf dem Taschentuch – Ironwoods Blut.
    Großer Gott , dachte er. Was ist nur aus mir geworden ?
    Sein Handy piepste, und das unerwartete Geräusch hätte ihn fast dazu gebracht, auf die Knie zu fallen und sich die verdammte Pistole selbst in den Mund zu stecken. Aber er würde jetzt nicht die Nerven verlieren, nachdem er so weit gegangen war.
    Er nahm den Anruf entgegen.
    »Es ist erledigt.«
    »Ich weiß«, sagte eine Stimme, die mit Hilfe von billigen elektronischen Hilfsmitteln verfremdet war.
    »Sie haben es gesehen?«

    »Sie haben eine ziemliche Schweinerei angerichtet, Dr. Parker.«
    Zack Parker suchte an der Decke der Garage nach einer Kamera. Es überraschte ihn nicht, dass er nichts fand. Wenn es heute Kameras gab, die so klein waren, dass sie im Blutkreislauf schwimmen und Plaque-Ablagerungen in den Blutgefäßen eines schlagenden Herzens finden konnten, dann konnten in einem Raum wie diesem Tausende davon versteckt sein.
    Die verfremdete Stimme lachte.
    »Soll ich Ihnen eine Kopie von der Aufnahme schicken?«
    Zack schloss die Augen und kämpfte gegen das Gefühl des Wahnsinns an, das ihn überfiel und in einen Abgrund zog, aus dem es kein Zurück gegeben hätte.
    »Ich habe alles getan, was Sie wollten.«
    »Kann sein«, sagte die Stimme.
    Zack wartete und merkte gar nicht, dass er den Atem anhielt, bis seine Lunge zu brennen begann.
    »Sie warten«, fügte die Stimme hinzu. »Ich sage Ihnen jetzt, was Sie tun werden.«

2
    Drinnen im Haus begannen Mutter und Tochter mit ihrem abendlichen Ritual.
    Es kam ihm vor, als würde er eine Seifenoper im Fernsehen verfolgen. Als sie an einem Fenster vorbeigingen, sah er ihre Gesichter so deutlich als wäre er selbst in dem Zimmer, aber dann verschwanden sie hinter einer Wand, und er konnte sich nur noch vorstellen, was gerade vor sich ging. Aber das war kein Problem, er besaß viel Fantasie, und außerdem konnte er ja ihre Stimmen hören.
    Die familiären Stimmen und Geräusche, die aus den Lautsprechern tönten, klangen überraschend klar über die billigen drahtlosen Mikrofone, die er im Haus installiert hatte. Er hatte überlegt, ob er auch Kameras anbringen sollte, aber die Vorstellung, das Kind absolut lückenlos zu beobachten, hatte ihm irgendwie widerstrebt.
    Es war besser, einfach nur zu lauschen.
    »Hast du deine Zahnspange drin, MaryAnn?«
    »Mmm … ja.«
    »Wirklich?«
    »Äh … ja.«
    »Soll ich raufkommen und …«
    »Okay, Mom. Ich hole sie schon.«
    »MaryAnn! Weißt du überhaupt, wie viel Geld dein Vater und ich für deine Zähne ausgeben?«
    »Okay, du musst nicht schreien. Ich hätte es schon gemacht.«

    »Und vergiss nicht die Zahnseide.«
    »Ja, Mom.«
    In der Dunkelheit seines Verstecks spielte der Beobachter mit einem Wegwerffeuerzeug. Die Plastikoberfläche ging von Rot zu Orange und Gelb über – jene Farben, die ein Amateurmaler verwendet hätte, um eine Flamme darzustellen. Es brauchte schon einen echten Künstler, um das volle Spektrum des Feuers zu sehen – von blutrot über gelb, orange und schwarz bis zu dem tiefen Violett, an dem man erkannte, dass es etwas Lebendiges war.
    Das Feuer ließ einen in dem
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