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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons
Autoren: Grant McKenzie
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es ihr jetzt zeigen kann.«
    »Kein Problem. Ich hab mir nur gedacht, das ist wirklich cool, dich da im Fernsehen zu sehen. Ich hab’s auch meiner Mom gezeigt, und sie war total begeistert. Ich hab selbst gehört, wie sie bei den Nachbarn damit angegeben hat, dass ich einen berühmten Schauspieler zum Kollegen habe. Over.«
    Sam lachte. Der Junge war wirklich rührend.
    »Ich würde vorschlagen, wir machen jetzt unsere Runde, Ken. Und vergiss nicht, die Türen zu überprüfen. Wir treffen uns später auf einen Kaffee.«
    »Ja, okay, geht klar. Over.«
    Sam nahm den letzten Schluck von seinem Kaffee und schraubte den Plastikbecher auf die Thermosflasche. Als er zur Mülltonne hinüberging, um die Sandwichtüte hineinzuwerfen, sah er sein Spiegelbild in einem dunklen Schaufenster.
    Die Uniform eines Sicherheitsmannes – schwarze Hose, hellblaues Hemd mit dunkleren Taschenklappen und Schulterstücken, schwarzer Gürtel und Halfter mit Pistole, Taschenlampe, Pfefferspray und Teleskopschlagstock
– war ganz der Portland City Police nachempfunden. Das Outfit sollte potenziellen Ladendieben Angst und normalen Kunden Respekt einflößen.
    Zumindest theoretisch.
    In den letzten Jahren hatte sich die Rolle der Sicherheitsleute, die tagsüber Dienst taten, doch beträchtlich gewandelt; war man früher hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, Ladendiebstahl zu verhindern, so ging es heute vor allem darum, den Kunden ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Das bedeutete, dass man in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden nicht nur auf Ladendiebe zu achten hatte, sondern auch auf Drogendealer, Zuhälter, die darauf aus waren, naive Schülerinnen zu rekrutieren, zugedröhnte Kleinkriminelle auf der Jagd nach dem nächsten Schuss und potenzielle Autodiebe, die möglicherweise draußen auf dem Parkplatz auf eine günstige Gelegenheit lauerten.
    In der Nachtschicht ging es jedoch immer noch darum, auf die Waren in den Geschäften aufzupassen. Und etwas anderes wollte Sam auch gar nicht tun. Bei diesem Job musste er nicht viel nachdenken und sich um nichts kümmern.
    Wenn er so durch die großen leeren Gebäude streifte, Türen überprüfte und Kaffee trank, ließ er seine Gedanken zu dem Drehbuch schweifen, das er eines Tages schreiben würde. Er stellte sich vor, dass er es machen würde wie Sylvester Stallone und den großen Studios sagen würde, dass sie den Film nur produzieren durften, wenn er die Hauptrolle spielte.
    Im Gegensatz zu Rocky hatte Sam jedoch noch keine
todsichere Geschichte aus dem Hut gezaubert, die ihm die Geldgeber aus den Händen reißen würden.
    Sein Funkgerät begann erneut zu knacken.
    »Äh, Sam, bist du da? Over.«
    »Ja, Ken. Was gibt’s?«
    »Ich hab da was gehört. Over.«
    Sam seufzte. Der Junge war so nervös, dass er an die Decke sprang, wenn eine Maus einen Furz ließ. Zum Glück hatten hier im Pazifischen Nordwesten selbst die Mäuse nicht so schlechte Manieren. Schließlich war das hier nicht L.A.
    »Was hast du gehört?«
    »Äh … na ja, Stimmen, glaube ich, und ein Klopfen an der Seitentür hinter den Juwelierläden. Over.«
    »Hast du nachgesehen?«
    »Ja, die Tür war nicht verschlossen. Ich muss es beim ersten Rundgang übersehen haben. Ich glaube, es ist jemand drin. Over.«
    Sam warf seinen Abfall in die Tonne und wischte sich die Kekskrümel und Kartoffelchipsstückchen vom Hemd.
    »Bleib, wo du bist, Ken. Ich bin gleich bei dir.«
    Er ging ruhigen Schrittes durch das Einkaufszentrum, vorbei am Food-Court, und fuhr mit dem Aufzug hinunter ins Erdgeschoss. Dort bog er in den Gang zu den Toiletten ein und schritt durch eine Tür mit der Aufschrift »Zutritt nur für Personal«, hinter der sich ein Labyrinth von Gängen und Lagerräumen verbarg.
    Er fand Ken schließlich Fingernägel kauend vor einer Doppeltür, die zum hinteren Parkplatz führte. Trotz
seiner blau-schwarzen Uniform sah man Ken sofort an, dass er ein unsicherer schmächtiger Junge war, gerade kräftig genug, um ein achtjähriges Mädchen niederzuringen. Und da musste er noch hoffen, dass die Kleine gerade auf Droge war.
    Ken war außerdem mit einer hartnäckigen Akne geschlagen, die seine Wangen trotz sorgfältiger Hautpflege in eine Mondlandschaft voll glänzender rosa Narben verwandelt hatte. Dazu kam sein seltsam dreieckiges Gesicht mit der breiten Stirn, dem spitzen Kinn und den abstehenden Ohren, sodass sich Sam manchmal fast wunderte, dass der Junge trotz allem eine so positive Lebenseinstellung hatte.
    Er
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