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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons
Autoren: Grant McKenzie
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war sich sicher, dass das an Kens liebevoller Mutter lag, die ihm immer kleine Botschaften in sein Lunchpaket steckte (es war Ken nicht zu peinlich, sie laut vorzulesen). Seine Mutter war sogar so aufmerksam, ihm immer wieder kleine Leckerbissen für Sam mitzugeben.
    Als Sam zu seinem Partner kam, war er erleichtert, dass Ken seinen Revolver noch im Halfter stecken hatte.
    »Ich habe mich nicht von der Stelle gerührt, Sam.«
    »So wie wir’s geübt haben.«
    Ken sah ihn mit einem breiten Lächeln an. »Das stimmt.«
    »Also, was machen wir als Nächstes?«, fragte Sam. Er wusste, wenn Ken sich auf die Dinge konzentrierte, die sie gelernt hatten, dann war es weniger wahrscheinlich, dass er zu Boden sank und sich wie ein Embryo zusammenrollte.

    »Wir überprüfen, ob wirklich jemand eingedrungen ist, dann sichern wir den Bereich und rufen die Polizei.«
    »Ausgezeichnet. Also, wo hast du die Stimmen gehört?«
    Ken zeigte auf die Biegung, die der kurze, schwach beleuchtete Gang hinter dem Juweliergeschäft machte.
    »Ich geh voran«, sagte Sam. »Bleib dicht hinter mir, und lass die Waffe im Halfter. Hast du verstanden?«
    Ken nickte und schluckte.
    Sam ging rasch und möglichst leise den Gang hinunter und blieb an der Ecke stehen, um noch einmal durchzuatmen, bevor er den Kopf kurz vorstreckte, um einen Blick in den Quergang zu werfen. Er war ebenfalls leer, doch Sam hörte merkwürdige Geräusche aus einem der Räume.
    »Da ist jemand«, flüsterte Sam. »Aber wir müssen überprüfen, ob es nicht ein Ladenbesitzer ist. Vielleicht hat jemand vergessen, uns zu sagen, dass er heute noch Inventur macht.«
    Ken griff nach seiner Waffe.
    »Lass das«, sagte Sam in scharfem Ton. »Auch wenn du eine Schießausbildung gemacht hast – das hier ist kein Schießplatz. Wir setzen unsere Waffen nicht ein, okay?«
    »Aber in den Vorschriften steht …«
    »Scheiß auf die Vorschriften, Ken. Wir verdienen nicht annähernd genug, dass wir unser Leben für irgendwelchen teuren Ramsch aufs Spiel setzen. Wenn der Eindringling eine Waffe hat, ziehen wir uns zurück und lassen die Cops sich darum kümmern. Okay?«

    Ken nickte, wirkte aber nicht sehr überzeugt.
    Sam fasste ihn an den Schultern.
    »Glaub mir, Ken, es ist besser so. Es sterben immer wieder Sicherheitsleute durch die Kugel eines Kollegen. Das liegt daran, dass wir nicht genug praktische Erfahrung haben, um wirklich zu wissen, was wir da verdammt noch mal tun. Wir kriegen einen Scheißlohn, weil es unser Job ist, Sandwiches zu futtern, Kaffee zu trinken und zu verhindern, dass sich irgendwelche Penner hereinschleichen und die Lagerräume als Toiletten benutzen oder sich hier ihre Drogen reinknallen. Also lass die Waffe stecken oder geh nach Hause.«
    Ken seufzte zustimmend.
    »Gut. Dann warte hier, ich seh mal nach, was da los ist.«
    Sam ließ Ken an der Ecke stehen und schlich vorsichtig den Gang entlang, vorbei am verschlossenen Hintereingang des Juweliergeschäfts und weiter zu der Schiebetür, die zu The Candy Factory führte . Das Schloss war aufgebrochen.
    Sam drückte das Ohr an die Tür und hörte leise grunzende Laute von drinnen. Schweißperlen traten ihm auf die Stirn, als er seinen Schlagstock zückte und die Tür aufzog.
    In der Dunkelheit sahen die Süßigkeitenbehälter ziemlich unscheinbar aus. Sie waren mit Plombenziehern und anderen Bonbons, den unterschiedlichsten Lakritzesorten, Fruchtgummis und Geleebohnen in unzähligen Geschmacksrichtungen gefüllt. Die grinsenden Plastikclowns und knuddeligen Bärenmasken, die an der Decke hingen, hatten fast etwas Gruseliges an sich.

    Sam ging langsam und vorsichtig zur Registrierkasse und sah sich um. Die Kasse war offensichtlich unberührt. Er stand da und lauschte, den Schlagstock in der rechten Hand.
    Hinter einem langen Metallregal voll mit bunten Kaugummikugeln hörte er ein leises Rascheln wie von einer Plastikverpackung.
    Sam schlich auf die andere Seite des Regals. Man hörte jetzt kein Rascheln mehr, sondern ein feuchtes schlürfendes Geräusch, und Sam fragte sich, ob es sich statt eines Einbrechers nicht vielleicht um einen zwielichtigen Filialleiter handelte, der eine naive neue Verkäuferin zu einer privaten Einschulung nach Ladenschluss herbestellt hatte.
    Klick!
    Sam erstarrte, als er das unverkennbare Geräusch einer Waffe hörte, die durchgeladen wurde.
    Dann explodierte das Regal mit den Süßigkeiten – Packungen mit Kaugummikugeln, Minzbonbon-Spendern und Gummitieren schossen durch die
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