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Die Stimme des Daemons

Die Stimme des Daemons

Titel: Die Stimme des Daemons
Autoren: Grant McKenzie
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die Beine zu kommen, doch es wollte ihm nicht gelingen, und das nasse Gras fühlte sich seltsam tröstlich an.
    Er schloss die Augen, um sich ein wenig auszuruhen, und sank in tiefe Dunkelheit.

8
    Sam wurde einen Block vor seinem Haus von einem Polizeistreifenwagen aufgehalten, der mitten auf der
Straße stand. Sein rot-blaues Blinklicht pulsierte lautlos vor sich hin.
    Vor dem Auto stand ein junger Polizist und signalisierte ihm mit erhobener Hand, dass er stehen bleiben solle. Als Sam den Wagen anhielt, sah er noch mehr Autos und Lichter etwas weiter vorne, ganz in der Nähe seines Hauses.
    »Was ist denn da los, Officer?« Sam löste seinen Sicherheitsgurt und lehnte sich aus dem Jeep.
    »Tut mir leid, aber hier ist alles abgesperrt, Sir«, antwortete der Polizist mit einer Stimme, die tiefer war, als man es bei seinem Alter erwartet hätte. »Sie müssen die Gegend umfahren.«
    »Ich wohne hier«, erwiderte Sam. »Gleich da vorne, genau gesagt.«
    Er hielt sich am Rand der Windschutzscheibe fest, schwang sich aus dem Sitz und stellte sich in die Türöffnung. Von seinem erhöhten Standort aus sah er die Dächer der geparkten Autos seiner Nachbarn. Es sah so aus, als stünden die Krankenwagen, Feuerwehrautos und Polizeiwagen praktisch vor seiner Haustür, wenngleich man das nur schwer erkennen konnte, weil die Straßenlaternen nicht brannten.
    »Was ist denn da vorne los?«
    »Es hat einen Unfall gegeben, Sir. Ich fürchte, ich kann Sie nicht durchlassen.«
    Ein unangenehmes Gefühl machte sich in seiner Magengrube breit. »Was für ein Unfall?«
    »Eine Gasexplosion.«
    »Ist jemand verletzt worden? Ich wohne in Nummer zweiundneunzig.«

    Sam sah es im Gesicht des jungen Polizisten – ein kurzes Zucken, dann hielt er den Atem an.
    »War es mein Haus?« Angst stieg in ihm hoch. »Hannah! MaryAnn! Sind sie okay?«
    »Sir, wenn Sie bitte in Ihrem Wagen warten, ich kann meinen Vorgesetzten anrufen. Ich bin sicher …«
    »SIND SIE OKAY?«, rief Sam.
    Der Polizist zuckte erneut zusammen und trat einen Schritt zurück, dann griff er nach seinem Funkgerät.
    Sam ließ sich auf den Autositz fallen und trat aufs Gaspedal. Bevor der Officer reagieren konnte, umkurvte der Jeep den Streifenwagen, überfuhr eine Warnlampe und brauste die Straße hinunter.
     
    Als Sam bei einer Gruppe von Fahrzeugen mit quietschenden Reifen zum Stillstand kam, schien sich niemand zu bewegen. Es war, als hätte er die Zeit angehalten, indem er die Absperrung durchbrochen hatte.
    In blinder Panik stürmte er zwischen Polizisten und Feuerwehrleuten hindurch und stieß die Arme zur Seite, die ihn zu fassen versuchten. Er musste einfach weiter, bis er da war, wo er hinwollte – zu seinem Haus.
    Nur dass es nicht mehr sein Haus war.
    Es war nur noch ein schwelendes Loch voll verkohltem Holz, Ziegelsteinen und verformtem Stahl. Nichts war mehr als das erkennbar, was er einmal besessen hatte. Die rauchende Grube erinnerte mehr an Dinge, die sie am Veteranentag im Fernsehen zeigten: Szenen von den Luftangriffen der Nazis auf London.
    Sam sah auf die andere Seite. Die Häuser ringsum
standen noch. Die Mauern waren versengt, und breite Streifen der Vinylverkleidung waren weggeschmolzen, sodass die billigen Spanplatten darunter zum Vorschein kamen. Feuersichere Badezimmerfenster waren gesprungen und geschwärzt, doch die Häuser als Ganzes waren intakt.
    Dieses Loch war genau da, wo sein Haus hätte stehen sollen.
    Sam öffnete den Mund, doch es kam kein Ton heraus, nur ein keuchender Atemstoß, der sich auf seinen Lippen verflüchtigte. Er atmete ein und spürte, wie kalte Luft in sein Gehirn stieg und es noch mehr betäubte. Die Luft füllte seine Lunge und schien sie zusammenzuschnüren, sodass ihm das Atmen noch schwerer fiel.
    Er pinkelte sich erneut in die Hose, und es rieselte warm an seinem Bein hinunter. Aber auch dieses Gefühl dauerte nur einen kurzen Augenblick, dann spürte er wieder nichts als Kälte.
    Da waren Stimmen um ihn herum, Hände, die ihn wegziehen wollten von dem Loch, wo einst sein Haus gewesen war, aber niemand schaffte es, ihn von der Stelle zu bewegen. Seine Füße waren wie mit dem Boden verwachsen.
    Er stand regungslos da, bis ein farbiges Flackern am Rande seines Gesichtsfelds seine Aufmerksamkeit weckte. Er drehte sich zur Seite, und das rot-blaue Blinklicht eines Krankenwagens bewog ihn, sich in Bewegung zu setzen.
    Die Hecktür des Krankenwagens war offen. Drinnen lagen zwei große, mit Reißverschlüssen
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