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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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in einem gebührenden Abstand.
    »Wir kommen gefährlich nah an das Ringsystem heran«, gab einer der Männer zu bedenken. Es war Mr. O’Reilly, der einzige Ire in der Mannschaft. »Es lockt uns vielleicht in eine Falle. Die Felsen des Ringsystems könnten die Pinassen zerstören!«
    Der Kapitän sah auf. »Das Biest ist wahrlich gerissen, Mr. O’Reilly, da haben Sie Recht. Als besäße es Intelligenz. Aber das ist etwas, das wir ausschließen können. Machen Sie die Harpunen bereit. Feuern sie auf mein Kommando!«
    Die schlanken Pinassen eilten im Schub des Sonnenwinds wie Mücken hinter dem Kometentier her und holten es langsam ein. Doch als der Kapitän die Hand zum Feuern hob, tauchte das riesige Ætherwesen in einem flachen Winkel direkt in das weitreichende Ringsystem des Saturns ein und verschwand darin.
    »Ausschwärmen!«, befahl der Kapitän. »Es kann noch nicht weit sein. Wir werden es einkreisen und zur Strecke bringen. Haltet nach seinem silbernen Schweif Ausschau!« – »Aye, aye!«
    Die Pinassen navigierten vorsichtig durch die schier endlos vielen Bruchstücke eines vor Äonen an den Gezeitenkräften des Saturns zerbrochenen Mondes, und die Schiffsjungen gaben jetzt mit ängstlichen Stimmen die immer geringer werdenden Abstände zu den Felsbrocken an die hoch konzentrierten Steuermänner weiter.
    »Ich hasse das, Sir«, sagte O’Reilly mit bebender Stimme, »man sieht ja bald nicht einmal mehr seine eigene Hand vor lauter Gesteinsbrocken.«
    Der Kapitän kniff seine Augen zu Schlitzen zusammen. »Alle Maschinen halt! Ich glaube, ich habe es entdeckt!« Er streckte die Hand aus und deutete auf eine kleine Gruppe schwebender Felsen direkt vor ihnen. »Da vorne!«
    Die Harpunisten richteten ihre Waffe auf das neue Ziel und warteten auf die Anweisungen des Kapitäns.
    »Geben Sie Feuer!«
    Die raketengetriebenen Harpunen durchschnitten die Nacht, und als sie ihr Ziel erreichten, explodierten in der Ferne wunderschöne kleine Feuerblumen. Ein unwirtlicher, urzeitlicher Schrei ertönte. Das Kometentier war getroffen. Dann schoss es plötzlich zwischen zwei Gesteinsbrocken hervor, direkt auf die vier Pinassen zu.
    »Beidrehen!«, rief der Kapitän.
    »Beidrehen!«, riefen die Männer und die Pinassen krängten, während die Ruder herumgerissen wurden. Doch das Kometentier war schneller. Zwei der vier Pinassen wurden mittschiffs getroffen und brachen auseinander. Die Besatzung wurde davon geschleudert, und die wenigen Überlebenden, die hilflos durch den Æther trudelten, wurden von den herannahenden Gesteinsbrocken des Ringsystems getroffen und allesamt getötet.
    Das Kometentier hatte sich inzwischen freigeschwommen und nahm Kurs auf die Pequod .
    »Folgt der Bestie!«, befahl der Kapitän mit ausdruckslosem Gesicht. Seine Finger waren zu Fäusten geballt. »Ich will es erlegt wissen, bevor es mein Schiff zerstört!« – »Aye!«
    Die Pinassen drehten bei und nahmen die Verfolgung auf. Das Ætherwesen hatte sich einen beachtlichen Vorsprung herausgearbeitet, und so konnten der Kapitän und seine Männer nur mehr stumm mit ansehen, wie die Kreatur die HMS Pequod mit voller Wucht rammte und ein riesiges Loch in den hölzernen Rumpf riss. Nur der Größe des Schiffes war es zu verdanken, dass es nicht vollständig auseinanderbrach. Das Kometentier, das immer noch wilde Schreie von sich gab, flog eine Kurve und kam zurück, um sein Werk zu vollenden. Die Pinassen waren noch nicht in Schussweite, und auf dem Mutterschiff saß offenbar der Schock tief, denn kein Harpunist feuerte seine Waffe ab.
     
    In diesem Moment glitt ein fremdes Schiff heran und ehe das Kometentier in Angriffsposition drehen konnte, wurde es von vier Harpunen getroffen. Es gab ein letztes, markerschütterndes Stöhnen von sich, dann herrschte Ruhe im Æther.
    Die MS Utopia Planitia schwebte majestätisch zwischen der HMS Pequod und den beiden verbliebenen Pinassen.
    »Ahoi, Erdbewohner! Wir grüßen euch! Das Kometentier ist erlegt!«, ertönte die Stimme des marsianischen Kapitäns über Ætherfunk. »Eine wahrlich schöne Jagd, aber nun wird es Zeit, dass wir heil nach Hause kommen.«
    Das marsianische Schiff ging längsseits und sammelte die beiden verbliebenen Pinassen ein, dann wurden die Pequod und das tote Kometentier ins Schlepptau genommen. In den Stunden bis zum Erreichen des Rendezvouspunktes Enceladus, saßen die beiden Kapitäne bei mehreren Gläsern marsianischen Whiskys zusammen und waren sich einig, dass es der
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