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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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riesige Kugel. Sein Licht ließ das Deck rötlich erglühen. Der eiförmige Körper von Phobos, einem der beiden Monde, schob sich kurz darauf bedenklich nah vor die HMS Pequod . Deimos, der kleinere Trabant, befand sich noch weitgehend im Rücken des Roten Planeten, aber es würde vermutlich nicht mehr lange dauern, bis auch er ganz sichtbar werden würde. Die Mars-Trojaner, Asteroiden auf einer stabilen Umlaufbahn an den Lagrange-Punkten L 4 und L 5, blitzten im schwachen Licht der geschrumpften Sonne.
    Welch ein außergewöhnlicher Anblick , dachte der Kapitän.
    Der Zweite Steuermann, Christopher Pine, rief vom Poopdeck zu ihnen hinunter. »Sir, wir werden über Ætherfunk gerufen! Die MS Utopia Planitia entbietet ihre Grüße. Sie haben von unserer Jagd auf das Kometentier gehört und wollen sich uns anschließen.«
    »Aye! Das konnte wohl nicht ausbleiben«, erwiderte der Kapitän missmutig. »Aber wir werden es ihnen nicht leicht machen! Wecken Sie die Matrosen und die Offiziere der Morgenwache, lassen sie alle Segel setzen! Das Rennen ist noch nicht entschieden, und wir haben bereits einen Vorsprung. Es wäre doch gelacht, wenn wir nicht ein brauchbares Startfenster bekommen und das Kometentier vor diesen hochnäsigen Kolonisten fangen würden! Schicken sie Männer hinunter in die Last, man soll eine Extraportion Rum an Deck bringen – als Belohnung, wenn es uns gelingt, der Utopia Planitia davonzusegeln!« Er lachte. »Alle Mann in die Wanten!« – »Aye, aye, Kapitän!«
    Und so beeilte sich die Pequod , den riesigen Mars zu umrunden, um Schwung zu holen für den Sprung zu den äußeren Planeten.
    Schließlich war es geschafft, die Utopia Planitia blieb zurück und wurde zusehends kleiner, während die Pequod mit vollem Schub den äußeren Planeten entgegeneilte.
    Jupiter lag bereits ein geraumes Stück zurück, da sichtete einer der Matrosen im Krähennest, es war Mr. Henry A. Mulhouse, das seltene Kometentier. Saturn war in diesem Augenblick bereits zu einer großen, bleichen Scheibe angeschwollen und lag auf elf Uhr. Seine faszinierenden Ringe glitzerten frostig und abweisend.
    Die Besatzung wurde in Alarmbereitschaft versetzt, die Raketenharpunen über präzise Gewinde ausgerichtet, und der Kapitän befahl dem Steuermann halbe Fahrt. Für die Offiziere wurde Tee an Deck serviert.
    »Nur nichts überstürzen jetzt. Das Kometentier ist launisch«, sagte der Kapitän. »Wenn wir es zu früh aufschrecken, flieht es vielleicht zurück in die Oortsche Wolke. Wenn es erst einmal dort ist, können wir es nicht mehr fangen, weil das Sonnenlicht so tief im Raum nicht ausreicht, um unsere Segel zu befeuern.« Er gab Subalternoffizier Dingle ein Zeichen. »Ich erteile Ihnen hiermit Feuererlaubnis für die Harpunen. Sagen sie den Männern, dass sie die Beute ins Visier nehmen sollen.« Er wandte sich an Steuermann Robert Collins, einen der zuverlässigsten Männer an Bord. »Bringen Sie uns auf 10.000 Faden an die Kreatur heran! Und seien Sie auf der Hut, die Bestie darf uns nicht entdecken.« – »Aye, aye.«
    Und dann schlich sich die Pequod wie ein Panther auf der Pirsch von hinten an das riesenhafte Kometentier heran, von dem in diesem Augenblick nur sein silberner Schweif erkennbar war. Der Kapitän stand am Bug, trank seinen Tee, Earl Grey, und beugte sich vorsichtig über das Schanzkleid des Schiffes, um besser sehen zu können. Eine seltsame Unruhe hatte ihn erfasst.
    »Sind auf Schussweite heran, Sir!«, rief der Steuermann von Achtern.
    Der Kapitän winkte seine Leutnants herbei. »Lassen Sie die Pinassen bestücken. Die Männer sollen mobile Harpunen mitnehmen. Wir machen es auf die alte Art und Weise.«
    »Auf die alte Art und Weise , Sir?«, fragte Leutnant Gram stirnrunzelnd. »Das ... das ...«
    »Keine Sorge, Mr. Gram, das ist schon in Ordnung. Kommen Sie, alter Knabe, spüren Sie nicht auch das Jagdfieber?«
    »Ja, Sir! Ganz deutlich, Sir!«, Gram nahm Haltung an, salutierte und eilte davon, um die Beiboote bemannen zu lassen.
    Kurz darauf lösten sich die vier Pinassen von der HMS Pequod und durchpflügten den dunklen Æther, der sich zwischen Schiff und Kometentier spannte. Doch obwohl sie vorsichtig waren und sich aus einem toten Winkel der Kreatur näherten, wurden sie bemerkt. Das Kometentier entfaltete Teile seiner hauchfeinen segelartigen Haut, streckte sich und glitt lautlos davon, direkt auf den Gasriesen zu.
    Der Kapitän ließ die Pinassen ausschwärmen. Die Pequod folgte den Beibooten
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