Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
Vom Netzwerk:
die Kunden mehr an. Auf der unteren Ebene war man eine direkte Sprache gewohnt.
    Trotzig streckte Lilly ihr Kinn nach vorn, so dass ihr zum Bubikopf geschnittenes Haar nach hinten schnellte.
    »Es ist noch gar nicht sicher, ob wir überhaupt aufgenommen werden.«
    »Eben. Und ich will die Wahrscheinlichkeit, dass wir abgewiesen werden, minimieren.« Er griff in seine Brusttasche und zog ein Bündel grüner Geldscheine heraus. Geschickt fächerte er sie auf und wedelte damit vor Lillys Nase herum. »Also, an die Arbeit.«
     
    * * *
     
    Johann saß ungeduldig auf dem Barhocker und starrte die Tür an, hinter der Eugene vor Minuten verschwunden war. Heiße Wut brodelte in ihm und es fiel ihm schwer sitzen zu bleiben. Am liebsten hätte er noch einen Whiskey getrunken, aber er wusste, dass er ihn nicht vertragen würde. Außerdem wollte er nüchtern sein, jede Minute mit Lilly genießen können, denn die Zeit mit ihr war teuer erkauft und viel zu wenig. Doch das würde sich ändern. Er verachtete Eugene, mit seiner schlechten Haut, seinem rüpelhaften Benehmen und seinem überheblichen Chauvinismus. Doch er war der einzige Weg zu Lilly. Und wenn Johann diesen Weg gehen musste, wollte er auch ihren Beschützer ertragen.
    In einer Ecke saß ein betrunkener alter Mann, der auf seinem Banjo spielte und zahnlos versuchte, ein Volkslied zu singen. Die Menschen um ihn herum ignorierten ihn genauso wie sie Johnny ignorierten. Es war nicht ungewöhnlich, dass sich Herren der oberen Decks unten heimlich amüsierten. Sie waren der Geldhahn, an dem hier viele hingen. Eine andere Tür öffnete sich, und eine junge Frau mit asiatischen Gesichtszügen verließ mit einem Tablett voller Pfeifen den zweiten Hinterraum. Johnny hasste die Personen, die sich dort hinein begaben. Er hatte gesehen, wie die Menschen sich unter Opium veränderten. Seine Schwester war dem Rauschgift verfallen gewesen - ein unschätzbarer Verlust für die Gemeinschaft. Ihre Bildung war ausgezeichnet, man hatte sie gar als Multiplikator auserwählt. Es war vorgesehen worden, dass sie als Mutter ihre Quote übererfüllen sollte – und so die Stellung der Familie in der Kolonie zu stärken. Doch sie hatte sich lieber umgebracht.
    Der Kapitän hatte danach eine Razzia durchführen und die Schlafdroge verbieten lassen. Fast eine halbe Tonne Rohmaterial hatte man gefunden und der Maschine übergeben.
     
    Johann fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Ihm würde das nicht passieren.
     
    Er litt unter der entsetzlichen Wärme. Sein Apartment auf dem Kolonistendeck war viel kühler, ein Großteil der Energie, die die Maschine ihnen spendete, kam dem Komfort und dem Leben auf dem Oberdeck zu Gute. Johann fuhr sich mit dem Finger unter den hohen Stehkragen, der durch die schwarze Fliege an seinen Hals gedrückt wurde. Wenn er erst einmal bei Lilly wäre, würde es angenehmer werden.
    Heute würde er wagen, dachte er. Jetzt öffnete sich endlich die Türe zu Lillys Raum und Eugene trat heraus. Johann stand auf. Sein Magen fühlte sich flau an. Heute würde er es wagen. »Schnell, noch einen Whiskey«, herrschte er den Barmann an und legte eine Münze auf den Tresen. Bis Eugene bei ihm war, hatte er den billigen Fusel hinunter gestürzt. Dann nahm er seinen Zylinder, setzte ihn auf und griff nach seinem Spazierstock aus dunklem Holz, in dessen Griff ein Elefantenkopf geschnitzt war. Als Johann seine Finger über den Kopf gleiten lies, fühlte er sich wieder sicherer. Er war wie ein Elefant, dachte er oft. Was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, würde er gegen alle Widerstände durchführen. Und er hatte einen Plan.
    Eugene streckte ihm die Hand entgegen, die Johann ergriff und ihm dabei die Geldscheine übergab, die vereinbart waren.
     
    * * *
     
    »Liebst du mich, Johnny?« Lilly lag neben dem jungen Mann und streichelte langsam seine nackte Brust. Dieser nahm eine von Lillys billigen Zigaretten und steckte sie sich an.
    »Und wie.« Er richtete sich auf und zog Lilly mit sich. Dabei verrutschte das Laken, das sie bedeckt hatte, doch Johnny bemerkte es nicht. »Komm mit mir. Wir werden einen Weg finden. Ich habe Zukunft. Ich brauche eine Frau! Man erwartet mich bereits auf der Kolonie. Als ich nach meiner Geburt ausgewählt wurde, habe ich diesen Posten auf Lebenszeit erhalten. Es wird dir an nichts mangeln.«
    »Eugene wird mich nicht gehen lassen.« Lilly schaute wieder zu Boden. In ihren Augen sammelten sich Tränen.
    »Ich werde das regeln.« Aufgeregt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher