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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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sprang er auf. Nur mit seinen langen Unterhosen bekleidet, schritt er energisch durch das Zimmer. Er griff seinen Spazierstock und fuchtelte damit unbeholfen in der Luft herum.
    »Wie?«
    »Meine Familie hat Geld. Und Einfluss.« Johann dachte daran, wie sein Vater auf die Pläne reagiert hatte. Doch er verschob den Gedanken, er würde es auch alleine schaffen.
    »Das wird alles nichts nützen.« Lilly schüttelte den Kopf. »Er wird mich nie ganz aufgeben. Er wird immer wieder kommen.«
    »Wir könnten auf ein anderes Schiff umsiedeln. Die Ein langer Weg ist noch in Reichweite.«
    »Er wird uns finden.«
    »Verdammt«, fluchte er. »Wenn ich doch nur zur Polizei ausgesucht worden wäre. Dann könnte ich etwas gegen ihn unternehmen. Aber so ... wenn wir erst auf den Kolonien wären, würde ich über mehr Macht verfügen. Vielleicht könnte Vater … er hat Beziehungen zum Gouverneur …«
    »Willst du deine Eltern wirklich darum bitten?«
    Johann sank entmutigt auf einen Sessel. »Nein, das würde er nicht verstehen. Sie machen mir jetzt schon genug Vorwürfe.«
    »Hast du es ihnen erzählt.«
    »Noch nicht ganz. Aber das werde ich tun müssen. Seit dem Tod meiner Schwester setzen sie ihre ganzen Hoffnungen auf mich.«
    »Ich muss frei sein, Johnny, bevor ich mit dir kommen kann.«
    »Dann gibt es nur noch einen Weg …«
    Sie nickte ihm zu. »Ja … genau.«
    »Dann …« Er weigerte sich, es auszusprechen. Ihre Hand fuhr an seinem Hals lang. Sie drückte ihre Brüste gegen seinen Arm.
    »Dann …?«
    »Dann werde ich Eugene töten müssen ...«
Zwei
     
    Johann schritt gedankenverloren durch die Gänge des Kolonieschiffs Kleine Hoffnung. Der Frachter war groß genug, um nicht zu vielen Leuten über den Weg zu laufen, die einen kannten – und das, obwohl er schon seit fast zehn Jahren auf dem Raumschiff lebte. Die Kleine Hoffnung war ein hoffnungslos überfrachtetes Kolonieschiff. Die sechs riesigen Dampfmaschinen, die tief im Inneren verbaut waren, hatten damals genug Druck aufgebaut, um das Schiff, dass im Orbit der Erde zusammengesetzt worden war, in die richtige Richtung zu bringen. Dabei hatten sie fast zwei Drittel der Kohle- und Energievorräte verbraucht, mit der die Kleine Hoffnung gestartet war.
    Johann lehnte sich mit der Stirn an eins der dicken Fenster und sah hinaus in die Dunkelheit. Die ferne Sonne schien immer noch gleichmäßig auf das Schiff, dass sich langsam um die eigene Achse drehte. Durch die Rotation des Rumpfkörpers erzeugte die Maschine, tief im Inneren, die Schwærkræft - die Macht, die alles zusammenhielt.
    Er sah den Ring aus Glaskugeln, die um das Schiff herum, einer Perlenkette gleich, angebracht waren. Sie beinhalteten die großen externen Gärten, die mit einer dünnen Versorgungsschleuse mit dem Hauptschiff verbunden waren. Er wusste, weiter hinten, außer Sichtweite, hing der letzte Kohlentender. Die ersten zwei waren bereits kurz nach dem Start der Reise abgeworfen worden. Die anderen waren dem Unglück zum Opfer gefallen, als sie in einen Asteroidenschauer geraten waren.
    Die Energiemenge war vor dem Start genau ausgerechnet worden. Den benötigten Schub erhielt die Kleine Hoffnung durch die riesigen Sonnensegel, die den Sonnenwind fingen und so das Schiff vorantrieben. Die gedrosselten Maschinen hingegen sollten die Menschen am Leben erhalten und jeglichen Komfort an Bord sicherstellen. Das stampfende Geräusch der Kolben war der Herzschlag des Schiffes. Sollte es eines Tages verstummen, würden sie alle erfrieren.
    »Die Raumfahrt steckt noch in den Kinderschuhen«, sagte sein Vater immer wieder, wenn er die primitiven Maschinen sah, die das Leben an Bord ermöglichten. Und doch war er stolz, bei diesem Projekt als leitender Ingenieur an Bord sein zu können. Er setzte große Hoffnungen in Johann, war ihm doch ein hervorragender Posten in der Kolonialverwaltung sicher. Der Vater hoffte, dass sein Sohn eine schnelle und zügige Karriere hinlegen würde. Als Beamter per Geburt würde er auf Lebenszeit versorgt sein, das gleiche galt für seine Frau und die Kinder bis zum Erwachsenenalter.
    Aber was habe ich davon, dachte Johann, wenn ich nicht mit meiner Liebe zusammen sein kann. Er dachte an Lilly und sein Herz wurde ihm schwer. Wie sollte er erfüllen, was er ihr versprochen hatte?
    Ein Duell, dachte er. Er drückte den Rücken durch und stellte sich gerade hin. Das war eines Ehrenmannes wie ihm würdig. Jeder eine Pistole, morgens um sechs, hier auf der Promenade, oder
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