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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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ihre Arbeit tun«, mahnte er. »Und jetzt, wo Sie das Herz und den Schlund gesehen haben, können Sie mir sicher auch sagen, was das Blut der Charlie ist?«
    »Sie alle!«, erwiderte Algernon ohne zu zögern. »Die Æthermänner, die die Charlie mit allem versorgen, was sie braucht. Aber Mister Ross, an Ihnen ist ja ein Poet verlorengegangen!«
    Der Bootsmann spuckte auf den Boden. »Jetzt geht’s wieder nach oben. Kommen Sie, damit Sie den letzten Gang in Ihrem Dinnersaal nicht verpassen.«
     
    Sie kletterten eine der steilen Stiegen empor. Es war deutlich kühler und weiter hier oben. Algernon streckte die Glieder.
    »Von der Hölle ins Fegefeuer. Haben Sie Dank, Mister Ross. Aber was ist das dort hinten?«
    Durch eine Luke konnte man auf das Deck des Schiffes sehen. Darüber erhoben sich die Masten, an denen sich die riesigen Segel blähten, vierfach übereinander aufgetürmt und breit gefächert wie die Schnupftücher einer Riesenfamilie mit Influenza. Wie Spinnweben führten die Takelagen bis ganz nach oben zu den höchsten Rahen, und dort, an den äußersten Spitzen, krabbelte und wimmelte es von Æthermännern. Sie trugen silbrige Schutzanzüge, hatten ihre Füße mit Tauen an die Masten gebunden und stürzten sich immer wieder in den Æther.
    »Mister Ross, was tun diese Leute dort?«
    Der Bootsmann wand sich. »Sie ... springen.«
    »Das sehe ich. Sie lassen sich halsbrecherisch von den Rahen fallen und greifen nach irgendetwas. Warum? Was geht da vor?«
    »Wir durchqueren gerade den Asteroidengürtel. Die Männer greifen nach Spacium. Es kommt nur hier vor, auf kleineren Gesteinsbrocken, es ist wertvoll, und wir brauchen es unbedingt.«
    Algernon schüttelte verständnislos den Kopf. »Was die Männer dort tun, sieht gefährlich aus. Wozu wird das Spacium benötigt?«
     
    Ross wandte sich ab, als ergreife ihn eine leichte Übelkeit.
    »Wozu, Mister Ross?«, beharrte Algernon. »Ich habe heute mehr über die Ætherklipper erfahren als in all den Jahren zuvor. Sie haben mir Herz, Schlund und Blut der Charlie gezeigt. Seien Sie versichert, dass ich mir alles gut gemerkt habe und meinen Lesern davon erzählen werde. Von dem, was wichtig ist. Nicht von den Gesprächen im Dinnersaal. Nun verraten Sie mir auch das letzte Geheimnis. Was geht dort draußen vor?«
    »Was glauben Sie, Sir«, begann der Æthermann leise, »weshalb Jahr für Jahr ein neuer Rekord auf der Jagd nach dem purpurnen Band aufgestellt wird?«
    »Ich nehme an, die Klipper werden immer besser.«
    »Oh, die Klipper sind immer gleich gut. Aber sie können nicht so schnell fahren, wie es die Maschinen und die Besegelung zuließen. Ihre Geschwindigkeit wird von äußeren Umständen begrenzt. Die Reibung ist es, die ein guter Kapitän beachten muss.«
    »Die Reibung also. Was tut sie?«
    »Die Reibung, Sir, erzeugt Hitze. Wenn das Schiff mit voller Kraft unterwegs ist, wird sein Rumpf so heiß, dass er Feuer fängt. Aber es ist möglich, die Reibung zu vermindern, wenn man den Rumpf gut schmiert. Mit Spacium. Dazu wird es benötigt. Aber es ist gefährlich. Schauen Sie nur: Wenn einer der Männer zu kurz springt, kracht er gegen die Masten. Oder es trifft ihn einer der größeren Asteroiden. Damit Sie und Ihresgleichen, Sir, über immer neue Rekorde berichten können, riskieren die Männer dort draußen ihr Leben. Mitunter verlieren sie es. Zwei meiner Söhne, Sir ...«
    Er sprach nicht weiter.
    »Ich erkenne die Treppe wieder«, sagte Algernon sanft. »Bemühen Sie sich nicht weiter, ich finde allein zurück. Ich danke Ihnen, Mister Ross. Für alles.«
    Damit wandte er sich ab und stieg hinauf, schritt den spärlich erleuchteten Gang entlang, betrat an dessen Ende den helleren Nebengang, erreichte den breiten Hauptgang und stand wieder vor der Tür zum Dinnersaal.
    Mit einem tiefen Atemzug, als müsse er unter Wasser tauchen, stieß er sie auf und trat ein.
     
    * * *
     
    »Wo waren Sie denn nur?«, keifte ihm die Baronin entgegen. »Precious ist längst wieder zurück, er hat den direkten Weg zur Küche genommen und den Koch gebissen, eine kluge Wahl, wenn Sie mich fragen, denn er war definitiv besser genährt als die Ente, aber nun verlangt der Mann Schadensersatz, und diese nutzlose Person« – sie hackte mit ihrem Fächer nach Mabel, die verängstigt auf ihrem Stuhl kauerte – »ist auch noch geneigt, ihm Recht zu geben und mir in den Rücken zu fallen.«
    »Die Baronin würde sie auf der Stelle entlassen«, warf Shallow-Bargepole mit
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