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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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oder?« Vom Dorff tat, was er verlangt
hatte, und als sie ihren Weg fortsetzten, waren sie auch
tatsächlich allein. Mike sah sich noch ein paar Mal aufmerksam
um, während sie das Labyrinth aus Gängen und
Treppenschächten durchquerten, aber sie würden tatsächlich
nicht verfolgt. Es schien, als hielte Vom Dorff wirklich Wort.
Erst als sie ins Freie hinaustraten, sahen sie wieder einige
Soldaten, die aber einen respektvollen Abstand hielten.
»Und wohin jetzt?«, fragte Trautman.
Vom Dorff deutete mit einer Kopfbewegung auf das
geschlossene Eistor am anderen Ende des Hafenbeckens. »Dort.
Es gibt nur eine kleine Tür neben dem großen Fluttor. Sie ist der
einzige Ausgang aus der Stadt. In einer kleinen Kammer
daneben finden wir auch warme Kleidung.«
Sie marschierten los. Mike fiel unauffällig ein kleines Stück
zurück, bis er direkt neben Trautman ging. »Was haben Sie jetzt
vor?«, raunte er ihm zu. »Ich meine: Wie kommen wir hier
weg?«
»Wir?« Trautman schüttelte den Kopf. »Wir kommen gar
nicht von hier weg, Mike. Du wirst gehen.«
»Aber –«
»Kein Aber«, unterbrach ihn Trautman, scharf und so laut,
dass Vom Dorff die Worte einfach hören musste. »Wir machen
es so, wie ich es gesagt habe. Du bringst dich in Sicherheit. Das
ist deine einzige Chance, versteh doch! Und meine übrigens
auch. Wenn du davonkommst, dann könnt ihr später versuchen
mich irgendwie zu befreien. Ende der Diskussion.«
Ein hohes, immer lauter werdendes Heulen erklang, steigerte
sich binnen Sekunden bis fast an die Schmerzgrenze und brach
dann abrupt ab. Das Wasser des Hafenbeckens begann zu zittern
und im nächsten Augenblick konnte Mike sehen, wie die Wand
aus nachgemachtem Eis am anderen Ende des Hafenbeckens zu
vibrieren begann und sich dann in der Mitte teilte.
»Was bedeutet das?«, fragte Trautman alarmiert.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete Vom
Dorff. Zumindest die Überraschung in seiner Stimme klang
echt. »Jemand kommt. Ein ... Schiff. Aber ich verstehe nicht ...«
Aus der dünnen Linie in der Mitte des Fluttores war
mittlerweile ein Spalt geworden, der sich rasch weiter
verbreitete. Das Wasser schäumte hoch auf, als sich die beiden
Torhälften immer schneller auseinander bewegten. Dahinter
kam ein gewaltiges, graugrünes Etwas mit gezacktem
Stachelkamm und riesigen Bullaugen zum Vorschein.
»Das ist die WOTAN!«, keuchte Trautman. »Vom Dorff, was
haben Sie vor?«
»Ich verstehe das ja auch nicht!«, protestierte Vom Dorff.
»Glauben Sie mir, ich habe keine Ahnung! Das Schiff ist vor
zwei Stunden erst ausgelaufen! Irgendetwas muss an Bord
vorgefallen sein!«
Mittlerweile hatten sich die Tore weit genug geöffnet, um das
Schiff passieren zu lassen. Die WOTAN glitt behäbig durch die
gewaltige Pforte und kam in der Mitte des Hafenbeckens zur
Ruhe.
»Irgendetwas stimmt da nicht«, sagte Trautman. »Vom Dorff,
wenn das ein Trick ist, werden Sie ihn in weniger als sechs
Stunden bereuen. Mein Sohn ist nicht in der Lage, die
Kernschmelze aufzuhalten, falls Sie darauf spekulieren.«
Hinter den mannsgroßen Bullaugen im Turm der WOTAN
bewegte sich ein Schatten und nur Augenblicke später öffnete
sich die Luke oben am Turm und eine schlanke Gestalt in
schwarzer Kleidung stieg heraus.
Nicht nur Mike zog überrascht die Luft zwischen den Zähnen
ein, als er sie erkannte. Es war niemand anderer als Ben. Und
natürlich war es die NAUTILUS.
»Ahoi, da unten!«, rief Ben fröhlich. »Wie geht's denn so?«
Eine Sekunde lang regte sich überhaupt nichts, aber dann kam
plötzlich hektische Betriebsamkeit unter die Soldaten, die ihnen
in einigem Abstand gefolgt waren. Und nicht nur in sie. Überall
auf Balkonen und Simsen, hinter Türen und Fenstern erschienen
plötzlich Soldaten, die ihre Gewehre auf die NAUTILUS und
den Jungen auf ihrem Turm richteten.
Ben zeigte sich davon allerdings nicht besonders beeindruckt.
Er griff nur nach unten, und als er weitersprach, hielt er ein
kleines, an einer spiraligen Schnur hängendes Mikrofon in der
Hand, das seine Stimme zigfach verstärkte.
»Ich an eurer Stelle würde mir das dreimal überlegen«,
donnerte er. »Auf diese Entfernung ist es nicht ganz leicht, mich
zu treffen. Aber selbst wenn: Unten im Kommandoraum steht
mein guter Freund Singh und er hat einen Finger auf dem
Feuerknopf. Ihr wisst, was die Torpedos dieses Schiffes
anrichten können. Ein einziger Schuss und wir verwandeln eure
hübsche kleine Stadt in Kleinholz!«
»Das wagt er nicht!«,
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