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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bisschen hilflos aussah.
    »Sie erkennen also unser Problem«, sagte Vom Dorff
spöttisch. »Das alles ist wirklich sehr kompliziert. Aber Sie
kennen sich ja damit aus – hoffe ich.«
    »Für den Anfang wird es reichen«, sagte Trautman. »Wenn
ich das hier richtig sehe, dann ist es Ihnen nicht einmal
gelungen, die Heizung richtig einzustellen. Es ist zu warm hier.
In drei Jahren schmilzt Ihnen der Himmel über dem Kopf weg.«
»Können Sie das korrigieren?«, fragte Vom Dorff. »Das wäre
schon ein guter Anfang.«
    »Kein Problem«, sagte Trautman. »Aber ich glaube, ich weiß
sogar noch etwas Besseres.«
Vom Dorff machte ein fragendes Gesicht und Trautman
lächelte, drehte sich fast gemächlich zu ihm um und verpasste
ihm einen Kinnhaken.
Sein rechter Arm hing noch immer in der Schlinge und er war
mindestens dreißig Jahre älter als Vom Dorff, aber alter Mann
oder nicht, verletzter Arm hin oder her, seine Linke war immer
noch so gut wie in seinen besten Jahren. Vom Dorff wurde ein
gutes Stück von den Füßen und in die Höhe gerissen, verdrehte
die Augen und stürzte rücklings in seinen Sessel zurück. Noch
während er fiel, wirbelte Trautman mit einer schier unglaublich
schnellen Bewegung herum, sprang zum Kontrollpult und
senkte den Finger auf eine große, orangerot leuchtende Taste.
Mike hielt vor Entsetzen die Luft an, als die beiden Soldaten
ihre Gewehre hoben und auf Trautman richteten.
»Das würde ich mir überlegen«, sagte Trautman. »Ich zweifle
nicht daran, dass Sie mich mit dem ersten Schuss treffen, meine
Herren. Aber Sie sollten schon sehr sicher sein, dass ich keine
Gelegenheit mehr finde, diesen Knopf zu drücken. Denn wenn
es mir gelingt, dann hat Grönland in Zukunft eine neue
Attraktion ... einen künstlichen Vulkan.«
Die Männer zögerten. Ihre beiden Gewehre waren weiter auf
Trautmans Kopf gerichtet und ihre Finger spielten nervös an
den Abzügen. Aber Mike sah auch den Ausdruck in ihren
Augen. Sie hatten Angst. Er übrigens auch.
»Die Gewehre runter!«, befahl Trautman. »Ich habe nichts
mehr zu verlieren, meine Herren!«
Einer der Soldaten senkte zögernd sein Gewehr, sah dann
noch einmal unschlüssig von Vom Dorff zu Trautman und dem
roten Knopf, über dem seine Hand schwebte – und legte die
Waffe dann zu Boden. Einen Moment später folgte sein
Kamerad seinem Beispiel.
»Mike!«, sagte Trautman.
Mike trat rasch zu den beiden Männern hin, schleuderte eines
der beiden Gewehre mit einem Fußtritt in
die
gegenüberliegende Ecke des Raumes und hob das andere auf.
Hastig wich er wieder ein paar Schritte zurück und richtete die
Waffe auf die beiden Männer. »Alles in Ordnung?«, fragte
Trautman.
Mike nickte. Natürlich war nichts in Ordnung. Das Gewehr
lag schwer und irgendwie unangenehm in seiner Hand und er
war sich sehr deutlich der Tatsache bewusst, wie wenig ihm
diese Waffe nutzte, wenn es hart auf hart kam. Er würde
niemals auf einen Menschen schießen.
Aber das konnten die beiden Soldaten natürlich nicht wissen.
»Gut.« Trautman seufzte tief und hörbar erleichtert
– und
drückte den roten Schalter mit aller Kraft in die Fassung. Mike
fuhr erschrocken zusammen und die beiden Soldaten wurden
kreidebleich.
Ein leises, metallisches Schnappen erklang. Unter der Decke
des Raumes öffnete sich eine Anzahl paralleler Schlitze und ein
Strom eiskalter Luft fauchte herein.
»Hoppla«, sagte Trautman grinsend. »Da habe ich doch glatt
die Klimaanlage erwischt. Bei all diesen Knöpfen kann man
aber auch wirklich zu leicht die Übersicht verlieren.«
Einer der beiden Soldaten riss die Augen auf und wurde noch
blasser. Der andere machte einen halben Schritt vorwärts und
blieb wieder stehen, als Mike drohend das Gewehr hob.
Trautman grinste noch breiter, ging ohne das geringste
Anzeichen von Hast zur anderen Seite des Raumes und hob das
zweite Gewehr auf.
»Und jetzt raus!«, sagte er.
Die beiden Soldaten verschwanden wie der Blitz und
Trautman wandte sich wieder zum Kontrollpult zu und blickte
stirnrunzelnd über das Durcheinander von Skalen und Knöpfen.
Nach ein paar Sekunden drückte er einen Knopf und mit einem
dumpfen Knall senkte sich eine massive Eisenplatte aus der
Decke und verschloss die Tür.
»So«, sagte Trautman erleichtert. »Das dürfte für den Anfang
erst einmal reichen. Jetzt müssen sie sich schon etwas einfallen
lassen, um hier hereinzukommen.«
»Ich wusste es!«, sagte Mike.
»Was?«
»Dass Sie sich niemals mit diesen Verbrechern einlassen
würden«,
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