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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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welche.«
»Dann tun Sie es!«, verlangte Vom Dorff.
»Gerne«, antwortete Trautman. »Sobald Sie Mike freigelassen
haben und ich sicher bin, dass er weit genug weg ist.«
»Sie bluffen«, behauptete Vom Dorff.
Trautman hob die unverletzte Schulter. »Warten Sie einfach
sechs Stunden ab, dann wissen Sie es. Ich habe nichts mehr zu
verlieren. Und Mike auch nicht. Sie bringen uns beide sowieso
um, sobald Sie haben, was Sie wollen. Oder stecken uns für den
Rest unseres Lebens in den Kerker, was vielleicht noch
schlimmer ist.«
»Was genau verlangen Sie?«
»Das wissen Sie«, sagte Trautman. »Lassen Sie Mike gehen.
Sobald er in Sicherheit ist, stoppe ich den Reaktor.«
»Und wenn nicht, bringen Sie Hunderte von Menschen um?«
Vom Dorff schüttelte heftig den Kopf. »Das glaube ich Ihnen
nicht.«
»Ich behaupte nicht, dass ich es gerne tue oder es mir nichts
ausmacht«, sagte Trautman. Auf dem Pult vor ihm begann eine
rote Lampe zu flackern. Trautman sah sie einen Moment lang
stirnrunzelnd an, dann fuhr er fort: »Aber es wäre das kleinere
Übel. Wenn dieser verrückte Berghoff und mein missratener
Sohn diese Anlage hier in ihre Hände bekommen, dann werden
vielleicht Tausende sterben. Millionen, möglicherweise. Und
Mike und die anderen von der NAUTILUS ganz sicher. Lassen
Sie den Jungen gehen und ich schalte ab. Wenn nicht ...«
»Ich gehe nicht allein von hier weg!«, sagte Mike. »Und ob du
das tun wirst«, erwiderte Trautman. »Willst du lieber zusammen
mit mir hier sterben? Du verschwindest! Das ist ein Befehl!«
»Und Sie?«
Trautman schnaubte. »Du musst dir keine Sorgen um mich
machen«, sagte er. »Sie werden mir nichts tun. Nicht, solange
ich ihnen nicht alles über diese Apparate hier verraten habe, was
ich weiß. Und das wird sehr, sehr lange dauern. Es sind eine
Menge Knöpfe und mein Gedächtnis ist nicht mehr das beste.«
Er wandte sich an Vom Dorff. »Also?«
Vom Dorff starrte ihn an. Seine Augen sprühten vor Hass.
»Dafür werden Sie bezahlen, das schwöre ich!«
»Darf ich das als Ja interpretieren?«, fragte Trautman.
Vom Dorff nickte. »Binden Sie mich los. Niemand wird Ihnen
etwas tun.«
Trautman gab Mike ein entsprechendes Zeichen, sagte aber:
»Falls Sie jetzt etwa planen, uns von Ihren Leuten überwältigen
zu lassen und die Lösung unseres kleinen ... Problems aus mir
herauszupressen, denken Sie an zwei Dinge: Ich bin ein
ziemlich sturer Mann und ein ziemlich alter Mann. Ich kann
Ihnen nicht sagen, ob und wie lange ich eine wirklich schlimme
Folter durchstehe, ehe mein Herz aussetzt. Und Sie könnten
niemals sicher sein, ob ich Ihnen auch wirklich die Wahrheit
gesagt habe ... nicht vor Ablauf von sechs Stunden, meine ich.«
»Im Gegensatz zu Ihnen halte ich mein Wort«, sagte Vom
Dorff wütend.
Trautman grinste. »Sie können sicher sein, dass das nicht der
einzige Unterschied zwischen uns ist. Sind wir im Geschäft?«
»Habe ich denn eine Wahl?«
»Nein«, antwortete Trautman. Er gab Mike einen Wink. »Du
kannst ihn jetzt losbinden.«
Während Mike die Fesseln des Deutschen endgültig löste,
drückte Trautman einen Knopf und die fingerdicke Stahlplatte
vor der Tür hob sich zischend wieder in die Decke zurück.
Sofort stürmten mehr als ein Dutzend Soldaten herein, die
Trautman und ihn sofort und mit weitaus mehr Gewalt als
notwendig überwältigten.
»Lasst das!«, sagte Vom Dorff scharf. »Lasst sie los. Sofort!«
Die Männer gehorchten, wenn auch zögernd und nicht ohne
Vom Dorff verwirrt-fragende Blicke zuzuwerfen. Vom Dorff
stand auf und rieb sich die Handgelenke. Die Stricke, mit denen
sie ihn gefesselt hatten, hatten sichtbare rote Streifen auf seiner
Haut hinterlassen. »Das ist nicht nötig«, fuhr er fort. »Das
Ganze war nur ein dummes Missverständnis, nicht mehr.«
Natürlich waren die Männer jetzt vollkommen verwirrt. Aber
nachdem Vom Dorff seine Worte noch einmal in schärferem
Tonfall wiederholt hatte, zogen sie sich zurück.
»Zufrieden?«, fragte Vom Dorff.
»Zufrieden bin ich erst, wenn ich Mike unbehelligt aus dieser
Stadt hinausspazieren sehe«, antwortete Trautman.
Vom Dorff warf einen nervösen Blick auf
das
Instrumentenpult, an dem sich Trautman zu schaffen gemacht
hatte. »Dann sollten wir uns lieber beeilen«, sagte er. »Wir
haben nicht allzu viel Zeit.«
Sie verließen den Raum. Ganz wie Mike erwartet hatte,
wimmelte es draußen auf dem Gang nur so von Soldaten.
»Schicken Sie sie weg«, verlangte Trautman. »Wir wollen doch
kein Aufsehen erregen,
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