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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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begann zu zittern und für einen kurzen
Moment flackerte das Licht.
Mike sah wieder zu dem Kriegsschiff hinaus. Es war bereits
deutlich näher gekommen und es hatte seine Geschwindigkeit
offensichtlich stark erhöht. Die Männer an Bord des Schiffes
mussten sie gesehen haben. Und Mike hatte das sehr sichere
Gefühl, dass sie nicht in freundlicher Absicht kamen. Sie hatten
schon zu viele unangenehme Erfahrungen mit Vertretern der
kaiserlichen deutschen Kriegsmarine gemacht, als dass er ihnen
noch traute.
»Das schaffen wir nicht!«, flüsterte Ben. »Sie sind in zwei
Minuten hier!«
»Abwarten«, sagte Trautman. »Singh?«
Der Inder nickte. Trautman und er betätigten ein paar
Schalter. Die Maschinen tief im Rumpf der NAUTILUS heulten
auf – und dann stürzte das Wasser regelrecht vor dem Fenster in
die Höhe. Mike klammerte sich erschrocken an einem Regal
fest und auch Ben wäre um ein Haar gestürzt, als die
NAUTILUS plötzlich wie ein Stein in die Tiefe sank. Das Licht
flackerte. Das ganze Schiff zitterte und stöhnte wie ein lebendes
Wesen und auf Trautmans Pult wechselten etliche Lichter ihre
Farbe von grün zu rot. Offensichtlich belastete Trautman das
Schiff bis an seine Grenzen.
Doch so schlimm es auch war, es dauerte nur wenige
Minuten. Mike konnte spüren, dass die NAUTILUS bereits
langsamer wurde. Nach einer oder zwei weiteren Minuten
hörten sie völlig auf zu sinken und das Schiff schwebte lautlos
im Wasser. Vor dem Bullauge war jetzt nichts mehr als
vollkommene Schwärze.
»Achtzig Meter«, seufzte Trautman. »Das sollte reichen.
Himmel, das war verdammt knapp! Wie konnte das passieren?«
»Sie haben uns wahrscheinlich zufällig entdeckt«, sagte Ben.
»Ich nehme an, dass sie auf Patrouillenfahrt waren und –«
»Das meine ich nicht!«, unterbrach ihn Trautman in
ärgerlichem Ton. »Wieso hat sie niemand gesehen? Ich habe
eindeutig angeordnet, dass immer jemand an den
Ortungsgeräten Wache halten muss, solange die NAUTILUS
aufgetaucht ist! Verdammt noch mal, wisst ihr eigentlich, was
alles hätte passieren können? Wenn der Kapitän des Kreuzers
uns für ein englisches U-Boot gehalten hätte, dann hätte er
vermutlich zuerst geschossen und dann die Trümmer aus dem
Wasser gefischt um nachzusehen, was er getroffen hat!« Sein
Blick wanderte von einem zum anderen. »Also? Wer hatte
Wache?«
Mike senkte betreten den Blick und auch Ben schien plötzlich
etwas furchtbar Interessantes auf dem Boden zwischen seinen
Schuhen entdeckt zu haben, während Chris, der noch immer am
Funkgerät saß, nach Kräften versuchte unsichtbar zu werden.
»Also gut«, grollte Trautman. »Wir klären das später. Aber
glaubt bloß nicht, die Sache wäre damit erledigt. Singh, wir
gehen auf Nordkurs. Hundertfünfzig Meilen mit voller Kraft.
Ich hoffe, unseren schießwütigen kaiserlichen Freunden ist es
dort zu kalt!«
»Da ... stimmt etwas nicht«, sagte Singh plötzlich. »Etwas –«
Er kam nicht weiter. In der endlosen Dämmerung draußen
glomm plötzlich ein winziger, gelboranger Funke auf, der im
Bruchteil einer einzigen Sekunde zu einer brodelnden
Feuerkugel heranwuchs, die unmittelbar neben der NAUTILUS
zu lodern schien. Ein gewaltiger Donnerschlag erklang und nur
einen Moment später erbebte das Schiff wie unter
einem
gewaltigen Hammerschlag. Abgesehen von Trautman und
Singh, die sich am Kontrollpult festklammerten, wurden alle
von den Füßen gerissen und kugelten haltlos durcheinander. Die
gesamte NAUTILUS legte sich auf die Seite und richtete sich
schwerfällig wieder auf.
»Mein Gott!«, keuchte Mike, während er sich wieder
hochrappelte. »Was war das?«
»Eine Wasserbombe«, antwortete Trautman. »Die schießen
auf uns! Sie müssen vollkommen wahnsinnig geworden sein!«
Wie um seine Worte noch zu bestätigen, flammte eine zweite
Feuerkugel im Meer auf; diesmal aber so weit entfernt, dass die
NAUTILUS nur sacht erzitterte.
»Wasserbomben?«, stammelte Ben. »Aber ... aber warum
denn? Wir haben keinen Streit mit dem Kaiserreich!«
Trautman zog den Kopf zwischen die Schultern, als
die
NAUTILUS unter einer dritten, diesmal wieder näheren
Explosion erzitterte. »Sag das denen da!«, antwortete er mit
einer Kopfbewegung zur Decke. »Singh! Volle Kraft voraus!«
Die NAUTILUS nahm Fahrt auf. Noch zweimal erbebte das
Schiff unter den Druckwellen explodierender Wasserbomben,
dann waren sie aus der Gefahrenzone heraus und Trautman
atmete erleichtert auf.
»Das war knapp«, sagte er noch einmal.
Die Tür flog auf
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