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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)
Autoren: Bethany Griffin
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du nicht zulassen würdest, dass ich fliehe?«
    »Ich bin immerhin seine Tochter.«
    Ich lache. Von Herzen. »Los, sag mir die Wahrheit.«
    »Ich will nicht darüber reden.«
    Doch ich bemerke die Tränen in ihren Augen.
    »Wie du willst. Ich werde nicht mit dir gehen. Lieber verblute ich.« Ich strecke die Hand aus, um den Verband abzureißen, ehe ich ihr in die Augen sehe. »Bitte«, füge ich leise hinzu.
    »Er hat mich angesteckt«, sagt sie tonlos.
    Ich schnappe entsetzt nach Luft. »Mit …«
    »Nicht mit dem Roten Tod, sondern mit der Seuche.« Unsere Blicke richten sich auf Thom, auf die leuchtend violetten Pusteln in seinem Gesicht. »Vater behauptet, er hätte das Gegenmittel. Wenn ich tue, was er sagt, gibt er es mir.«
    »Aber du bist trotzdem abgehauen.«
    Sie zuckt mit den Schultern.
    »Er wollte dasselbe mit dir tun. Das war mit dem Wort verwandeln gemeint.«
    »April, wenn er das Gegenmittel hat …«
    »Ich konnte doch nicht zulassen, dass er dich in seiner Gewalt hat.«
    Ich ziehe das Glasfläschchen hervor. »Hier, trink die Hälfte davon.«
    »Was ist das?«
    »Trink einfach.«
    April nippt dreimal vorsichtig daran und leert das Fläschchen exakt zur Hälfte, dann gibt sie es mir zurück. Mein Arm ist zu taub, um es in der Tasche zu verstauen, also schiebe ich es in meine Corsage. Ich muss den Rest für jemanden aufbewahren, der mehr bewirken kann als ich.
    Thom betrachtet meine Wunde. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wer oder was das getan hat. Es sieht aus, als hätte etwas versucht, ein Stück von dir herauszubeißen …« Seine Stimme verklingt. »Oh.«
    »Das Wasser war viel zu kalt für Krokodile«, sage ich, obwohl es selbst in meinen eigenen Ohren lächerlich klingt.
    »Wir müssen dringend von hier weg«, sagt April.
    »Aber es gibt keinen Weg aus der Stadt heraus. Malcontents Gottessoldaten haben alles umzingelt und blockieren sämtliche Straßen«, sagt Thom und schüttelt entschuldigend den Kopf.
    Gottessoldaten? Wir müssen unbedingt so schnell wie möglich zum Ballon.
    »Wir gehen zum Morgue «, sage ich.
    Es ist fast genauso wie damals, als die Seuche ausgebrochen ist. Menschen kommen an uns vorbei, einige mit Koffern, andere mit den Leichen ihrer Angehörigen im Schlepptau. Ein alter Mann taumelt auf die Straße und reckt die Faust. Sekunden später fällt er tot um. Blut läuft ihm aus den Augen. Wir treten über seine Leiche hinweg. Ich habe Angst, dass es keiner von uns schaffen wird, dieser Hölle zu entfliehen.
    Und mindestens genauso groß ist meine Angst, jemand könnte den Ballon schneller erreichen als wir.
    Die Luft ist stickig und feucht. Meine Wunde will nicht aufhören zu bluten. Wie lange dauert es, bis ich verblutet bin, so wie Finn? Vielleicht ist das ja mein Schicksal. April hält mich fest, und der Junge will mir helfen, aber er weiß nicht recht, ob er mich anfassen soll, deshalb geht er einfach nur neben mir her.
    Nur wenige Straßen trennen uns noch vom Morgue . Vor uns ragt eine verlassene Textilfabrik auf. Die Straße teilt sich. Egal, welche Abzweigung wir nehmen, der Weg zum Morgue ist immer gleich lang. Ich entscheide mich für die linke Seite, auch wenn ich nicht sagen kann, weshalb. Es fühlt sich einfach besser an.
    Zwei Männer treten aus einer Tür. Sie tragen eine Kiste. Den einen erkenne ich wieder, aber ich sage mir, dass es unmöglich ist. Es gibt auch andere Männer mit einem so überheblichen Gang. Andere Männer mit blondem Haar.
    Aber ein anderer Mann würde vielleicht nicht stehen bleiben, uns ansehen und auf uns zugelaufen kommen.
    Er trägt seine Maske. Ausnahmsweise. Er ist doch nicht tot, und vielleicht ist sein Bedürfnis, unnötige Risiken einzugehen, ja endgültig gestillt. Ein rotblauer Wollschal ist um seinen Hals geknotet.
    »Dieser Schal sieht grauenhaft aus«, brummt April, doch in ihrer Stimme schwingt noch etwas anderes mit. Etwas, von dem sie nicht will, dass wir es hören.
    »Elliott.« Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.
    Sein Gesicht ist rosa und wund, seine Hände und Arme sind mit Verbänden bedeckt.
    Ich trete zwei Schritte vor und will mich ihm in die Arme werfen, doch er weicht zurück und dreht sich so, dass die Kiste zwischen uns ist.
    »Gut, da seid ihr endlich«, sagt Kent. »Dann können wir ja gehen.«
    April läuft los. Elliott lässt die Kiste sinken, zieht sie an sich und hält sie für einen kurzen Moment fest. Seine Augen, die noch immer auf mich gerichtet sind, wirken eisig.
    Ich
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