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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)
Autoren: Bethany Griffin
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Stoff so juckt.«
    »Dann stirbst du also nicht?«, fragt April. »Du bist einer von den Glücklichen …« Sie lässt ihre Stimme verklingen. Wer kann schon sagen, ob die Glücklichen jene sind, die überleben, oder eher jene, die einen raschen Tod erleiden?
    April und ich stützen uns gegenseitig. Meine Schulter brennt.
    »Ich habe es schon, seit ich neun bin«, sagt er. »Aber seit dem letzten Jahr ist es schlimmer geworden.«
    »Tut es denn weh?«, erkundigt sich April.
    Am liebsten würde ich ihr sagen, dass sie ihn in Ruhe lassen soll. Bisher hat es sie doch auch nicht gekümmert, nicht im Mindesten. Bevor er antworten kann, dringt das Echo von Schüssen aus den Häusern links und rechts von uns.
    »Wir müssen hier weg«, sagt April.
    Der Junge sieht uns nur an.
    »Hast du einen Ort, wo du hingehen kannst?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. »Unsere Hütten in den Sümpfen sind zerstört worden. Und dort will ich nicht mehr hin.« Er deutet in Richtung Tunnel.
    Ich berühre meinen Arm und stelle verblüfft fest, dass meine Finger blutig nass sind.
    »Die Wunde ist tief, Araby. Wir müssen etwas finden, um sie abzubinden.« Verzweiflung schwingt in Aprils Stimme mit.
    Sie zerrt an ihrem Rock, doch er ist aus dünnen Spitzenstücken zusammengesetzt, mit denen sich die Blutung unmöglich stoppen lässt. »Wir brauchen irgendetwas, was das Blut aufsaugt.«
    Mein Kleid besteht aus einem dunkelgrünen Netzstoff, und allein die Vorstellung, ihn auf die pochende Wunde zu pressen, ist unerträglich. Der Tote neben uns trägt ein Hemd, das sich gewiss eignen würde, aber seine Kleidung ist mit Sicherheit von Krankheitskeimen verseucht. Der Junge hat sich eine Schärpe aus Baumwollstoff um die Taille gebunden, die er nun langsam losbindet.
    »Du kannst die hier nehmen, wenn du willst.« Er reicht mir das Stoffstück. April mustert es einen langen Moment.
    »April, mir ist gar nicht gut.« Meine Hände zittern.
    »Schön hierbleiben, Araby«, sagt sie, während sich die Welt um mich zu drehen beginnt. Ich spüre, wie sie den Stoff auf meine brennende Wunde presst.
    Sie legt den Arm um mich und zerrt mich in Richtung einer schweren Holztür. Der Junge öffnet sie, wir drängen uns ins Haus und lassen uns auf die kühlen Fliesen sinken. April presst immer noch den Stoff auf die klaffende Wunde auf meinem Rücken.
    »Ich kann eine Schlinge daraus binden«, sagt der Junge, »wenn es okay ist, dass ich dich anfasse.«
    »Es ist in Ordnung …« Ich kann nicht weitersprechen. »Ich will nicht sterben.« Meine Gedanken schweifen zurück zu jenem Abend in den geheimen Gärten der Akkadian Towers, und ich höre mich dieselben Worte zu Elliott sagen. Oder vielleicht ist es auch Will im Ballon. Ich will nicht sterben.
    »Wie heißt du?«, frage ich den Jungen.
    »Thom«, antwortet er. Ich nicke und rapple mich mühsam auf.
    Brandgestank hängt in der Luft.
    »Sie wird gleich ohnmächtig«, sagt Thom. Aber ich glaube nicht, dass das passiert.
    »Hier.« April reicht mir ihren Flachmann. Ich leere ihn, dann entgleitet er meinen Fingern und fällt scheppernd zu Boden.
    »Genug herumgesessen«, höre ich mich sagen. »Lasst uns gehen.«

S ECHSUNDZWANZIG
    A pril hebt den Flachmann auf. Ein Glück, denn ich bin viel zu benommen und hätte ihn ganz bestimmt vergessen.
    Dann tut sie etwas, was mich völlig vom Hocker reißt. Sie dreht sich um und fragt Thom: »Willst du mit uns kommen?«
    »Was tust du da?«, flüstere ich.
    »Wir können ihn doch nicht einfach hierlassen«, sagt sie.
    Ich starre sie fassungslos an.
    »Er kann höchstens zwölf sein. Wir können ihn nicht einfach hierlassen. Sollte die Ansteckungsgefahr zu groß werden, können wir ihn immer noch irgendwo zurücklassen, wo er in Sicherheit ist.«
    Sie trägt keine Maske. Die Ansteckungsgefahr ist bei jedem zu groß, mit dem sie in Kontakt kommt.
    April legt den Arm um mich, sorgsam darauf bedacht, die Wunde nicht zu berühren.
    Thom macht Anstalten, mich von der anderen Seite zu stützen, doch April wiegelt ab. »Nein, nein, ich schaffe das schon.«
    Der Alkohol brennt in meinem Magen. Die Wunde beginnt zu jucken, aber ich sage mir, dass es bestimmt nur Einbildung ist. Ich habe mich nicht angesteckt. Aber vielleicht April. Ich bemerke die roten Punkte, die sich von ihrer Handwurzel bis zu ihrem Ellbogen hinaufziehen. »April …«, stammle ich. »Wieso hat dein Vater dich bei mir gelassen?«
    »Was?«
    »Wieso war dein Vater so sicher, dass er dir vertrauen kann? Dass
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