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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)
Autoren: Bethany Griffin
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umzingelt.
    »Ich werde dich deine Maske weiter tragen lassen«, sagt einer der Männer.
    Am liebsten würde ich laut auflachen. Ich habe doch keinen Schwur geleistet, um bei klarem Verstand zu bleiben, habe mich nicht gegen Wills Küsse und Zärtlichkeiten gewehrt, die ich mir so sehnlich gewünscht habe, nur um am Ende an einem Ort wie diesem zu landen. Das Messer steckt immer noch in meinem Stiefel. Ich ziehe es heraus und schwenke es drohend hin und her. Doch es sind zu viele. Und sie sind ebenfalls mit Messern und Knüppeln bewaffnet. Einige haben sogar Musketen. Malcontents Armee steht vor mir. Ich hole tief Luft und schreie so laut, wie ich nur kann.
    Sie weichen zurück. Ich suche nach dem Jungen mit den traurigen Augen – vielleicht kann er mir ja helfen. Aber er ist verschwunden.
    Ich höre Stimmen auf der Treppe.
    »Araby?« Aprils Stimme.
    »Das ist die Tochter des Heiligen«, murmelt einer der Männer.
    »April?«, rufe ich leise. Jeder Atemzug schmerzt mich.
    »Sag ihr, sie soll verschwinden«, sagt ein Mann und greift nach mir.
    Seine Hände legen sich um meine Taille. Ich male mir aus, wie die Krankheit durch seine Haut dringt und sich über die Falten meines Kleides ergießt. Irgendwann wird sie den Stoff durchdringen und meine Haut berühren. Wieder stoße ich einen Schrei aus, diesmal lauter.
    Jemand packt mich unter den Armen und zieht mich hinein in die Menge. Fort von April. Fort von der Treppe und der sauberen Luft. Ich will mich wehren, aber keinesfalls etwas oder jemanden berühren. Ich würge. Das Messer entgleitet mir und landet klappernd auf dem Boden.
    »Lass sie los.« Trotz ihrer leisen Stimme ist der Befehl unüberhörbar. Sie erinnert mich an Elliott. »Lass sie auf der Stelle los, sonst wirst du in der Hölle schmoren, und zwar ehe du dichs versiehst.«
    Unvermittelt lösen sich die Hände. Ich lande unsanft auf dem Boden.
    »Araby«, sagt April. »Los, schnell, die Treppe hinauf!« Ich zögere keine Sekunde.
    Sie steht in ihrer albernen, leuchtend roten Corsage mit einer Muskete in der Hand am oberen Treppenabsatz. »Komm mit«, sagt sie. »Vater wird uns an einen Ort bringen, wo wir sicher sind.«
    Ein Lächeln liegt auf Malcontents Zügen, als er uns einen breiteren, durch eine Mauer abgetrennten Gang entlangführt und April die Waffe aus der Hand nimmt.
    »Dein Kleid ist zwar ruiniert, aber dein Haar sieht spitzenmäßig aus«, sagt sie und lacht. »Ich rede natürlich von dir, nicht von Vater. Sein Haar ist die reinste Katastrophe.«
    In dem Blick, den er ihr zuwirft, liegt kein Funken Liebe oder Freundlichkeit.
    »Hinsetzen.« Der Reverend deutet auf einen Platz auf dem Boden. Mir ist sofort klar, weshalb er ausgerechnet diese Stelle ausgewählt hat. Er zieht ein Paar Handschellen heraus, lässt eine um mein Handgelenk einrasten und befestigt die andere um ein an der Wand verlaufendes Metallrohr. »Bleib, wo du bist«, befiehlt er und lacht leise.
    »Tu ihr nicht weh«, sagt April. »Du kannst sie immer noch verwandeln. Überleg nur, wie beeindruckt die Leute sein werden, wenn sie erfahren, dass du die Tochter des Wissenschaftlers verwandelt hast.«
    Der Reverend beachtet sie nicht.
    »Elliott hat sie geliebt«, fügt sie im Brustton der Überzeugung hinzu.
    Mir stockt der Atem. Wie können mir diese Worte die Tränen in die Augen treiben? Nach allem, was passiert ist?
    Reverend Malcontent durchquert den Raum mit drei ausladenden Schritten, reißt ihr die Maske vom Gesicht und schleudert sie zu Boden. Dann hebt er den Fuß und lässt ihn mit voller Wucht auf das Porzellan niedersausen, das mit einem Knacken auf dem Steinboden zerbricht. April und ich sehen voller Entsetzen zu.
    »Jetzt kann ich sicher sein, dass du allein Gott vertraust«, erklärt er.
    Eigentlich hätte ich erwartet, dass er meine Maske ebenfalls zerstören würde, doch er verlässt den Raum, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Stirnrunzelnd berührt April ihr Gesicht … und zieht einen kleinen Spiegel aus der Tasche.
    »Ist dieser Lippenstift zu rot?«, fragt sie. Ich bewege den Kopf kaum merklich, was sie offenbar für ein Nein hält. »Gut, denn in einer Familie sollte es nur eine bestimmte Anzahl an Verrückten geben, und ich werde all die Sünden nicht noch schlimmer machen, indem ich mit einem zu roten Lippenstift durch die Gegend laufe.«
    Ich muss lachen. Ich kann einfach nicht anders.
    »Aber natürlich ist dieser eine Verrückte an allem schuld. Onkel Prospero. Mein Vater hat erst den
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