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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel
Autoren: Rainer Wekwerth
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Sie schien nicht zu verstehen, was geschehen war, aber auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln, als sie näher kam und sich zu ihm herabbeugte.
    »Bist du verletzt?«, fragte sie leise und berührte vorsichtig sein Gesicht.
    Damian erwiderte ihr Lächeln, aber dann griff eine eiskalte Faust nach seinem Herz.
    In Laras Rücken erhob sich langsam ein Schatten.
    Asiszaar war noch am Leben.

70.
    Asiszaar erfasste das Geschehen und wusste, er hatte verloren. Noch war er nicht besiegt, aber allein war er chancenlos. Schon richteten die Engel ihre Aufmerksamkeit auf ihn und auch Damian hatte ihn entdeckt.
    Alle Träume von Ruhm und Macht würden mit seinem Tod vergehen, aber er war bereit, die Engel, Damian und Satan selbst den höchsten Preis für seinen Tod bezahlen zu lassen.
    Er würde das Mädchen töten.
    Regungslos stand sie mit dem Rücken zu ihm. Kein Engel war in ihrer Nähe. Niemand konnte noch ihr Schicksal ändern, denn Damian lag unbewaffnet am Boden. Er würde der Nächste sein. Und dann würde Asiszaar weiterkämpfen, bis die Engel seine dunkle Seele auslöschten.
     
    Zwei schwarze Schwerter blitzten auf. Damian blickte in Laras Augen. Er sah ihre Liebe für ihn. Ihm blieb keine Zeit mehr und so handelte er instinktiv.
    Seine Hände schossen nach oben, stießen brutal gegen Laras Schulter und schleuderten sie zur Seite. Lara rollte unter den herabstoßenden Schwertern in Sicherheit, während sich die Klingen tief in Damians Brust senkten.
    Er spürte keinen Schmerz.
    Nur Liebe.
    Für ein Mädchen.
    Aus einer anderen Welt.
     
    Asiszaar fluchte, als die Schwerter das Mädchen verfehlten und stattdessen den Verräter aufspießten. Er wollte die Klingen aus dem Leib ziehen und erneut nach ihr stoßen, als zwei Lanzen seinen Körper durchbohrten. Aus seinem Oberkörper ragten glänzende Spitzen, die er zornig anstarrte.
    Er taumelte nach vorn, aber er fiel nicht. Langsam wandte er sich um und starrte auf Gabriel und Sanael, die ihre Waffen zurückzogen. Sie sahen ihn ruhig an.
    Eine weitere Lanze durchbohrte seinen Nacken und trat unterhalb des Kehlkopfes wieder aus.
    Asiszaar bleckte die Zähne. Er konnte nicht mehr sprechen, nur noch ein Krächzen verließ seinen Mund. Langsam hob er die Arme mit den beiden Schwertern. Die Klingen funkelten bedrohlich, versprachen den Tod, aber er hatte nicht mehr die Kraft, sie zu schwingen.
    Er schloss die Augen.
    Dann kam der Schmerz in heißen Flammen und trug seinen Geist hinweg.
     
    »Nein«, stammelte Lara. »Nein, nein, nein.«
    Fassungslos blickte sie auf Damian hinab, der sie ruhig ansah. Auf seinem Hemd hatten sich zwei große dunkle Blutflecken gebildet. Ein dünnes Rinnsal Blut lief aus seinem Mundwinkel den Hals hinab.
    Lara drehte sich um und starrte die Engel an. »Tut doch etwas. Helft ihm!«, flehte sie verzweifelt.
    Gabriel trat einen Schritt vor. Er warf einen Blick auf Damian, der ihn anlächelte, und schüttelte dann den Kopf. »Wir können nichts für ihn tun. Seine Zeit ist gekommen.«
    »Nein!«, stieß Lara hervor, ließ sich auf die Knie fallen und presste ihre Hände auf Damians Wunden, als könne sie so die Blutungen stoppen. Sie sah in Damians bleiches Gesicht und konnte in seinen wintergrauen Augen den Frieden erkennen, der ihn erfasst hatte. Unablässig quoll sein Blut zwischen ihren Fingern hervor, aber er schien glücklich zu sein.
    Dann versuchte er, etwas zu sagen. Seine Finger zuckten bei der Anstrengung, ihre Hand zu drücken. Als ein kaum hörbares Flüstern seine Lippen verließ, beugte Lara sich tief zu ihm herab und hielt ihr Ohr über seinen Mund.
    »Du bist so schön«, sagte er.
    Lara spürte, wie heiße Tränen über ihre Wangen rannen, als sie mit beiden Händen sein schmales Gesicht umfasste. »Nein. Nein, du bist schön. Und du musst leben. Gib nicht auf«, sagte sie. »Bitte, du darfst nicht sterben«, flüsterte sie mit zitternder Stimme.
    Und da war es wieder. Sein Lächeln. Dieses Lächeln, das sie so verzaubert hatte. Lara hatte das Gefühl, als ob ihr jemand eine eiskalte Klinge ins Herz bohrte. Der Schmerz nahm ihr fast den Atem, als sie begriff, dass Damian sterben würde.
    »Ich muss gehen.«
    »Bitte, bitte, bleib bei mir«, stammelte Lara wieder und wieder, ihre Augen unablässig auf Damians Gesicht gerichtet.
    »Siehst du das Licht?«, fragte er und sein Blick schien in weite Ferne entrückt. »Siehst du es, Lara? Es ist so … so strahlend.«
    Dann verflogen die Worte auf seinen Lippen.
    Ein warmes Leuchten strömte
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