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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel
Autoren: Rainer Wekwerth
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glauben, dass sich ihm jemand widersetzen wollte.
    Damians Blick schweifte über das Gesicht des anderen. Die rituellen Narben, die sich Asiszaar selbst beigebracht hatte, wirkten wie ein verworrenes Muster mit einer Bedeutung, die ihm verschlossen blieb.
    Asiszaar war ohne Zweifel verrückt. Ein gehorsamer Diener Satans und ein gefürchteter Kämpfer, aber eindeutig wahnsinnig. Er liebte und genoss die Gewalt, das Gefühl, anderen Lebewesen Schmerz zuzufügen und zu töten. Asiszaar war der leibhaftige Tod für jeden, der sich ihm in den Weg stellte.
    »Gib mir das Mädchen.«
    Damian hatte erwartet, dass Asiszaar mit dröhnender Stimme sprechen würde, aber stattdessen war seine Forderung kaum mehr als ein gehauchtes Flüstern, so als wolle er ihn umstimmen und ihm zeigen, dass keine Bedrohung von ihm ausging. Sie beide wussten, es war ein Spiel – und dieses Spiel wurde auf Leben und Tod gespielt.
    Damian schob langsam seinen rechten Fuß nach hinten, um ein besseres Gleichgewicht zu erlangen. Mit der Hand öffnete er seinen schwarzen Ledermantel, damit er mehr Bewegungsfreiheit hatte. Als er seine Kampfstellung eingenommen hatte, erschien ein schwarzes Schwert in seiner Faust. Die glänzende dunkelgraue Klinge schimmerte tödlich im Licht der Neonbeleuchtung. Als er das Schwert zurückzog und über seinen Kopf hob, sang das Metall in der Luft. Die Engel nahmen ebenfalls Kampfstellung ein. Ihre Schwerter und Lanzen waren in goldenen Glanz getaucht.
    »Sieh dich um«, sagte Asiszaar. »Ihr seid allein. Es wird keine Hilfe geben, dafür habe ich gesorgt. Ihr seid nur wenige und ich sage es noch einmal. Gib mir das Mädchen und wenigstens einige von euch werden weiterleben.«
    »Nein«, antwortete Damian ruhig.
    Asiszaar stand aufrecht, den Kopf stolz erhoben. Er streckte die Arme zu beiden Seiten aus und schwarze gebogene Klingen erschienen in seinen Händen.
    »Dann werde ich eure Seelen verbrennen.«
    Hinter Asiszaar brüllte ein Feuerdämon ungeduldig auf. Krallen schabten über den Betonboden. Knallendes Flügelschlagen erklang in der Luft. Dann stieß Asiszaar einen Kampfschrei aus, der alle erzittern ließ.
    Und stürzte vorwärts.
    Die beiden Schwerter waren ein wirbelnder Sturm. Zischend fuhren sie durch die Luft, suchten nach Fleisch und Blut, aber Damian wich zur Seite aus und die Hiebe gingen ins Leere.
    Asiszaar schoss an ihm vorbei und sah sich plötzlich Nemathan gegenüber, dessen goldene Lanze nach ihm stieß. Nur durch eine rasche Seitwärtsdrehung gelang es ihm, dem Stoß zu entkommen, aber der Engel setzte nach und Asiszaar musste sich Schritt für Schritt zurückziehen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie einer der Golem nach vorn stampfte und mit seinen mächtigen Pranken nach dem Verräter schlug. Überall brachen nun Kämpfe zwischen Engel und Dämonen aus. Die Golem und die Feuerdämonen warfen sich in die Schlacht, während die Geflügelten aus der Höhe herabstießen. Ohrenbetäubendes Brüllen und Kreischen erfüllte die Luft. Nur Damian und die Engel kämpften schweigend.
     
    Eine Faust, groß wie ein Männerkopf, verfehlte Damian nur um Haaresbreite und krachte in eine Betonsäule. Steinsplitter spritzten zischend durch die Luft. Der riesige Dämon holte aus und schlug erneut zu. Damian ließ sich zu Boden fallen. Vom eigenen Schwung aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelte der Golem gegen die Säule und brachte sie zum Einsturz. Große Brocken fielen donnernd zu Boden und für einen Moment war der Riese in Staub gehüllt.
    Damian rollte sich auf die Seite. Sein Schwert beschrieb einen singenden Bogen und durchtrennte das linke Bein des Dämons mit einem einzigen Hieb unterhalb des Kniegelenks. Schwarzes Blut schoss aus der Wunde und bespritzte sogar noch die Werbeplakate, die zwei Meter entfernt an den Wänden der U-Bahn-Haltestelle angebracht waren.
    Der Golem wankte, dann fiel er krachend mit dem Gesicht voraus zu Boden. Seine Fäuste gruben sich in den Beton, als er versuchte, den Sturz abzufangen.
    Damian sprang auf die Beine. Die Klinge stieß blitzschnell herab und durchbohrte den Schädel des Monsters. Blut spritzte hervor, aber kurz darauf entlud sich eine gewaltige Feuerzunge aus dem Körper des Golems und er wurde zu Asche.
    Damian nahm eine Bewegung in seinem Rücken wahr und wirbelte herum, keinen Moment zu spät, um den Angriff eines Feuerdämons abzuwehren, der mit beiden Pranken nach ihm griff.
     
    Gabriel hatte kaum einen Golem vernichtet, als ein Geflügelter auf ihn
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