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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel
Autoren: Rainer Wekwerth
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kann.«
    Lara dachte bei diesen Worten an all die sonderbaren Dinge, die mit ihr oder durch sie geschehen waren. Das Handy, das vor ihren Augen schmolz. Die Aufregung der Tiere im Zoo, die offenbar das Böse in ihr gewittert hatten. Damians Brief, der in ihrer Hand zu Asche verbrannt war, und nicht zuletzt die unglaubliche Kraft, mit der sie die Frau im Fast-Food-Restaurant von sich geschleudert hatte …
    »Deshalb hat Satan einen anderen Weg gewählt«, unterbrach Damian ihre Gedanken. »Einen Weg, der mehr Aussicht auf Erfolg bot, und alles geschah, wie es geschehen sollte, aber eines hatte Satan nicht bedacht.«
    Lara blickte auf, als sie Damians Blick auf ihrem Gesicht ruhen spürte. »Nämlich dass ich mich in dich verlieben würde.«
    Damian sah sie ruhig an und Lara konnte die Wahrheit dieser Worte in seinen Augen lesen.
    »Lara, du musst mir glauben«, sagte er. »Ich konnte selbst kaum verstehen, was mit mir passierte. Und so, wie meine Liebe zu dir mit jedem Tag wuchs, wuchsen auch meine Zweifel an Satans Vorhaben. Ich beschloss, mich seinen Wünschen zu widersetzen, aber dadurch habe ich dich in große Gefahr gebracht. Asiszaar, einer von Satans furchtbarsten Kriegern, ist aufgetaucht und sucht nach dir. Wenn er dich findet, wird er dich in die Hölle schleppen und vor Satans Thron werfen. Dein Vater wird es riskieren, dich dazu zu zwingen, ihm zu dienen, und dabei alle Mittel einsetzen, um dich gefügig zu machen. Notfalls wird er dir den eigenen Willen rauben, dich zur Sklavin machen. Du wirst mächtig über alle Maßen sein und dennoch ein Nichts.«
    Lara schwieg. Sie versuchte, Damians Erklärungen zu verstehen, aber so richtig wollte ihr das nicht gelingen. Es war alles zu viel und sie war plötzlich so unsagbar müde. Sie blickte auf und sah die Engel an, die unweit von ihr abwartend herüberschauten. Ihr Blick blieb schließlich an einem Gesicht hängen, das eine Erinnerung in ihr weckte.
    »Ich kenne dich«, sprach sie den einen Engel an.
    »Ja«, sagte Gabriel. »Wir sind uns schon einmal begegnet.«
    »Auf dem Kunstevent.«
    Gabriel nickte und lächelte.
    »Sagt er die Wahrheit?« Lara machte eine Bewegung mit dem Kopf in Damians Richtung.
    »Soweit ich sie kenne, ja. Aber dafür ist jetzt keine Zeit. Wir müssen gehen. Sofort.«
    Aber es war schon zu spät.
    Asiszaar hatte sie gefunden.

69.
    Damian sprang auf und stellte sich schützend vor Lara, als der Krieger mit dem vernarbten Gesicht gelassen die Treppe herunterkam. Asiszaar starrte ihm direkt in die Augen und lächelte boshaft. Die Engel wichen ein Stück zurück und bildeten einen Halbkreis vor dem Mädchen. Schimmernde Schwerter und goldene Lanzen erschienen in ihren Händen.
    Asiszaar beachtete sie nicht. Mit ruhigen Schritten trat er auf Damian zu. Zwei Meter vor ihm blieb er stehen.
    Hinter ihm schlichen die Dämonen die Treppe auf den Bahnsteig hinunter. Lauernd und erwartungsvoll schnaubend bildeten sie eine Mauer aus Klauen und Zähnen im Rücken des dunklen Engels. In ihren geschlitzten Pupillen stand die Vorfreude auf Schmerzen und Tod geschrieben.
    Damian erkannte seine Jäger, die ihm so lange gedient hatten. Nun gehorchten sie Asiszaar und er zweifelte nicht daran, dass sie sich auf ihn stürzen würden, sobald er ihnen einen entsprechenden Befehl gab.
    Er sah die Golem, groß und mächtig, mit einer für Menschen unvorstellbaren Kraft. Die Geflügelten, die sich nun vom Boden erhoben und unter der gemauerten Decke des Bahnsteigs drohend über ihnen schwebten. Ihre fingerlangen, messerscharfen Krallen klapperten, als sie die Fäuste öffneten und schlossen. Dann noch die Feuerdämonen mit ihren muskelbepackten Körpern, über die unablässig Flammenzungen zuckten und die sich schnell bewegen und mit ihren Pranken sogar Stahl durchschlagen konnten.
    Zwölf Dämonen. Und Asiszaar.
    Aber wo war der Rest seiner ehemaligen Jäger? Die kleineren, aber nicht minder gefährlichen Dämonen, die Gift spucken konnten, oder diejenigen, die über nadelartige Fingernägel verfügten, die sie auf den Feind schleuderten, wenn sie angegriffen wurden. Wo waren die Dämonen mit den spitzen Zähnen oder die mit den Hundegebissen, die oftmals den Gegner zu Tode hetzten?
    Dass sie alle nicht zu sehen waren, beunruhigte Damian. Es wäre ihm lieber gewesen, mehr Feinden gegenüberzustehen, als sich permanent zu fragen, wo die restlichen Dämonen lauern mochten.
    Asiszaar sah ihm ruhig in die Augen. Seine Miene zeigte Neugier, so als könne er kaum
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