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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres
Autoren: Vampira VA
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abzuperlen wie Wasser von einer Wachshaut.
    »Glaubst du, es ist Zufall, daß sie gerade jetzt . erwacht ist?«
    »Nein«, sagte Lilena. Mit einer Geste gab sie ihm zu verstehen, daß sie nicht länger reden wollte, und trennte sich von ihm.
    Tobias' harrte noch ein paar Sekunden dort, wo er stand, aus. Dann schlug er auch den Weg zum Lager ein.
    Irgend etwas in ihm widersetzte sich immer noch dem Begreifen, daß sie gefunden hatten, wonach sie seit Tagen suchten.
    Irgend etwas in ihm drängte feige zur Flucht .
    ... solange noch Zeit war.
    *
    Zeit...
    Sie badete in Zeit... fremder, elektrisierender Zeit, die in sie geflossen war und nun wieder - durch ein Loch, klein wie ein Nadelöhr - aus ihr entwich, ohne daß sie es verhindern konnte.
    Sie war . irgendwo.
    Sie war nicht allein. Aber einsam. Eine Tote in Gesellschaft Toter. Eine Diebin, die bestohlen wurde. Ein ... Gespenst bei Tag wie bei Nacht.
    Die erste richtige Mahlzeit seit langem hatte gemundet - bis sie erkannt hatte, wofür das geraubte Gut mißbraucht wurde.
    Zeit .
    Ich wünschte, ich hätte selbst noch etwas Zeit! dachte die Diebin. Aber sie wußte, was ihr blühte, sobald der Kindsmörder die Scharten ausgewetzt hatte, die ihm zugefügt worden waren.
    Er hatte sich ihr offenbart.
    Paris ... Prag ... Nürnberg ...
    Die Namen der Städte und Stätten, wo er in den letzten siebzehn Jahren seine Abdrücke hinterlassen hatte, waren Legion.
    Aber wenn er erst wieder der langen, schnellen Reisen mächtig war -ZZZUUUWWW! - würde er sich im Flug zurückholen, was immer er an Kräften dort vergeudet hatte.
    Und dann .
    *
    Es war nicht nur verrückt, es war geradezu grotesk, dem Teufel -egal, in welches Korsett einer Maske er momentan gequetscht sein mochte - mit bloßen Händen entgegentreten zu wollen.
    Doch seit die Hand an ihrem Stumpf erwacht war und Gehorsam signalisiert hatte, wagte Lilith zu hoffen, daß der Begriff >mit bloßen Händen< eine neue Bedeutung erhalten würde.
    Zumindest in ihrem ganz speziellen Fall ...
    Als sie sich umdrehte, war von Tobias nichts mehr zu sehen. Auch nichts zu hören. Es war nicht einmal sicher, ob er sich auf den Weg gemacht hatte. Vielleicht stand er immer noch dort, wo sie sich von ihm getrennt hatte, und haderte mit seinem Mut.
    Lilith maßte sich nicht an, ihn absolut zu verstehen. Diese Zeit war anders als die, in der sie ihre ersten Erfahrungen mit dem Übersinnlichen und Übernatürlichen gesammelt hatte. Daß die Menschen dieser Epoche an Teufelswerk, Dämonen, Hexen, Vampire, Werwöl-fe und Geister glaubten und diesen Aberglauben in ihren Alltag einbezogen hatten, machte es für Tobias keineswegs leichter, diesen Gewalten zu trotzen. Im Gegenteil: Er mußte zergehen vor Furcht!
    Lilith stolperte über etwas Weiches, konnte aber einen Sturz verhindern. Als sie sich bückte, tauchten ihre Hand in struppiges Gefieder. Federn lösten sich beim geringsten Druck, als Lilith den Fund hochhob, um ihn im vagen Licht der Sterne zu betrachten.
    Sehen zu können wie früher hätte einiges erleichtert. Aber Katha-lenas Augen waren nicht geschaffen für die Nacht, und selbst der Magie, die ihre Energie aus Liliths Seele zog, gelang es nicht, daran etwas zu ändern .
    Lilith fragte sich, wie lange der Rabe schon tot im Gras gelegen hatte, um zu diesem Aussehen zu gelangen. Er zerbrach regelrecht dort, wo sie zu fest zupackte. Im Ägyptischen Museum von Kairo hatte sie Vogelmumien gesehen, die verschiedenen Pharaonen als Grabbeigabe gedient hatten. Genauso vertrocknet wie jene religiös verbrämten Mumien sah auch dieser Rabe aus. Lilith war sogar sicher, daß er sich genauso anfühlte.
    Als sie den verdorrt wirkenden Kadaver mit der anderen Hand berühren wollte, war ihr kurz ganz sonderbar zumute - und im nächsten Moment rieselte nur noch Staub durch ihre Finger.
    Zeit wie Staub ...
    Ihr schwindelte. Dann setzte sie ihren Weg fort und erreichte bald die ersten Zelte.
    Und das Heer der Sterbenden.
    *
    Tobias überschritt die Grenze unwissentlich. Denn sie war nicht sichtbar.
    Ihm widerfuhr dasselbe wie an einer anderen Stelle des Heerlagers etwa zur gleichen Zeit Lilith.
    Die Stille endete zwischen zwei Schritten. Plötzlich war überall ein Heulen und Zähneklappern, ein Wimmern und Gestöhn, daß es ihm wie Stiche durchs Herz fuhr. Gleichzeitig schien sich ein Ring um seinen Kopf zu spannen und langsam enger geschraubt zu werden. Höllisches Gewicht drückte plötzlich auf ihn nieder, und in seinem Gedärm nistete
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