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Die Spur des Tieres

Die Spur des Tieres

Titel: Die Spur des Tieres
Autoren: Vampira VA
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schweige, denn eine Frau wahrt, wenn sie klug ist, ihr Geheimnis. Selbst wenn sie keines hätte, würde ihr Schweigen eines schaffen .
    »Die Hand .«
    Er hebt die eigene und hält sie mir entgegen.
    Er ist so nah, daß ich im Pochen seines Herzens versinken möchte. Er ist nicht nur größer als ich, auch stärker, athletischer. Seine Augen starren von überallher zu mir, nicht nur aus seinem Kopf. Es ist, als verfügte er über Sinne, von denen ich noch nie hörte, von denen ich nicht einmal weiß, daß es sie gibt.
    »Die Hand .«
    Kein lautes Wort aus diesem Mund. Niemals.
    Mein Schoß ist brennend heiß, und mir ist, als sickere die Hitze des Verlangens bereits aus ihm heraus, so begierig bin ich, Ihn zu empfangen. Ihm alles zu geben. Nicht nur diese dumme, häßliche Faust, zu der sich das geliehene Ding geballt hat .
    Ein sonderbarer Laut läßt mich an ihm vorbei zu Beth blicken. Sie sitzt auf einem Schemel. Offenbar rätselt sie noch immer, woher ich ihren Namen weiß.
    Ihre Zunge.
    Warum muß ich gerade jetzt an ihre Zunge denken, die mir das Rinnsal von der Haut lecken könnte - wie einst?
    »Ihr kennt euch?« fragt der Ewige und erstickt auch diesen Blickwechsel im Ansatz.
    »Nein«, sagt Beth.
    »Ja«, sagte ich.
    Seine Hand ist immer noch gehoben und offen. Jetzt windet sie sich hin zu Beth, und der sündhafte Mund sagt: »Auch sie birgt ein Geheimnis. Vielleicht ist es sogar größer als deines. Sie stiehlt anderer Leute Zeit und schmiedet sie wie Stahl in einer Esse . Ich werde ihr Rätsel ergründen, und wenn ich weiß, wie sie es macht, wird mich nichts mehr aufhalten. Niemand - nie mehr. Meine Wunden sind unter dem Pflaster fremder Zeit genesen - schneller, als ich es zu hoffen wagte. Nun kann ich darangehen, die Ernte einzuholen. Fangen wir bei dir an. Gib mir die Hand. Jeder Mensch stirbt anders. Manche erheben es zur Kunst. Laß mich sehen, was du daraus machst .«
    Ich lächle. Sein Charme ist unbeschreiblich.
    Die Hand, natürlich.
    Ich gebe sie ihm.
    ICH - GEBE - ES - IHM ...!
    *
    Tobias hatte das Zelt gerade erreicht, als es explodierte.
    Im ersten Moment dachte er an einen Blitz, der warnungslos aus dunkler Nacht mit Wucht, aber ohne einen Donner vor ihm eingeschlagen hatte - oder an ein Pulverfaß, das lautlos detoniert war.
    Schwärze wölkte auf wie fetter Rauch -
    - und war schon einen Wimpernschlag danach wieder verschwunden.
    Das Zelt erhob sich gänzlich unversehrt aus dem Boden. Ebenso düster und vage erkennbar wie alles übrige im Umkreis.
    Aber der Druck in Tobias' Schädel war ein wenig erträglicher geworden.
    Auch das nervenzermürbende Gestöhn der Alten in den Unifor-men war verstummt.
    Vielleicht, weil sie jetzt tot waren. Vielleicht hatte die Detonation ihren letzten Lebensfunken erstickt .
    In diesem Augenblick hörte Tobias einen Schrei. Es war Lilenas Stimme, und sie kam aus dem Zelt, in dem gerade ein sonderbares Licht aufglomm und Schatten gegen die innere Wand warf.
    Schatten, die auch von außen zu sehen waren.
    Die eine Silhouette gehörte Lilena. Die andere .
    Seine Augen konnten wieder vieles sehen, was ihnen noch kurze Zeit zuvor entgangen war. Es mochte an dem Druck liegen, der gewichen war, jedenfalls schien es insgesamt heller geworden zu sein. Die Sterne am Himmel .
    »Tobias! Komm!«
    Er verlor keine Zeit mehr.
    In Nähe des Eingangs lehnte eine Hellebarde. Tobias schnappte sie sich im Rennen und stürmte das Zelt. Jeder Gedanke, was ihm selbst dort drinnen drohte, war ausgeschaltet.
    Er war bereit, sein Leben zu opfern.
    Nicht nur für Lilena, auch für . die Welt.
    *
    Warum schreit er nicht? Warum füllt nur der Irrsinn meiner Stimme dieses Zelt?
    Ich sehe, wie seine Züge zerlaufen. Ich sehe das Antlitz, das ich vergessen hatte. Es war immer da, unter der Schminke. Haß ist zur Tierfratze geronnen! Haß!
    Ein solches Ungeheuer wollte ich an mich lassen .?
    Ich werde hin und her geschleudert von seinen tobenden Ausbrü-chen. Aber die Hand, die es forderte, die Hand, die mir beim zweiten Mal von Salvat überreicht wurde, hält ehern an mir fest.
    Und an IHM!
    Der mittlere Finger mit dem scharfen, gebogenen Nagel steckt in seiner Brust. In seinem ... Herzen!
    Ich weiß nicht, wie es genau geschah. Ich wollte es ja nicht. Die Hand tat es! Nur sie allein! Und jetzt glüht sie auf. In einem Licht, das selbst der Teufel fürchtet, rot wie Rubin ...
    Tobias fällt mir ein.
    Ich rufe seinen Namen. Ich schreie um Hilfe. Wo ist er? Wo bleibt er? Wenn er nicht
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