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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
Autoren: Peter Huelsmann
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sich der Rhein langsam vorwärts. Von hier sah er so friedlich schlafend aus.
    Eine Wand aus Pferd und Mensch, aus Rüstung und Waffen setzte sich ein paar hundert Meter von ihnen entfernt auf ihrer rechten Flanke in Bewegung. Der Graf von Nassau führte dort seine Reiter und die berittenen Söldner des Erzbischofs.
    „ Ihr werdet sehen, mein lieber Graf, ich werde Recht behalten. Ich sagte es euch gestern schon: So feige der Aufstand gegen mich und die Gnade unseres Herrn, des Allmächtigen, durch die Kölner Bürger begann, so feige werden sie hier das Feld räumen! Da, sie rennen schon.“, spöttelte er.
    Die Reiterei hatte von einem langsamen Gang in den Trab gewechselt, schwenkte aus dem Vorwärtsritt nach links. Unaufhaltsam wälzte sich die urgewaltige Lawine aus Metall und Hufen zur Mitte des Schlachtfeldes, bereit einzutauchen in das wogende Meer aus Menschenfleisch und Schweiß.
    In mitten dieses Meeres aus Seelen und Leibern trieb Johann von der Morgenpforte. Sein Herzschlag hämmerte heftig in seinem Hals und echote laut im Inneren seines Kopfes, so dass er den Lärm um sich herum kaum wahrnahm. Johann atmete heftig und keuchend. Das alles schien nicht wirklich zu sein. Was machte er hier? Er sah nach vorne. Nach rechts. Nach links. Sah in ein starres Augenpaar. Sah die Augen der anderen. Sie hatten alle Angst. Der Blick ruckte wieder nach vorne. Da kamen sie auf ihn zu. Johann sah die Reiter und für einen Moment verschwamm alles zu einem seltsam übernatürlich Bild.
    „ Männer.“ rollte ein langes, lautes E und R über ihn hinweg. „Männer.“ Wieder diese seltsame Stimme. „Wir werden nicht wanken! Bleibt! Steht! Männer. Wir sind mit Gott.“
    Dann begann Johann wieder zu denken.
    Wir sind mit Gott. Ist Gott auch mit uns? Ist Gott für uns? Gegen uns? Wir sind mit Gott!
    Der Mann links neben ihm sank plötzlich in die Knie und flehte „Mein Herr, ... !“ Johann war verwundert. Er starrte den Mann an. Dessen weit aufgerissenen Augen und sein Blick trafen sich. Wieder hallte die Ermahnung: „Määänneeer“. Wieder das gerollte R, wie eine einkommende Brandung. Diesmal antworteten die Männer. Ein lautes „Hoooh“ wallte auf. Wie in einem Traum kamen Johann diese
Augenblicke wie Minuten vor. Da! Da schien die Sonne!
    Dann wurde es wieder laut in Johanns Kopf. Der Herzschlag schwieg. Dafür war der Lärm der Schlacht allgegenwärtig. Dann wieder fern. Nicht um ihn. Die Männer um ihn schlugen mit ihren Waffen gegen ihre eigenen Schilde. Holz schlug gegen Metall. Holz klopfte gegen Holz. Ein rhythmischer Lärm entstand. Eine seltsame Musik. Wieder das laute, wallende „Hooh“.
    „ Nuntius!“ schrie es in ihm. „Johann.“ Er hörte es wieder. Kaum konnte er den Blick von der Walze aus blankem Eisen und starrenden Waffen, die vor der aufgehenden Sonne vorwärts rollte, lösen. Etwas rüttelte an ihm. Er sah nach rechts.
    „ Robert? Sieh!“ sagte Johann und lächelte abwesend und zeigte Robert mit kindlichem Lächeln seine Entdeckung. „Wie schön.“ Die Rüstungen der Reiter vor ihm funkelten in der Morgensonne.
    „ Johann.“, schrie Robert ein drittes Mal. „Johann, nun beweg dich.“
    Wieder zog Robert an seinem Arm. Wie eine heiße Flut überkam es Johann, als sein Bewusstsein nun endlich zurückkehrte. Und blieb. Dann rannte er los. Robert folgte. In mitten dieses wuselnden Chaos war sich jeder selbst der nächste. Einige stolperten, andere fielen darüber. Johann wich dem Hindernis aus zuckenden, fluchenden Leibern aus. Noch ein linker Haken und weiter ging es nach vorne. Nach vorne! Nur nach vorne. Da vorne hatten sie es geschafft. Am Ende dieses seltsam ernsten Wettrennens standen die Fußtruppen des Grafen von Berg. Johann hörte erst das Prasseln, dann das Donnern der Hufe, hörte seine keuchenden Atemstöße, hörte das unbeschreibliche Geräusch, das Brechen von Knochen, das Knallen, wenn Metall an Metall schlägt, als die Reiter über die ersten, zurückgebliebenen Läufer hinwegfegten. Ein Sturm aus Menschen und Pferden, dem ein einzelner nichts entgegensetzen konnte außer seinem Gottvertrauen. Dann hatte er es geschafft. In mitten der Fußsoldaten des Grafen von Berg fiel er auf den Boden und zog den Kopf ein. Die Arme legte er schützend darüber und wartete. Jetzt mussten die Reiter auch über ihm sein. Er lugte kurz hervor. Johann sah die Männer lange Lanzen heben und aufrichten und dieser Woge aus gepanzerten Pferden und Reitern entgegenstrecken. In das
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