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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
Autoren: Peter Huelsmann
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winden, als der Tote plötzlich aufstöhnte!
    Johann fiel rücklings nach hinten. Lazarus! Der Herr selbst hatte ihn wieder erweckt! Johann starrte mit offenem Mund in das Gesicht des bärtigen Mannes. Langsam näherte sich Johann mit seinem Gesicht an das Gesicht der Leiche. Hatte er sich das nur eingebildet? Atmete er noch? Da riss der Mann die Augen auf. Johann hatte das Gefühl, direkt in die Seele des Mannes zu blicken und erstarrte dicht vor dem Gesicht des Erwachten! Ihre Blicke trafen sich, und doch wirkte das eine Augenpaar seltsam leer. Eine Hand krallte sich an Johanns Decke, die er um die Schulter trug und hielt ihn fest. Der Mann zog ihn noch näher an sich heran.
    „ Waaaal...“, röchelte der Mann aus der Tiefe seines Bauches. Dann erschlaffte die Hand und der Torso des Mannes. Seine Augen standen offen. Er sackte in sich zusammen.
    Johann war starr vor Schreck. Er löste die verkrallte Hand von seiner Pferdedecke und zitterte. Es musste die Stimme direkt aus der Hölle gewesen sein! Qual! Qual, hatte er gestöhnt. Hatte seine Seele versucht, aus der Hölle zu entkommen? Johann hatte Angst. Dann rappelte er sich hoch, und entwand dem Mann seinen Rock, riss ihm Stiefel und Beinlinge von den Beinen und den Füßen.
    Schnell, schnell.
    Johann und schlüpfte in die fremde, noch warme Kleidung. Er sputete sich und in seiner Hast, kam er kaum in die Ärmel des Rockes. Hatten die Dämonen der Hölle ihn durch die Augen des Sterbenden gesehen? Konnte nicht auch ein Dämon direkt aus der Hölle, durch den offenen Mund des Mannes, hier zu ihm gelangen. Würden sie ihn holen für seinen Raub? Johann war angezogen, schlüpfte in die Schuhe und warf noch den Mantel um, als plötzlich leise Stimmen zu hören waren.
    Sie kommen also doch zurück!
    Johann zischte einen Fluch. Was tun? Sollte er fliehen? Wohin? Den Hang hinauf? Ins Wasser?
    Verdammt, gerade hatte er warme Sachen gefunden und nun führte sein Weg ins kalte Wasser. Er hatte so schnell keine Alternative! Johann hechtete wieder hinüber zu dem Toten. Er musste ihn auch ins Wasser befördern. Sollten Sie seine Leiche so finden, wüssten Sie, dass jemand sie gefunden hatte.
    Johann zog den Mann ins Wasser. Die Flüssigkeit war eiskalt und stach wie Nadeln in sein Fleisch. Jetzt war er bis zur Hüfte im Wasser. Noch zwei Schritte. Noch ein Schritt. Johann hielt vor Kälte den Atem an. Er zog den Mann an den Armen.
    Dann endlich begann des Wasser das Gewicht der Leiche zu tragen. Johann versetzte ihm einen letzten Stoß und die Strömung erfasst den leblosen Körper. Auch Johann hielt die Luft an und tauchte bis zum Kinn ein. Es war so entsetzlich kalt! Alles in Johann schrie auf, doch sein Wille zwang seinen Körper zu gehorchen. Johann setzte sich in der Hocke in Bewegung und versteckte seinen Kopf zwischen ein paar Äste, die als Treibholz am Ufer geblieben steckten. Die nassen Sachen klebten schwer an Johann, als wollten unsichtbare Hände im Wasser ihn in die dunkle Tiefe ziehen. Dies war Johanns Hölle, die Kleidung seine Dämonen. Wieder hatte Johann Todesangst.
    Johann beobachtete aus seinem Versteck die Männer, die nun auf die kleine Lichtung kamen. Da war der Mörder, der Schläger und vier weitere. Blankes Entsetzen zeichnete die Gesichter der beiden Männer, die Johann schon zuvor kennengelernt hatte. Der Mörder bekreuzigte sich schnell zweimal. Unglaube stand in den Gesichtern der anderen. Sie begannen wild zu gestikulieren und zu reden. Doch Johann hörte von alledem nicht viel. Sie sprachen einfach zu leise. Langsam hatte er sich mit seinem Versteck aus Gestrüpp und Ästen flussaufwärts bewegt. Auch auf das Risiko hin entdeckt zu werden oder plötzlich in eine Untiefe zu treten und gänzlich zu versinken, verließ er die Szene. Er wusste nach ein paar Minuten im Wasser, würden ihn die Dämonen noch an diesem Morgen im Fegefeuer begrüßen dürfen. Welche Hölle war ihm lieber; die feurige oder die kalte? Johann entschied sich für die letztere.
    Langsam und leise watete er im seichten Wasser, immer in Sichtweite zum festen Ufer, weiter. Noch ein-, zweihundert Meter, murmelte Johann zu sich selbst und biss wieder die Zähne aufeinander, die nicht aufhören wollten vor Kälte gegeneinander zu klappern. An einer kleinen Bucht, Sicht geschützt von Büschen zu beiden Seiten, stieg der schlotternde Johann langsam aus dem Wasser. Stoßweise sog er die Atemluft ein und blies sie in seine Hände. Dann rieb er sie aneinander. Am besten, er würde
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