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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
Autoren: Peter Huelsmann
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hatte, war nicht nur der Heraldik mächtig, sondern kannte derer von Plettenberg persönlich. Natürlich, der Tote musste Dietrich von Plettenberg, der älteste Spross des Grafen von Plettenberg, sein. Wie lang war es her, dass Johann ihn gesehen hatte? Vor fünf Jahren zu Pfingsten! Johann hätte ihn doch erkennen sollen. Aber hier? Und der Bart? Auch das Alter hatte das Gesicht des Plettenbergers verändert! Und nun stand Johann hier im Gewand des Adeligen. Offensichtlich hatten die Landsknechte nach ihm gesucht. Für Johann war es wohl zu spät, den Mantel abzustreifen und zu sagen, dass er nicht der Gesuchte war. Wie sollte er erklären, dass der wahre Besitzer des Mantels gerade tot den Fluss hinab trieb und dass er, Johann, nun wahrlich nichts mit dem Ableben des Adeligen zu tun hatte. Eine Geschichte von Räubern und Meuchelmördern zu erzählen, wäre wohl auch wenig hilfreich. Selbst wenn die Landsknechte ihm glauben würden, wenn sie die wahren Mörder finden würden, stünde seine Stimme gegen viele. Nein, es sah nicht gut aus für den armen Johann.
    Zeit gewinnen. Zeit, um zu denken.
    Schon spürte Johann den fragenden Blick der Landsknechte. Zeit, sein Können zu nutzen. Johann suchte nach einem Wappen an den Tieren und den Rüstungen der Männer, die ihm nun seltsam bedrohlich erschienen. Er wurde fündig und zählte eines zum anderen.
    „ Auch ich grüße euch, Männer des Bischofs der Abtei zu Werden.“
    Das Gesicht seines Gegenübers entspannte sich.
    „ Es ist gut, dass wir euch gefunden haben. Der Bischof hat uns ausgesendet. Die Isenburger hatten nach euch geschickt, da eure Ankunft schon vor drei Tagen erwartet wurde. Und wie es scheint, war die Sorge berechtigt.“
    Einer der Männer war inzwischen von seinem Reittier hinab gestiegen und führte es auf Johann zu. Johann merkte, dass er nun doch mehr sagen musste. Was fiel ihm auf die Schnelle denn zu seiner traurigen Erscheinung ein? Er durfte auf keinen Fall die Landsknechte auf die Spur der Mörder bringen. Ein falsches Wort und es ging ihm hier an den
Kragen! Er setze zu einer Erklärung an.
    „ Es ist gut, dass ihr nun hier seid. Ja, gut dass ihr mich
gefunden habt. Derer von Plettenberg schulden dem Abt zu Werden ihren Dank.“
    Johann ergriff die gereichten Zügel des Pferdes. „Auf den Tag genau, wäre ich bei den Isenburgern angekommen, doch nicht weit von hier, lauerten Wegelagerer auf mich.“
    Der abgestiegene Landsknecht half Johann in den Sattel. Eine Geschichte begann in Johanns Kopf Form anzunehmen.
    „ Wo war es, wir werden sofort Männer entsenden.“, fragte der Landsknecht sofort und seiner Pflicht bewusst. Schon gab er ein Handzeichen an drei seiner Gefolgsleute.
    Wieder steckte Johann in der Klemme.
    „ Auf der anderen Seite dieses Flusses. Gut zwei Fußstunden von hier.“
    „ Und Eure Begleiter?“
    Jede Frage des Landsknechts wob ein Netz um Johann. Er musste sich schnell heraus reden. Wer wagt, gewinnt, dachte Johann. Er kannte die Sprechweise der Adeligen nur zu gut. Und schließlich wollte er Zeit gewinnen und sich nicht in einem Kreuzverhör unweigerlich in Widersprüche oder Unwahrheiten verstricken.
    „ Wir ritten zu dritt. Und die Schergen kamen wie aus dem Nichts. Aus dem verfluchten Dickicht. Sie hatten es wohl auf mich abgesehen. Lösegeld vielleicht.“, wie selbstverständlich hatte Johann sein Pferd gewendet. Der Landsknecht folgte seiner Bewegung. „Sie überwältigten mich und hielten mich gefangen. Aber mit Gottes Gnade bin ich ihnen entkommen. Sie verfolgten mich zu Fuß und mit wilden Flüchen. Über den Fluss bin ich geschwommen, wie ihr unschwer erkennen könnt. Und dies war wohl mein Heil! Denn keiner der Schergen konnte schwimmen, und so blieben sie mit ihren Verwünschungen am Ufer zurück.“
    Johann entschied, dass es für den Moment genug sei. Er war beinah ein bisschen stolz auf seine Geschichte.
    „ Bringt mich nun zu eurer Abtei. Wie ihr seht, ist mein Zustand mehr als erbärmlich. Ich sehne mich nach einem frischen Gewand.“
    Die Landsknechte führten Johann auf einem schmalen Hohlweg in Richtung der Siedlung und der Abtei. Ab und zu konnte Johann zwischen dem kargen Gelbgrün und Braun des Herbstes den Fluss ruhig in seinem Bett fließen sehen. Zu seiner rechten hatte ein steiler, steiniger Abhang den dichten Wald, in dem Johann auf die Landsknechte gestoßen war, abgelöst.
    Johann hatte jedoch nur aus einem Grund Augen für die Landschaft: Er suchte nach einem Ausweg aus seiner
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