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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
Autoren: Peter Huelsmann
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behütete. Der von Gott gesegnete. Ich dagegen habe immer nur zusehen dürfen.“
    „ Aber, ich verstehe nicht!“
    „ Das wundert mich nicht. Ich habe dich gleich erkannt. Du aber hast mich nie bemerkt. Während du, ein Nichts, ein Findelkind auf unserer Burg, zu höchsten Ehren gekommen bist, hatten sie für mich nur Hohn über. Aber ich habe sie trotzdem alle überlebt! Und nun dich auch noch. Denn ich werde dich niederstrecken.“
    „ Heinrich?“, fragte Johann ungläubig. „Heinrich, der Stallknecht?“
    Johann traute seinen Augen nicht. Es schien so unwirklich zu sein. Heinrich war der Sohn des Stallmeisters. Johann und Heinrich waren gemeinsam auf der Raffenburg aufgewachsen. Anders als der ehrgeizige Johann war Heinrich ein fauler Taugenichts. So erntete der eine die Zustimmung, der andere die Schelte. Aber was hatte es für einen Sinn, in diesem Inferno die Vergangenheit auszugraben?
    „ Ja, ich bin es, Bastard von der Morgenpforte. Und du sollst wissen, dass deine geliebte Heimat, diese verdammte Burg, so wie diese, und alle mit ihr, nicht mehr ...“
    „ Weiche von ihnen, Dämon!“, dröhnte die Stimme Conradus´ über das Prasseln der Flammen hinweg. Alle drei drehten die Köpfe zu dem Mönch. Conradus stand aufrecht und mit geblähter Brust kaum fünf Schritte vor ihnen. Sein goldenes Kreuz hielt er hoch erhoben in der rechten Hand. Für Conradus musste Heinrich wie ein leibhaftiger Unhold aus der Flammenhölle scheinen und der Geistliche versuchte, ihn mit seinen Beschwörungen in die Hölle zurückzusenden.
    Doch Heinrich war kein Dämon. Er lachte.
    „ Ja, das dachte ich mir. Dass Gott mir im Moment meines Sieges noch einen seiner erbärmlichen Pfaffen schickt. Ich erzittere!“, höhnte er und richtete das Schwert nun auf den Mönch. Er holte aus und wankte auf Conradus zu, doch seine verletztes Knie ließ ihn nur unsicher humpeln. Der Mönch kam ihm entgegen. Heinrich hieb nach Conradus, doch der Mönch wich dem unsicher geführten Schwertstreich aus und hieb Heinrich mit seinem Goldkreuz auf das verletzte Auge. Heinrich brüllte vor Schmerz. Er ließ die Waffe fallen und taumelte blind vor Pein rückwärts. Dann trat er auf eine der Stellen, an denen noch immer der Ölteppich auf dem Hofboden brannte. Erst merkte Heinrich gar nicht, dass die Lumpen an seinem Fuß zu brennen begannen, dann sah er mit seinem verbliebenen Auge an sich hinab. Nun spürte er auch, dass sich die Flammen in seine Haut fraßen. Erneut schrie er vor Schmerz und Angst. Er versuchte, das brennende Öl von seinen Füßen zu reiben, aber das dickflüssige Öl klebte wie eine zähe Masse an ihm und nun begannen auch seine Hände zu brennen. Heinrich quiekte und taumelte wirr vor Schmerzen. Er ruderte hilflos mit den   Armen und schlug nach den Flammen an seinem Bein. Er sah sich um, suchte nach einem Ausweg. Er brauchte Wasser, um das Feuer zu löschen. Die anderen drei sahen im entsetzte zu, wie Heinrich mehr und mehr zu lodern begann.
    „ Dämon, geh in deine Hölle zurück.“, sprach Conradus und zwinkerte Johann und Ida zu, die ihn verwunderte ansahen. Ida konnte nicht fassen, dass Conradus zurückgekommen war. Er sollte doch längst mit den anderen geflohen sein.
    „ Die Faust Gottes!“, spaßte der Mönch und wies auf seinen Faustschlag mit dem schweren Goldkreuz. „Nun aber los, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“
    Die drei stürmten los und ließen Heinrich zurück. Heinrich war wahnsinnig vor Schmerz als sich die brennenden Lumpen in seine Haut schmorten. Er suchte Wasser. Fast hatte er den Brunnen erreicht. Aber hier war kein Wasser. Kein Eimer. Nichts. Das war sein Ende!
    Heinrich aber wollte nicht verbrennen! Er ließ sich kopfüber in den Brunnen fallen. Er prallte gegen die gemauerte Brunnenwand und prellte sich die Schultern, schlug sich den Kopf auf. Wie ein Feuerball loderte er, als er kopfüber in das
kühlende Wasser eintauchte und die Flammen zischend
verlöschten. Heinrich versank ohnmächtig in der Tiefe des Brunnens.
    Ida, Conradus und Johann stolperten über die Brücke. Vor ihnen, dort wo noch vorhin die Kotten der Handwerker und die Ställe, die Unterstände und der Koben gewesen waren, sahen sie nichts als ein schwarz rauchendes Flammenmeer. Die Soldaten Eberhards hatten soeben den letzten der Männer des Vogtes niedergemacht und kamen die Treppe des Wehrgangs hinab. Dreißig Schritte trennten sie voneinander. Die drei Flüchtenden bogen nach links ab. In ihrer Panik dachten sie
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