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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
Autoren: Peter Huelsmann
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erwartete eine Antwort von unten zu hören, aber es
kam kein Laut. Schon wollte sie mit der Fackel in Öffnung leuchten, um zu sehen, ob überhaupt jemand da unten war. Aber sie war sich doch so sicher! Was hatte Walram mit Johann angestellt? Schon kam die Angst wieder in ihr auf. Sie war zu spät. Walram hatte Johann längst getötet. Dann aber kam doch ein Laut von unten. Sie hörte Johanns Stimme.
    „ Vater, ich habe nichts auf meinem Gewissen lasten. Es gibt keinen Mord, den ich beichten kann.“
    Ida war zunächst zu verwundert, um zu sprechen. Dann fasste sie sich.
    „ Und deine Verfehlungen wider die Gebote? Wie ist es mit deinen Lügen? Hast du nicht falsch Zeugnis abgelegt?“
    Diesmal kam die Antwort schneller.
    „ Ja, Vater, ich gestehe. Ich habe gelogen. Und es war zu meinem Vorteil. Auch beichte ich den Verstoß gegen das siebte Gebot. Ich habe gestohlen.“
    Ida fühlte sich wie unter einem kalten Regenschauer. Also war Johann doch nur ein Lügner und ein Dieb. Am liebsten hätte sie die Klappe wieder zugeworfen und ihm seinem Schicksal überlassen, aber Johann begann wieder zu erzählen.
    „ Vater, aber ich habe nur gestohlen, weil ich fror. Und Vater, kann man einen toten Mann bestehlen? Ich habe die Kleidung eines toten Adeligen genommen, um nicht in der Nacht zu erfrieren. Seinen Namen wollte ich nie. Gelogen habe ich nur, weil ich nicht anders konnte. Seht Vater, meine Geschichte ist zu phantastisch, als dass sie jemand glauben könnte. Nicht ohne Grund sitze ich hier in diesem Loch. Vater, bitte vergebt mir, aber wiegen meine Sünden auch schwer, rechtfertigen sie doch nicht die Anklage auf Mord.“
     
    Johann seufzte. Seine Augen hatten sich wieder an das Licht gewöhnt und er sah, dass das was ihm hell wie tausend Sonnen vorkam nur das flackernde Leuchten einer Fackel war. Kurz überlegte er. Wie war das alles bloß so schnell in den letzten Tagen über ihn gekommen? Wieder fragte er sich, an welchem Punkt er alles noch hätte ändern können.
    „ Vater, ich habe aber mehr zu beichten. Wenn es denn Sünde ist. Vielleicht säße ich nicht hier in dieser Grube, wenn ich mich nicht in das Fräulein Ida verliebt hätte. Ich weiß, es steht mir nicht zu, ich bin ihrer nicht würdig, nicht von ihrem Stand, aber seht Vater ...“, sagte er und unterbrach sich.
    Aus dem Deckenloch schob sich eine zierliche Hand, bereit ihn in die Freiheit zu ziehen.
    „ Komm, Johann!“
     
    Johann ging auf die Öffnung zu und ergriff Idas Hand. Er richtete sich durch die Öffnung auf. Sein Kopf schaute aus dem niedrigen Kerker Es tat so gut, sich zu strecken. Es tat so gut, sie zu sehen. Gemeinsam mit ihrer Hilfe schob er sich aus dem Verließ. Seine müden und kalten Glieder gehorchten ihm kaum und er musste zweimal ansetzen, um endlich aus der Luke zu klettern. Er konnte es nicht fassen und Ungläubigkeit und unfassbares Glück durchfuhren in Wogen seinen Körper. Es schüttelte ihn. Sie schob die Kapuze in den Nacken. Für einen Moment gab es nichts um sie herum. Es war wie gestern morgen, als sie gemeinsam am Tisch des Wohnraumes saßen und alles um sie herum bedeutungslos wurde, nur um einen Moment später über ihnen zusammenzubrechen.
    „ Aber was ...?“, stammelte Johann. Er konnte es nicht begreifen oder in Worte fassen.
    Sie beugte sich zu ihm hinüber, lehnte ihre Hände gegen seine Brust und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Sie war so warm. Sie war so weich. Sie war sein Himmel. Johann war sprachlos.
    „ Wir sind noch nicht fertig mit deiner Beichte und noch weiß ich nicht, ob ich dir glauben kann. Aber ich will dir Gelegenheit geben es zu beweisen.“, zwinkerte sie ihm zu und streichelte kurz über seinen Wange.
    Ihre veränderte Anrede, ihr vertrauliches Du betonte die Intimität dieses Momentes. Nicht mehr Edelfrau und Herold waren sie, nur noch Frau und Mann. Johann und Ida. Gleich in ihren Augen. Johann hatte seinen Engel, der ihn aus der Hölle gerettet hatte, gefunden. Sein Traum war wahr geworden. Doch dann drängte sich die Außenwelt, die sich Johann gerade noch sehnlich gewünscht, in ihre Zweisamkeit zurück.
    Ida fasst für Johann die Geschehnisse der letzten Stunden zusammen.
    „ Der Markgraf hat die Burg angegriffen. Alles scheint verloren. Der Palas steht in Flammen. Und wir haben nur eine Chance zu entkommen. Folge mir. Vertrau mir.“, forderte Ida und nahm ihn an der Hand. Dann öffnete sie die Tür und eine Hitzewelle wie aus einem Ofen wehte ihnen entgegen. Johann
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