Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers
Autoren: Denise Danks
Vom Netzwerk:
aber hören konnten wir nichts. Ich hörte ihn leise atmen. Er klopfte mit dem Fingerknöchel gegen das dicke, getönte Glas.
    »Stellen Sie sich vor, das sei der Bildschirm. Alles, was Sie sehen, wäre digitalisiert im Computer. Und Sie? Sie könnten sein, was Sie wollen, tun, was Sie wollen. Sie könnten ein Vogel sein oder ein Flugzeug. Alice, die durch den Spiegel geht. Schauen Sie, da drüben. Sie könnten Liberty sein. Bücken Sie sich und ziehen Sie die Finger durchs Wasser. Schieben Sie die Wolken auseinander.«
    Ich blickte starr geradeaus und spähte durch das Glas, bis ich nichts mehr sah außer seinem Spiegelbild. Er war ein bißchen größer als ich und ebenso schlank. Seine weißen Hemdsärmel waren aufgekrempelt, und man sah vereinzelte helle Härchen auf seinem leicht gebräunten Arm. Ich sah, daß er nicht das Panorama betrachtete und sich vorstellte, was er dort sein könnte. Er betrachtete mich.
    »Hören Sie, mir ist ein bißchen kalt«, sagte ich und wollte mich umdrehen.
    Er sah sich nach den Drehknöpfen an der gegenüberliegenden Wand um. »Ich könnte die Klimaanlage wärmer stellen«, sagte er. »Oder...«
    Sein Arm schob sich über meine Schulter, und er zog heftig am Fenstergriff. Das Riesenfenster schwang zwei Zoll weit auf. Der heiße Sommerwind pfiff herein und strich mir übers Gesicht und an meinem Körper herunter. Er blähte mein dünnes Kleid und zauste mein dunkles Haar. Er zupfte sich eine Strähne von der Lippe und legte mir sanft beide Hände auf die Schultern. Wir standen unerträglich dicht zusammen, schauten hinaus über das graue Wasser und lauschten dem Wind, bis er plötzlich meine Handgelenke fest umfaßte und meine Hände ein kleines Stück weit über meinem Kopf flach an die dicke Glasscheibe legte.
    »Schauen Sie hinaus. Sie können alles sehen, nur nicht das, was direkt unter Ihnen ist. Und jetzt schauen Sie hinunter. Sehen Sie? Es ist ziemlich tief, nicht wahr? Sie könnten fliegen — und stellen Sie sich das vor, rauf und runter, rein und raus... warum tun Sie’s nicht jetzt gleich?«
    Er drängte sich an mich, so daß meine Hüften gegen den Fenstersims gedrückt wurden. Ich hielt den Atem an, als meine Augen den schwindelerregenden, zwanzig Stock tiefen Abgrund erfaßten. Kein Glas war vor mir, nur Luft. Ich sah kleine bunte Autos wie Bauklötzchen auf der Straße, Meine Finger lagen hart und platt an der Scheibe, wie Eidechsen an einer hohen, trockenen Wand. Er faßte mein Kleid und wickelte den Saum um seine Finger, bis er sich um meine Schenkel spannte. Langsam zog er ihn hoch, streifte ihn über meine Hüften in dem Baumwollslip und weiter bis zur Taille. Seine andere Hand umfaßte meinen Nacken, während er mir erst den Slip herunterzog und dann das Kleid weiter hinaufschob und meine Brüste entblößte. So standen wir vor dem Fenster, aber niemand außer den Vögeln konnte uns sehen. Seine Hände kneteten mein Fleisch, und meine Knie zitterten vor seinen Beinen, während mein Gehirn sich verzweifelt bemühte, den Abstand bis zum Erdboden da unten zu stabilisieren und zugleich dieses Wort zu finden — Nein.
    Der jähe, harte Druck von hinten quetschte mir den Bauch gegen das Holz und Metall der Fensterbank. Alles, was mich noch auf festem Boden zu halten schien, waren meine Zehenspitzen in meinen Sandalen. Mein Gesicht rutschte ungemütlich zwischen meinen Armen an der Scheibe hinunter. Er zog mich zurück, hielt wieder meinen Nacken umfaßt, drückte fest zu, quetschte die Wirbelknochen, hielt mein Gesicht hinaus in den trockenen Wind und über den Abgrund. Die ferne Straße dort unten begann, auf und ab zu schwimmen, bis ich die Augen fest schloß. Mir war wie beim Blindflug auf einer heißen, roten Schneide, die anschwoll und immer dicker wurde, und meine Stimme war nur ein idiotisches Summen, eingeschlossen in meinem Kopf. Er wurde im Takt meines Herzschlags immer schneller, und mit dem letzten Stoß kam ein kurzes Aufseufzen, und er drückte rauh gegen meine Schulter. Mein Gewicht ließ das Fenster ruckartig nach außen kippen, und der Schock riß mir die Augen weit auf, als ich vornüber und hinunter taumelte.
    Die Straße kam mir rasend schnell entgegen. Ich ahnte, daß ich schrie, als mir die heiße Luft mit neuer Wucht ins Gesicht schlug. Ich hörte nichts, nichts als das zunehmende Tosen des Windes, der mir die Feuchtigkeit auf Zunge und Zähnen austrocknete. Ich fiel, allein und voller Angst vor dem Fallen, fiel ganz hinunter bis zur Erde.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher