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Die Sonate des Einhorns

Die Sonate des Einhorns

Titel: Die Sonate des Einhorns
Autoren: Peter S. Beagle
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beinahe hätte sie wieder aufgehört, doch dann erinnerten sich ihre Hände der Stille des Lord Sinti, der Ruhe eines Tages, den sie mit dem Beobachten der kleinen Drachen verbracht hatte, der rauhen Stimmen einer Bande Tirujai, die etwas Unanständiges sangen, der wolkigen Einsamkeit, in der sie durch den Abendrotwald gewandert war. Falls es nicht gänzlich die Musik der Ältesten war, so kam sie ihr doch wahrlich nahe, und als sie dann nicht weiterspielte, verbarg sie ihr Gesicht, halb lachend vor Verwunderung. »Oh, ich hatte es, ich hatte es wirklich!. Vielleicht nicht richtig, nicht ganz richtig, aber trotzdem. Ich habe Shei’rah gespielt!«
    John Papas nickte, grinste albernerweise immer breiter. »O ja, du hast was, allerdings, etwas Unvergleichliches. Keine Ahnung, wie es weitergeht – wir zeigen es ein paar Leuten, vielleicht spielt es jemand, nimmt es auf, vielleicht ja, vielleicht nein –, aber deine Sonate des Einhorns hast du für immer, meine Kleine. Die verlierst du nie. Die bleibt.« Einen Moment später fügte er hinzu: »Ich danke dir.«
    Im Dunkel des Musikgeschäfts saßen sie da und lächelten einander an. Schließlich drehte sich John Papas um und ging mit schweren Schritten zum Schaufenster. »Ich muß schließen. Möchtest du was richtig Ekliges bei Provotakis essen?«
    Joey zog ihre feuchten Jeans über. »Nein, danke, ich sollte jetzt lieber nach Hause gehen.« Sie sammelte ihren ramponierten Rucksack ein und gesellte sich zu ihm ans Fenster. »Es wird schon wieder viel zu früh dunkel. Ich hasse diese Jahreszeit.« Einen Moment später fügte sie hinzu: »Besonders wenn ich nicht mehr an diesem anderen Ort sein kann.«
    John Papas legte ihr einen Arm um die Schulter. »Okay, Josephine Angelina Rivera. Okay, ja? Dieser Ort, dieses Land, es ist noch da, oder? Es ist ja nicht so, als würde es nicht mehr existieren … es ist noch immer irgendwo, stimmt’s? Okay, es hat sich verschoben, na und? Dann verschiebst du dich eben auch. Dann suchst du dieses andere Land eben überall, wo du bist, von jetzt an. Einhörner gibt es überall, sogar in Woodmont. Du weißt es, ich weiß es, vielleicht weiß es sonst niemand. Such sie, höre auf die Musik, höre auf Shei’rah. Wenn es noch irgendwo ist, dann wirst du es finden, wenn du es nur genug willst. Du hast Zeit.«
    Joey rang sich ein Lächeln ab. »Möglich. Abuelita hat gesagt, ich würde es wiederfinden. Und ich habe es Touriq versprochen. Bis Montag.« Sie zog die Ladentür auf und trat hinaus.
    John Papas rief ihr nach, deutete auf ihre nackten Füße. »Kommst du denn so zurecht? Hier, ich geb’ dir was, nimm dir ein Taxi.«
    Joey lachte. »Nein, mir ist nach Laufen zumute. Ist einfach so.«
    »Sie werden es merken«, sagte John Papas. »Vielleicht nicht deine Eltern, aber dein Bruder ganz sicher. Was willst du sagen, wo du deine Schuhe verloren hast?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Joey. »Darum mache ich mir später Gedanken. Im Moment halte ich eher die Augen nach einem hageren Jungen mit wirklich schönen Augen offen, der sich für was Besseres hält. Er muß hier irgendwo sein.« Vorsichtig zog sie die Tür ins Schloß und machte sich auf den Heimweg.

Danksagung
    Ohne Janet Berliner würde es Die Sonate des Einhorns nicht geben.
     
    Ohne Stephen Roxburgh wäre sie nicht das, was sie ist.
    Janet Berliner hat Die Sonate des Einhorns nicht geschrieben, aber das ist so ziemlich das einzige, was sie nicht getan hat, von Anfang an und auch schon davor. Ohne sie wäre mir diese Geschichte nie eingefallen: Es war Janet, die aus heiterem Himmel anrief, es war Janet, die den ganzen unglaublichen Vorschlag machte und mich innerhalb einer Woche in ein Flugzeug Richtung Atlanta und Turner Publishing setzte. Das macht sie immer so.
    Es war Janet, die die Handlung der Geschichte mit mir ausheckte, es war Janet - gemeinsam mit ihrem Tourmanager, ihrer Rhythmusgruppe, dem legendären »Cowboy Bob« Fleck-, die immer nur ein Ferngespräch entfernt war, wenn ich Hilfe oder auf mich zugeschnittene Anregungen brauchte, weil die Geschichte unerwarteterweise eine Rolle rückwärts machte oder eine Haarnadelkurve nahm, wie alle Geschichten es tun. Selbst als die Erzählung abgehoben hatte und von alleine flog, war Janet unbeirrt da und hielt den Kontakt zur Erde.
    Sie verbindet mindestens zwei Dichterseelen mit dem ernsthaften Pragmatismus eines Nebraska-Farmers.
     
    Besser kann man nicht sein.
    Keine Janet Berliner, keine Sonate des Einhorns. Ganz
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