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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut
Autoren: Catherine Coulter
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Straßenhändlern bevölkerte, welche die ausgefallensten Waren feilboten. Die drei versteckten sich und warteten.
    Sie verharrten noch in ihrem Versteck, als aufgeregtes Geschrei verkündete, daß General Belesains Hauptquartier gestürmt worden sei. Wachsoldaten seien verwundet und gefesselt worden, der General abgesetzt.
    Es gab ein großes Palaver, während sich die Menschen durch die weiten Tore Richtung General-Hauptquartier schoben. Die vier Beobachter folgten ihnen unauffällig.
    Am Anfang waren es nicht mehr als fünfzig Männer und Frauen; dann aber füllte sich die Straße mit Hunderten von Menschen an, die plötzlich alle schwiegen. Dann erklang kurzes Gekicher und ein lautes Auflachen. Mehr und mehr Menschen versammelten sich. Das Gelächter wuchs ebenso wie die Flüche des Generals, der jedem Anwesenden mit Armabhacken, Beinabschlagen, Zungeausreißen und Häuten drohte. Die Gaffer kümmerte das herzlich wenig. Sie hatten ihr Vergnügen.
    Ein Mann rief aus: »Meine Güte, das ist ja ein Schwein, ein dicker, fetter Schweinegeneral!«
    Eine Frau kreischte: »Seht euch doch sein kleines Ding an. Nichts als ein kleines Würstchen!«
    »Jawohl, und dieser Wanst, vollgestopft mit unserem Essen, das er von seinen Soldaten stehlen ließ, dieses selbstsüchtige Schwein!«
    »Ein Schwein! Ein Schwein! Seht euch dieses Schwein an!«
    Georges blickte zu Douglas und dann zu Tony. Es war jetzt nicht mehr nötig, aufzupassen und stillzuhalten. Der Lärm war ohrenbetäubend. Sie lachten und klopften sich gegenseitig auf die Schultern. Janine Daudet war so entzückt von dem Schauspiel, daß sie sogar Tony umarmte.
    General Belesain stand auf einer einmeterfünfzig hohen Holzkiste. Man hatte ihn sorgfältig an einen Pfosten gefesselt und dabei seine Arme so weit nach hinten gezogen, daß sein Rücken ganz durchgedrückt war und sein dicker, schwabbeliger Bauch sich auf abstoßende Weise vorwölbte. Er war splitternackt. Schweinsohren, die Georges einem Schlachter entwendet hatte, hatte man ihm kunstvoll an seinen Kopf gebunden ebenso wie eine Schweineschnauze, die weit über seine Nase hinausragte. Der Rest von ihm, ohnehin fett und rosig, benötigte keine weiteren Verschönerungen.
    Seine Männer versuchten zu ihm vorzudringen, um ihn zu befreien, aber die Menge hielt sie zurück. Sie gierten nach weiterer Belustigung.
    Schließlich gab Douglas das Zeichen aufzubrechen, wobei Janine sich verwundert an Georges wandte: »Du lachst ja! Ich kann’s gar nicht fassen. Du lachst sonst nie.«
    Schlagartig wurde der wieder ernst: »Das wollte ich nicht. Das war nicht richtig.«
    Tony erklärte ihm: »Klar ist das richtig! Ein Mann sollte lachen. Es bringt ihm die richtige Orientierung. Es zeigt ihm, wie absurd das Leben sein kann!«
    Douglas schwieg. Er wollte nur seine Frau Wiedersehen. Sie hatte sich so gewünscht, mitzukommen, aber er hatte es ihr nicht gestattet. Sie war einfach zu schwach. Sie bedrängte ihn, aber er war standhaft geblieben. Jetzt wünschte er, er hätte sie doch mitgebracht; sie hätte bestimmt ihren Spaß gehabt.
    Drei Tage später - Douglas trug Alexandra auf den Armen, gefolgt von Tony - hielten sie Einzug auf Northcliffe Hall.
    An jenem Morgen herrschte fast der gleiche Tumult, der bei General Belesains Sturz geherrscht hatte. Nur war dies ein fröhlicher Tumult, der sie willkommen hieß. Douglas sah auf und erblickte Melissande, die eben die Treppen herunterschritt, schöner als eine Frau aus Fleisch und Blut eigentlich aussehen durfte, in der Tat atemberaubend schön. Doch er konnte sie jetzt zwar herzlich, aber innerlich unbeteiligt anlächeln. Ihre Augen suchten Tony, und als sie ihn entdeckte, raffte sie ihre Röcke und rannte Hals über Kopf in seine Arme. Sie rief aus vollem Hals: »Du bist wohlbehalten, du Schurke! Ich habe mir ja so große Sorgen gemacht...« Mehr konnte sie nicht sagen, denn Tony küßte sie ausgiebig.
    Douglas lächelte immer noch.
    Er betrachtete seine Frau und bemerkte Tränen in ihren Augen. Jäh packte ihn die Angst. »Bist du krank? Stimmt etwas nicht? Hast du Schmerzen?«
    Sie verneinte und wischte die Tränen mit der Hand weg.
    »Alexandra, in knapp fünf Minuten werden wir von fünfzig Dienstboten, Sinjun und meiner Mutter überfallen. So rede doch.«
    »Ach, sie ist so wunderschön.«
    »Wer? Ach so, Melissande. Ja, das stimmt. Wen kümmert’s?«
    Sie erstarrte in seinen Armen.
    Er begann zu lächeln. »Oh, du bist ja immer noch eifersüchtig.« »Nein, bin ich
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