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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut
Autoren: Catherine Coulter
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In meinem ganzen Leben habe ich noch keine Frau angetroffen, die so wortgewandt wie sie ist. Sie hat mir das Gefühl gegeben, ein ungezogener Schuljunge zu sein, dem der Hintern versohlt gehörte.«
    Aber im Grunde wußte er, daß er ihr doch Angst eingejagt hatte. Es tat ihm leid.
    Er verstand das alles nicht. In der Vergangenheit hatte er ohne Reue getötet, und er würde auch in Zukunft alles in seiner Macht Stehende tun, um die Bourbonen wieder zurück auf den französischen Thron zu bringen. Aber diese Frau war ein Fall für sich.
    »Was machst du hier, Janine?«
    Auf Douglas’ Frage hob sie den Kopf. »Ich mußte einfach kommen, als ich erkannte, was Georges angerichtet hatte. Ich mußte den Lauf der Dinge aufhalten. Mir wurde klar, daß ich ihm die Wahrheit gestehen mußte.«
    »Und wie lautet die Wahrheit, chérie?«
    Janine riß sich von ihm los, die Augen betreten auf ihre Reitstiefel geheftet. »Er hat mich vergewaltigt, nein, nein, nicht Douglas, sondern der General. Er tat es viele Male, und er zwang mich, bei ihm und bei anderen erniedrigende Dinge auszuführen. Viele Male hat er zugesehen, wenn er mich anderen Männern überließ, und jedes Mal, wirklich jedes Mal, drohte er mir damit, meine Großmutter umzubringen, wenn ich ihm nicht zu Willen wäre. Das Kind, das ich in mir trage, wird niemals erfahren, wer sein Vater ist, weil ich es selbst nicht weiß. Oh, mein Gott.«
    Es herrschte völlige Stille. Nur ihr leises Schluchzen war zu vernehmen.
    »Warum hast du Lord Northcliffe beschuldigt?« wollte Georges wissen. Tony zuckte bei der strengen Feierlichkeit seiner Stimme und seiner Worte zusammen.
    »Er war hochanständig zu mir.«
    »Gewiß, ein edler Zug von ihm.«
    »Die Sache stand auf der Kippe«, fügte Douglas glatt hinzu.
    »Sie hatte Angst, Sie würden sie nicht mehr begehren, wenn Sie erfahren würden, was General Belesain mit ihr angestellt hatte. Ich hätte einen besseren Vater abgegeben, als jeder dieser Bastarde.«
    Georges zischte durch die Zähne. »Das gesamte Pack soll verrecken.«
    »Ja, ganz meine Meinung«, pflichtete ihm Douglas bei.
    Tony gab nach einigen Augenblicken angespannter Stille zu bedenken: »Das ist ja alles sehr interessant, aber ist dann nicht dieser Schurke Belesain für das ganze Leid verantwortlich? Warum verpassen wir unserem Freund nicht eine Lektion, die er nie vergessen wird?«
    Georges Cadoudal lächelte selten. War er einmal von seiner Sache überzeugt, verfolgte er sie gnadenlos. Güte konnte er sich nicht erlauben. Alle Freude für das Leben hatte er vor vielen Jahren verloren, als er mit ansehen mußte, wie Robespierre seine Eltern und seine zwei Schwestern umgebracht hatte. Er war ein Mann mit festen Grundsätzen; Männer mit festen Grundsätzen lächelten seiner Ansicht nach nicht.
    Doch jetzt überzog ein breites Grinsen sein Gesicht.
    »Jesus, ja! Wie könnte ich ihn umbringen? Da gibt es eine Reihe von Methoden. Wirklich sehr zahlreiche. Der Spielraum ist groß und die Auswahl vielfältig.« Er rieb sich die Hände, die Augen glitzerten, Strategien und Pläne schossen ihm durch den Kopf.
    Douglas gab zu bedenken: »Sie vergessen, daß er von zahlreichen Soldaten umgeben ist. Er lebt in einer Art Festung. Seine Wachen begleiten ihn überall hin. Zudem kennt er mich, Sie und Janine vom Sehen.«
    Schweigend grübelten sie weiter.
    Schließlich sagte Tony: »Mich hat er noch nie gesehen.«
    »O nein, dieser Kampf ist nicht deine Sache, Tony«, stellte Douglas ganz klar fest.
    »Da bin ich mir nicht so sicher, es...«
    Alexandra stöhnte leise auf. Sie öffnete ihre Augen und erblickte Douglas, der ihr sanft zulächelte.
    »Ich habe unser Kind verloren, ich habe deinen Nachfolger verloren, Douglas, und das war alles, was du von einer Frau erwartet hast. Ich habe versprochen, deine Zuchtstute zu sein, doch ich habe versagt. Ich bin so entsetzlich traurig, doch...«
    »Du bist jetzt still. Es ist geschehen und damit basta. Ich möchte, daß du gesund wirst. Nur du zählst. Hast du mich verstanden? Ich lüge nicht. Es ist die volle Wahrheit.«
    Er konnte den Schmerz in ihren Augen nicht ertragen. Er wollte ihr etwas Tröstliches sagen, bemerkte aber, daß sie nicht mehr weinte. Ihre Augen waren jetzt schmale Schlitze. Ihre Wandlungsfähigkeit war bemerkenswert. Sie brachte es fertig, in einem Moment mitleiderregend zu weinen und sich im nächsten Augenblick als Teufelsweib zu entpuppen. »Was hat diese französische Schlampe hier zu suchen? Ist sie wieder
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