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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut
Autoren: Catherine Coulter
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in die Verbannung schicken oder ihn ermorden. Ich kann Ihnen dabei behilflich sein. Ich besitze Informationen, die Ihnen nützlich sein könnten. Ich kann...«
    Georges unterbrach ihn einfach: »Oh nein, nichts können Sie. Sie haben nichts für mich. Ich kenne Sie gut genug. Sie sind ein feister Bürokrat, der zwar über keine Talente, dafür aber unglücklicherweise über eine gewisse Macht verfügt. Sie sind ein bösartiger Schmarotzer. Es stimmt, ich hasse Napoleon, aber erst recht hasse ich Hohlköpfe, wie Sie es sind, die sich daran ergötzen, ihre Mitmenschen zu schröpfen und zu quälen. Doch genug. Meine Freunde und mich hält hier nichts mehr.«
    Zu dritt schleiften sie den General über die Treppe bis vor die Tür der schönen Villa.
    Um fünf Uhr früh erreichten sie wieder das Bauernhaus, wo sie Alexandra trafen, die aufrecht sitzend, in eine Decke gehüllt, gerade an einer Tasse starken Kaffees nippte. Ihr gegenüber saß Janine auf dem Boden, an Händen und Füßen gefesselt, mit einem zornentbrannten Ausdruck im Gesicht. Sie stieß laute Verwünschungen aus, und als Georges ins Zimmer trat, kreischte sie ihn an. Wie erstarrt blieben die Männer stehen.
    »Wie konnten Sie nur so etwas tun?« wandte sich Georges an Alexandra, die schon wieder recht munter aussah, gemessen daran, daß sie noch vor zwei Stunden fast mit dem Tod gekämpft hatte.
    »Ich habe sie überlistet«, triumphierte Alexandra und nahm noch ein Schlückchen von ihrem Kaffee. »Ich sagte ihr, ich fühlte mich nicht gut. Na ja, und als sie dann auf mich zukam, um mir zu helfen - etwas widerwillig allerdings, Douglas -, da habe ich ihr einen Schlag versetzt und sie gefesselt. Sie hat es verdient, für das, was sie dir angetan hat. Douglas, sage mir, daß du mich verstanden hast.«
    Er mußte unwillkürlich lachen. »Ja, ich habe verstanden.«
    Janine kreischte auf Französisch weiter. »Das macht sie schon die ganze Zeit, seitdem ich sie gefesselt habe. Aber weißt du, da ich ja kein Französisch sprechen kann, verstehe ich sie nicht. Ich habe keine Ahnung, was sie da sagt. Douglas, beleidigt sie mich gerade?«
    Douglas grinste seine Frau an. »Zuerst hat sie dich wahrscheinlich verflucht. Im Augenblick verflucht sie deine Enkelkinder.«
    Georges musterte seine Geliebte und fügte hinzu: »Tatsächlich geht sie jetzt gerade sehr beredt auf Eure Vorfahren und Eure früheren Lieblingstiere los.«
    »Ich bin dafür«, schlug Tony vor, »sie jetzt loszubinden. Sie sieht nicht sehr zufrieden aus. Was sagst du dazu, Alexandra? Meinst du, sie genug bestraft zu haben?«
    Alexandra nahm noch einen großen Schluck von ihrem Kaffee. »In Ordnung«, lenkte sie schließlich ein. »Ich möchte sie ja nicht umbringen, zugegeben, eigentlich schon, aber ich fühle mich im Augenblick nicht in der Lage dazu. Sie sollte jedoch wissen, daß ich sehr hart sein kann und solch unverschämtes Benehmen meinem Mann gegenüber nicht hinnehmen werde. Sie wird nie wieder versuchen, Douglas zu schaden. Nie wieder.«
    Douglas wandte sich Georges zu und sagte ihm irgend etwas ganz schnell auf Französisch. Er und Tony lachten beide daraufhin los.
    »Was hast du da gesagt«, erkundigte sich Alexandra mit Argwohn in der Stimme.
    »Ich sagte«, lächelte Douglas seine Frau an, »wenn du erst einmal die französische Sprache richtig beherrschst, würde ich dich sogar auf Napoleon loslassen. Auch Georges ist der Lei nun, der korsische Emporkömmling hätte keine Chance gegen dich.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, antwortete sie mit düsterer Miene und sorgenvollem Unterton, »ich fühle mich im Augenblick noch nicht so recht auf der Höhe. Wie lange werde ich brauchen, diese verdammte Sprache zu lernen?« Sie hielt inne und sah Douglas mit großen Augen an. »O je«, hauchte sie nur noch.
    Sie war ohnmächtig geworden. Der Kaffeebecher fiel zu Boden, und Janine hörte sofort mit ihren Schimpftiraden auf. Tony und Douglas stürzten besorgt zu Alexandra hin.
    »In spätestens drei Monaten redet sie wie ein französischer Landsknecht daher«, sagte Tony sanft, während er zwei Finger vorsichtig auf ihre Halsschlagader legte, um ihren Puls zu fühlen. »Hör auf zu schlottern, Douglas, bald hat sie es überstanden. Es ist die Aufregung, mehr nicht.«

Kapitel 24
    Die drei Männer und Janine Daudet trafen genau um sechs Uhr früh des folgenden Tages auf dem weiträumigen Schiffsbaugelände ein, das sich zusehends mit Handwerkern, Seeleuten, Köchen, Dirnen und
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