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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut
Autoren: Catherine Coulter
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ungewöhnlich.« Georges fuhr sich mit den Händen durchs Haar und seufzte. »Ich hätte es nicht über mich gebracht, sie zu vergewaltigen. Das ist die Wahrheit. Zum Teufel, ausgerechnet ich, der ich in der Lage bin, hundert Männer zu töten, aber so etwas... Es tut mir leid, daß ich sie entführt habe, Douglas. Das war nicht recht von mir. Sie haben doch nicht etwa Janine vergewaltigt, oder?«
    »Nein.«
    »Die Kleine hier war sich sicher, daß Sie es nicht getan haben. Sie sind doch ein Ehrenmann.«
    Douglas lächelte nur und säuberte Alexandra.
    Tony brachte eine Decke und hüllte Alex darin ein. Er legte seine Hand auf ihre Stirn. Sie fühlte sich kalt an.
    Georges Cadoudal wandte sich ab. Zu Douglas’ Erstaunen wirkte er so, als quälte ihn etwas. Dann sprach er wie bei einer Beichte: »Ich habe das alles verursacht.«
    Douglas musterte ihn mit unbewegter Miene. »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    »Sie ist mir entwischt. Ich gab ihr Wasser zu trinken und vergaß danach, ihre Hände wieder zu fesseln. Mir ist nicht klar, wie sie es geschafft hat, aber es ist ihr gelungen, sich durch das enge Fenster im Schlafzimmer zu zwängen. Dann landete sie mit dem Gesicht voraus im Schlamm. Sie lief um ihr Leben, aber ich habe sie wieder eingefangen. Ich warf sie quer über den Rücken meines Pferdes. Dann übergab sie sich.«
    »Ich habe gehört, eine Fehlgeburt ist eine ziemlich natürliche Sache«, erklärte Tony. »Wenn dem männlichen Samen nicht bestimmt ist, im weiblichen Schoß zu verweilen, stößt ihn der Körper wieder ab. Das geschieht hin und wieder.«
    »Nein, wenn ich sie nicht entführt hätte, wäre es nicht passiert.«
    »Ganz recht«, pflichtete ihm Douglas bei, ohne sich vom blassen Gesicht seiner Frau abzuwenden. »Ich habe vor, Sie dafür totzuprügeln.«
    »Um Gottes willen, Douglas«, mischte sich Tony ein, »niemand wird je erfahren, ob ihn eine Schuld trifft oder nicht. Verprügelt hast du ihn ja bereits. Was geschehen ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Sie wird gesund werden, und du wirst deinen Nachfolger bekommen. Abgesehen davon, wenn Cadoudal wirklich eine Schuld treffen sollte, wird er zur Hölle fahren, und der Teufel wird ihn bis in alle Ewigkeit bestrafen. «
    »Ich bezweifle, daß der Teufel Zeit findet, Cadoudal für diese besondere Missetat zu bestrafen. Er hat zu viele andere Untaten begangen.«
    Douglas hielt kurz inne, ehe er hinzufügte: »Und außerdem pfeife ich auf den heißersehnten Erben.« Douglas blickte Georges wortlos an. »Wenn sie stirbt, bringe ich Sie um. Dann kann sich der Teufel mit Ihnen vergnügen.« »Ich sehe ein, daß Sie es auf einen Versuch ankommen lassen müssen«, räumte Georges achselzuckend ein. Sein linkes Auge war durch Douglas’ Faustschlag fast gänzlich geschwollen.
    Tony schwieg. Georges trat an eines der blinden Fenster des Bauernhauses. Einige Augenblicke verstrichen in völligem Stillschweigen. Erneut stieß Georges wüste Verwünschungen aus. Tony und Douglas blickten hoch. Georges riß mit einem Ruck die vordere Tür auf.
    Janine Daudet stand ohne Begleitung in der offenen Tür, in staubigen, abgerissenen Kleidern, mit einer Pistole in der Hand.
    Sie packte Georges, schüttelte ihn und schrie ihn dabei ununterbrochen auf Französisch an: »Sag mir, daß du sie nicht mißbraucht hast, bitte...« Ihre Stimme erstarb, und sie schwieg fassungslos. »Douglas, Sie sind hier?«
    »Ja.«
    »Wer ist dieser Mann?«
    »Das ist mein Cousin, Lord Rathmore.«
    »Ah, und diese Frau ist wohl Ihre Gattin. Was fehlt ihr? Dieses viele Blut... O mein Gott, Georges, du hast sie doch nicht umgebracht?«
    »Nein«, gab Douglas gefaßt zur Antwort. »Sie hatte eine Fehlgeburt.«
    Tony beobachtete die Frau, die nun leise vor sich hinwimmerte, und blickte auf George Cadoudal, der sie in seine Arme schloß und versuchte, sie zu beruhigen. Vorsichtig nahm er ihr die Pistole aus der Hand und ließ sie in seine Tasche gleiten. Die Frau wiederholte fortwährend: »Es ist alles meine Schuld, ganz und gar meine Schuld.«
    »Schluß mit dem Gejammer«, zischte Douglas schließlich ungehalten dazwischen. »Halten Sie den Mund, Janine. Es ist sicherlich Ihre Schuld, daß Alexandra jetzt hier ist halbtot vor Angst, meine ich -, weil Georges ihr mit Vergewaltigung gedroht hat, als Rache für das, was ich Ihnen angeblich angetan habe.«
    »Ach was«, widersprach Georges, »sie hatte überhaupt keine Angst. Sie ist aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt.
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