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Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans
Autoren: Stefan Wolf
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drohte.
    „Der stammt aus der Stadt“,
murmelte er. „Ist das Kennzeichen. Und dann AX 444.“
    Eine Zulassungsnummer, die sich
leicht einprägte. Andererseits wusste er, dass bei einer Anzeige nichts
rauskam. Geschätzte 120 oder 130 km/h fuhr dieser Luftverpester auf der
schmalen Landstraße. Aber beweisen ließ sich nichts.
    Eine Weile beschäftigten sich
Tims Gedanken mit dem Rowdytum auf den Straßen. Oft schon hatte er sich gesorgt
wegen Gabys Oskar und allen anderen Tieren. Hier im Landkreis waren vor allem
Katzen gefährdet. Fröhliche Streuner wie Humphrey. Das Katerchen hatte
zweifellos den Verstand eines Lebenskünstlers. Es war auch immer zu Späßen
aufgelegt. Außerdem hielt es sich für den Stärksten. Humphreys Pfotenschlag,
schien er zu glauben, fegt einen LKW in den Graben. Deshalb blieb er auch
mitten auf der Straße liegen, wenn sich ein Fünftonner näherte. Zum Glück war
bis jetzt jeder ausgewichen oder hatte rechtzeitig gestoppt. Aber daran war bei
einem Raser nicht zu denken.
    Als Tim sich der Abzweigung
nach Hochbucken, einem Dorf, näherte, sah er die Radlerin.
    Sofort schlug sein Herz acht
Takte schneller.
    Trotz der Entfernung erkannte
er Gaby.
    Offenbar kam sie aus
Hochbucken, wo eine Freundin ihrer Mutter zur Zeit einen Babysitter brauchte
für den zehnmonatigen Nachwuchs. Gaby war ganz verliebt in den kleinen
August-Amadeus, der auch schon die Initialen, die Anfangsbuchstaben seines
Vornamens, sagen konnte: ,A-A’.
    Wie immer saß Gaby kerzengerade
auf dem Sattel. Ihre Goldmähne umflatterte Kopf und Schultern. Sie trug Jeans
und einen lässigen Pulli in Regenbogenfarben.
    Tim war vor ihr an der
Einmündung, setzte einen Fuß auf den Asphalt und wartete.
    Heute hat sie wieder
Bergsee-Augen, dachte er.
    Sie hielt dicht neben ihm und
er konnte sein Begrüßungsbussi anbringen.
    „Wo warst du?“, fragte sie nach
dem dritten.
    „Leider nicht dort, wo ich
hinwollte. Weil so eine Milchtüte beinahe ertrunken wäre.“
    Er erzählte, während sie
nebeneinander weiterfuhren. Gaby schüttelte ihre Mähne. „Diese Siebenjährigen
sind Kinder. Mein Gott, als ich sieben war! Da habe ich mit Puppen gespielt.
Und wo wärst du hingerollt ohne Florians Wasserfahrt?“
    „Zu einem gewissen Otto
Glänzer. Damit will ich Klaus Petersen einen Gefallen tun. Freilich, ohne dass
er’s weiß. Aber ich meine, Quacksalbern, Scharlatanen, Schwindlern und
Kurpfuschern muss man auf die Finger klopfen.“
    „Da kannst du viel klopfen. Die
Welt wimmelt von Betrügern. Wenn man die statistisch erfassen wollte, müsste
man die Ausnahmen zählen.“
    „Eine bedrückende Vorstellung.
Aber du kannst Recht haben. Dieser Glänzer nennt sich Heilgehilfe und
Heilsanwender. Irre, wie? Er ist kein Arzt. Nicht mal Heilpraktiker. Oder
Wunderheiler. Er betreibt Hokuspokus. Damit vertreibt er angeblich Wehwehchen
und schlimmere Krankheiten. Es heißt, er sei spezialisiert auf Warzen,
Nierenschwäche, Gedankenflucht und Spreizfüße. Jedenfalls hat er Klaus Petersen
eine Patientin abspenstig gemacht. Du kennst sie: Tania Schröttl. Ja, diese
überdrehte Schicki-Micki-Mieze. Der fehlt gar nichts. Sie ist pumperlgesund,
wie Klaus erzählte, als er im Zustand der Verärgerung seine ärztliche
Schweigepflicht brach. Aber die Schröttl findet es schick, mit einem Leiden
rumzulaufen. Und überall erzählt sie jetzt, dieser Glänzer hätte bei ihr eine
Heilsanwendung durchgeführt — wohl so eine Art Geisterbeschwörung — , und
seitdem sei sie gesund.“
    Gaby lachte. „Geht das auf
Krankenschein?“
    „Der darf keinen Pfennig
verlangen. Tut er auch nicht. Die Patienten spenden.“
    „Und was wolltest du ihm
spenden? Einen Patsch auf die Nase?“
    „Ich werde mich ihm als Patient
vorstellen. Mit ungeklärten Schmerzen, die mal hinterm rechten Ohr und mal in
der linken Pobacke auftreten. Natürlich gebe ich einen falschen Namen an. Mal
sehen, welchen Geist oder Ungeist er dann aus mir raustreibt. Ich wette, er
liefert genügend Stoff, um ihn lächerlich zu machen.“
    „Finde ich stark“, meinte sie.
„Aber ob er dir die Beschwerden abnimmt? Du siehst ziemlich gesund aus.“
    „Das täuscht“, lachte er. „Ich
bin wahnsinnig gestresst.“
     
    *
     
    Der graue Kastenwagen mit dem
Kennzeichen... AX 444 hatte sein Tempo verringert und rollte auf einen Waldweg.
    Unter den Fichten war die Luft
schattig und voller Mücken. Der feuchte Boden roch moosig. Zehn Schritte voraus
verkündete ein Schild, dass ab hier gesperrt
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