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Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans
Autoren: Stefan Wolf
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Weg.“
    Mehr war nicht nötig. Klaus
Petersen schoss förmlich ins Freie und durch den Garten zur Pforte. Sie stand
offen. Er rannte auf den Weg. Der führte an mehreren Villen-Grundstücken vorbei
und der alte Baumbestand in allen Gärten überdachte ihn regendicht.
    Jetzt, in der dösigen
Mittagsstille, war der Weg wie leergefegt.
    „Links, nach links ist er,
ortsauswärts“, rief Inge.
    Hüpfend, wobei sie die Disteln
im Naturrasen nach Möglichkeit aussparte, war sie ihrem Mann gefolgt.
    „Er ist nicht mehr zu sehen.“
Klaus lockerte die Krawatte und öffnete den Kragen. „Wahrscheinlich hat er ein
Fahrzeug. Hat du einen Motor gehört?“
    „Nein. Nichts.“
    „Auch mit dem Fahrrad kann er’s
schaffen. Aber den holen wir ein. Und dann...“ Seine Miene verriet, was den
Kerl dann erwartete. „Komm!“
    Er wollte zur Garage rennen.
Aber Inge hüpfte einbeinig. Die rechte Ferse blutete etwas. Verletzt an spitzem
Stein oder Scherbe.
    Ohne ein Wort nahm Klaus seine
Frau auf die Arme und rannte zur Doppelgarage.
    „Ich bringe ihn um, diesen
Kerl“, schluchzte Inge an seiner Schulter. „Das ist der 33. Tierdiebstahl hier
im Landkreis. Was für Menschen tun so was?“
    „Wir kriegen ihn.“
    Klaus riss die Tür des
BMW-Coupés auf und schob Inge auf den Nebensitz.
    „Angurten, Liebling!“
    Jedes Mal sagte er das, obwohl
sie’s nie vergaß.
    Eine knappe halbe Stunde bis
zur Großstadt. Straßen, Wege, übersichtlich angeordnet, eine
Autobahn-Anbindung, einen Flugplatz für Privatmaschinen, Waldstücke, Hügel und
Mulden. Für jemanden, der untertauchen will, Möglichkeiten zuhauf.
    Aber ein radelnder Tierfänger
im Jeans-Anzug mit einer Katze im Sack auf der Schulter — der muss doch zu
finden sein, dachten die Petersens.
    Sie suchten erst nach Gefühl —
in der mutmaßlichen Richtung, dann auf gut Glück, schließlich nach System, aber
ohne Erfolg.
    Inge presste die Hände
aneinander. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Klaus’ Zähne mahlten. Panik
stieg auf.
    „Wenn Tim...“, Inge schluchzte,
„da gewesen wäre... Das wäre nicht passiert. Er hätte den Kerl erwischt.“
    „Wir kriegen Humphrey zurück.“
    Klaus hielt am Straßenrand,
gegenüber dem kleinen Bahnhof, wo auch die S-Bahn durchfährt: die kürzeste
Verbindung zur nahen Großstadt.
    „So erreichen wir nichts,
Liebling. Wir brauchen Unterstützung. Ich rufe Kommissar Glockner an. Er wird
alles veranlassen.“

4. Das ,Blut’ des Erhenkten
     
    Florians Vater erwies sich als
netter Mann. Er war verständnisvoll. Tims Bericht ließ Florians Leichtsinn in
milderem Licht erscheinen. Herr Plinges war froh, seinen einzigen Sohn
unversehrt, wenn auch tropfnass, in die Arme zu schließen.
    „Über deinen Esel Balduin
sprechen wir noch“, sagte Tim zum Abschied. Dann fuhr der gelbe Mercedes ab.
    Florians Arm ragte noch lange
winkend aus dem Fenster.
    Und nun? Tim sah auf die Uhr.
Während er an einem Chausseebaum lehnte, stellte er eine komplizierte
Zeitrechnung an. Wie er’s auch drehte: Es reichte nicht mehr zu dem, was er
vorhatte. Und um drei Uhr wollte er zum Karate-Training. Also war’s besser, die
Sache mit dem Quacksalber auf morgen zu verschieben.
    So wichtig, dachte er, ist es
auch wieder nicht. Eine Lebensrettung hat alle Mal Vorrang.
    Die Luft flirrte. Über dem
Rinnsal neben der Straße tanzten Mücken. Tim beschloss, zu seinem derzeitigen
Zuhause bei den Petersens — mit denen er sich bombig verstand — zurückzufahren.
Ein Stück musste er der Landstraße folgen, ehe er einen Feldweg nehmen konnte
und dann die Abkürzung durch den Wald. Aber bis dahin war es noch weit.
    Als er aufsah, hörte er den
Wagen hinter sich. Ein Motor dröhnte, als nähere sich der Sieger der
Idioten-Rallye.
    Tim blickte sich um.
    Aber da kam nicht der
Rallye-Sieger, sondern ein Kleinlasttransporter ohne Rück- und Seitenfenster im
hinteren Teil. Nebelgrau war der Blechkasten. Aber rot sah der Fahrer
offensichtlich. Jedenfalls raste er wie ein angreifender Stier.
    Sieht der mich nicht?
    Tim trug ein pinkfarbenes
T-Shirt mit großem blauen T und helle Jeans. Selbst bei Nacht hätte er
geleuchtet.
    Aber jetzt musste er beiseite
springen und seine Tretmühle — das älteste seiner drei Bikes — mitreißen, sonst
wäre das Unglück passiert.
    „Blöder A...!“, schrie er dem
Wagen nach. „Hier gibt’s außerdem Tiere. Nimm wenigstens auf die...“
    Doch der Wagen war schon zu
weit. Da nutzte es auch nichts, dass Tim mit der Faust
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