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Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans
Autoren: Stefan Wolf
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trübsinnig aus. Wie ich
eben hörte, Tim, hast du ein Problem — ein Behausungsproblem.“
    TKKG wandten sich Petersen zu
und nicht mal ein frustkranker Schwermut-Fanatiker hätte Trübsinn auf ihren
Gesichtern entdeckt.
    „Ich bin zwar nicht
wohnungslos, Herr Doktor — falls Sie das meinen aber doch nicht so behaust, wie
ich mir das für die erste Ferienwoche wünsche.“
    Petersen nickt. Er war ein Dr.
med. — also Arzt. Nicht Pauker. Neuerdings war er der Schularzt: 38, groß und
gut aussehend. Er gewann jedermanns/fraus Vertrauen sofort und war ungeheur beliebt
bei den Schülern. Er betrieb außerdem eine Praxis — 20 Bike-Minuten von hier in
einer schicken Wohnsiedlung unweit der Großstadt. Seine Frau hieß Inge, war
eine Augenweide und wünschte sich — wie besonders unter den Schülerinnen
gemunkelt wurde — ein Baby, hatte aber noch keins.
    Tim hatte bei den Petersens
mehr als nur einen Stein im Brett — , eine felsenartige Klamotte in der Planke’
— , hatte Karl formuliert. Und zwar deshalb, weil der TKKG-Häuptling Anfang Mai
dieses Jahres einen lebensgefährlichen Einsatz geleistet hatte — spontan, als
er nämlich den bewusstlosen Fahrer aus einem brennenden Wagen zog, der mit
Totalschaden an einem Chausseebaum klebte. Unfallursache war eine Ölspur
gewesen. Der Fahrer hätte ohne Tims Hilfe nicht überlebt — und kam so, da er
angeschnallt war, mit nur leichten Verletzungen davon. Tim zog sich üble
Brandblasen zu und trug zwei Wochen lang Gummihandschuhe über den Mullbinden an
seinen Nahkampffäusten. Aber inzwischen war das längst vergessen. Nicht jedoch
die mutige Tat. Besonders die Petersens würden sie nie vergessen, denn der nur
so knapp dem Tode entronnene Mercedes-Fahrer war Inges Vater: ein Juwelier aus
Düsseldorf.
    Tim besaß jetzt eine goldene,
24 000-DM-teure Armbanduhr — die er allerdings nicht trug. Gabys Vater hatte
sie im Glocknerschen Banksafe deponiert und Tim nahm sich vor, den tollen
Zeitmesser mindestens einmal pro Jahr für fünf Minuten anzustaunen.
    Dr. Petersen hatte die Brauen
etwas geliftet, wohl um anzudeuten, dass er nicht ganz genau Bescheid wisse.
    „Wenn ich zum Ferienbeginn nach
Hause fahre“, erklärte Tim, „was ja ‘ne Wahnsinnsstrecke ist, bin ich dort
allein in der Wohnung. Denn meine Mutter ist noch bis zum 10. mit ihrem Chef
auf Dienstreise in den USA: New York, Chicago, Los Angeles — was so sein muss,
damit die deutsche Wirtschaft wieder auf die Hufe kommt. Zu Hause — allein?
Nee! Also bleibe ich hier. Aber ich kann nicht — wie schon so oft — bei Karl
oder Klößchen unterschlüpfen. Bei Sauerlichs hat man nämlich festgestellt, dass
beim letzten Innenanstrich der Villa giftige Farben verwendet wurden. Jetzt
wird also das ganze Haus, vom Keller bis zum Dachboden, entseucht. Dann neu
ausgemalt beziehungsweise tapeziert. Herr und Frau Sauerlich verreisen solange.
Klößchen will nicht mit und wohnt bei Bekannten, die aber nur für ihn Platz
haben. Tja, und bei Viersteins fallen Verwandte ein wie weiland die Hunnen —
alles liebe Verwandte, und Karls Eltern freuen sich riesig. Aber die Belegung
ist so zahlreich — für mich wäre nicht mal eine Ecke frei, in die ich mich
verrollen könnte.“
    „Du bist also wohnungslos“,
stellte Dr. Petersen fest. „Ich bleibe im Adlernest. Aber ab ersten Ferientag
ist die ganze riesige Schule verwaist. Nur die Hausmeisters drüben in ihrer
Dienstwohnung halten die Stellung.“

    Gaby schubste Tim mit der
Schulter. „Ein Zitterknochen wie du wird dann kaum schlafen vor Angst.“
    „Ich werde mich unter der Decke
verkriechen und alle Sünden bereuen. Zu euch kann ich ja leider auch nicht —
wegen Platzmangel. Dass ich bei dir im Zimmer penne, erlauben deine Eltern
nie.“
    „Und wer macht dir Frühstück?“,
fragte Petersen. „Wer sagt dir gute Nacht? Wer sorgt dafür, dass du genügend
warme Taschentücher und gebügelte Socken hast?“
    „Gaby jedenfalls nicht“,
grinste Tim. „Sie hat Ethik belegt — nicht Hauswirtschaft.“
    „Was für ein Jammer“, flötete
Gaby, „dass ich so schlecht bin im Strümpfestopfen.“
    Petersen lachte. Dann wurde
seine Miene feierlich und entschlossen.
    „Tim, wir haben ein großes
Haus, wie du weißt. Mit einem schönen Gästezimmer. Ich lade dich herzlich ein,
bei uns zu wohnen. So lange du willst. Wir drei würden uns riesig freuen.“
    „Sie drei?“, rief Gaby. „Ja,
wird denn ein Baby erwartet?“
    „Nein, noch nicht“, meinte
Petersen
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