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Die Sekte Satans

Die Sekte Satans

Titel: Die Sekte Satans
Autoren: Stefan Wolf
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amüsiert. „Mit uns drei meine ich: Inge, mich und unseren Kater
Humphrey. Er hat Tim ins Herz geschlossen. Und du, Tim, magst ihn ja auch.“
    „Mögen ist gar kein Ausdruck.
Ich liebe alle Tiere. Für Tiere zerreiße ich mich. Und im Übrigen: Okay, Doc!
Ich komme.“
    „Wunderbar! Dann ziehst du
morgen bei uns ein.“

2. Lebensgefahr
     
    Tagelanger Sommerregen hatte
den Fluss in einen reißenden Strom verwandelt. Heute freilich glühte die Sonne
von einem schier tropisch heißen Himmel und es ging auf Mittag, als Tim über
die Brücke radelte: südlich der Großstadt gelegen, in ländlicher Einsamkeit.
    Dass er döste, sah nur so aus.
In Wirklichkeit entstand eine schlaue Idee hinter seiner Stirn. Gerade fiel ihm
ein, wie er den Quacksalber überführen konnte.
    „Hiiiiilfe!“, kreischte eine
Kinderstimme in diesem Moment über dem tosenden Wasser. „Hiiiiilfe! Du da
oben...“
    Schon beim ,Du’ war Tim am
Geländer. Er traute seinen Augen nicht.
    Im schäumenden Wasser trieb ein
Baumstamm flussabwärts. Er war etwa fünf Meter lang und entrindet.
    Am schlanken hinteren Ende
klammerte sich ein Junge fest. Weißes T-Shirt, blonder Schopf, ein entsetztes
Gesicht, den Mund angstvoll aufgerissen. Der Junge schrie pausenlos. Aber Tim
hörte nur noch die ,iiiiis’. Denn der Stamm bolzte Tempo, hätte mit diesem
Schnitt jede Regatta gewonnen.
    Dem Burschen gehört der Hintern
versohlt, schoss es Tim durch den Kopf. Aber erst muss ich ihn aus dem Wasser
ziehen. Zum Geier! Der Wasserfall! Lebensgefährlich!
    Er riss sein Bike herum und
sauste los.
    Auf der Ostseite führte ein
Radweg entlang. Ein- und überholen konnte Tim den Stammschwimmer leicht. Aber
das half nichts. In diesem Abschnitt begrenzen felsige Steilufer den Fluss; und
etwa 600 Meter südlich der Brücke verlegt ihn der Wasserfall fünf Meter tiefer.
Der Stamm würde hinunterschießen wie eine Rakete. Unten hoben sich spitze Felsen
aus dem Wasser: eine tödliche Falle!
    Kies spritzte unter den Reifen
weg. Noch schneller! Tim wusste: Es gab eine einzige Chance.
    Kurz vor dem Wasserfall
verengte sich das Flussbett. Statt der üblichen zwölf Meter schiebt es sich
hier auf knapp die Hälfte zusammen. Außerdem führt eine Steintreppe zu den
Fluten hinunter.
    Dort muss ich ihn erwischen,
dachte Tim. Dort kann ich ihm was zuwerfen, woran er sich festhält. Dort kann
ich ihn an Land ziehen. Aber womit, verdammt?
    Jetzt konnte er den Jungen
nicht sehen, nicht mal den Fluss. Auf beiden Ufern verfilzten sich Büsche,
Bäume, Gestrüpp zu undurchdringlichem Urwald.
    Die Treppe!
    Der Wasserfall machte einen
Höllenlärm. Winzige Sprühdiamanten funkelten in der Sonnenluft.
    Tim wuchtete sein Bike auf die
Schulter und sprang die Treppe hinab. Sie war halsbrecherisch. Auf den Stufen
glitschten die Füße.
    Jetzt stand er auf der
untersten Stufe, bis zu den Waden im Wasser. Mit einer weit ausholenden
Armbewegung schleuderte er sein Bike in die Flut. Am Hinterrad hielt er es
fest, hielt es über die Wasserfläche, wobei er tief in die Hocke ging. Je
weiter er sein ungewöhnliches Rettungsinstrument zur Flussmitte schob, umso
größer war die Chance für den Jungen.
    Ein Rad mit ausgestreckten
Armen waagerecht halten — wer kann das schon? Auf jeden Fall gehören
Handgelenke dazu, wie sie nicht alle Tage wachsen.
    Wo blieb der Junge?
    In seiner unbequemen Haltung
kauernd, blickte Tim flussaufwärts. Eine knappe Steinwurfweite entfernt machte
der Fluss eine Biegung. Tim konnte die Brücke nicht sehen. Aber jetzt sah er
den Baumstamm.
    Eben bäumte der sich auf, hob
den Bug aus dem Wasser. Weißes Holz, bedrohlich. Von dem Jungen keine Spur.
    Entsetzt starrte Tim dem Stamm
entgegen. Hing er drunter, der Junge? Der Stamm drehte sich, glitt vorbei,
stieß gegen das Vorderrad des Drahtesels — aber nur sanft. Nichts sonst trieb
in dem grünlichen Wasser.
    Jetzt schnellte der Stamm über
die Kante, stürzte hinunter, stieß auf und überschlug sich. Selbst in dem Tosen
war das Krachen zu hören.
    Er ist ertrunken! Langsam
richtete sich Tim auf. Unverwandt sah er ins Wasser, während er sein Fahrrand
Hand über Hand einholte.
    Nein! Gibt’s nicht! Einen
vorbeitreibenden Körper hätte er bemerken müssen. Der Junge trug ein weißes
T-Shirt. Hatte er sich gerettet? War er ans Ufer gespült worden und hielt sich
dort irgendwo fest?
    Tim flitzte zum Radweg hinauf,
sprang auf den pitschnassen Sattel und fuhr zurück. Niemand begegnete ihm.
    Wenn er wenigstens
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