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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti
Autoren: Michael McCollum
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nicht etwa ein schnöder Computerprogrammierer, denn die Computer besaßen schon seit langer Zeit die Fähigkeit, sich selbst zu programmieren. Vielmehr überwachten Synergisten den Fluss der automatisierten Skript-Programme und wiesen ihnen die richtige Richtung. Denn wie die große Mehrheit der Menschen, so neigten auch Computer dazu, sich in Details zu verlieren.
    Nachdem sie entdeckt hatte, dass sie gegenüber dem Lawineneffekt immun war, wechselte Tory Bronson von der juristischen zur synergistischen Fakultät. Dort machte sie die Bekanntschaft von Ben Tallen, einem anderen Synergismus-Kandidaten. Nachdem sie sich in ihrem zweiten Studienjahr regelmäßig verabredet hatten, beschlossen sie schließlich, zusammenzuziehen. Irgendwann sprachen sie dann darüber, sich gut dotierte Jobs bei einem irdischen Megakonzern zu angeln; und obwohl das Thema kaum zur Sprache kam, hatte zumindest Tory eine Vision von der Ehe.
    Einen Monat vor dem Abschluss griff Tory auf die Liste der Unternehmen zu, die im Placement-Center der Universität Einstellungsgespräche führten, und entdeckte das Starhopper-Projekt. Sie erinnerte sich an die Vorlesung, die sie vor Jahren besucht hatte, und beschloss, sich das einmal anzuschauen. Worauf sie aber nicht vorbereitet war, war Bens Reaktion, als sie ihm beim Abendessen davon erzählte.
    »Worüber zum Teufel willst du denn mit ihnen sprechen?«, fragte er sie zwischen zwei Bissen Pizza.
    »Ich habe eine Weile frei, und es klingt interessant.«
    »Sei doch kein Idiot!«
    »Wen nennst du hier Idiot, du Schnapsnase?«
    »Dich, falls du dich mit diesem verdammten Schwarzhimmel-Projekt einlässt. Du weißt doch, wer dahinter steht, oder? Der alte Centauri-Pierce in der Astrophysik! Das ist sein Hobby. Er hat ein paar Lokalmatadore als Sponsoren gewonnen und will nun die Erde durchkämmen, um den Rest aufzubringen.«
    »Aber was kann es denn schon schaden, sich das einmal anzuhören?«
    »Der Schaden, mein vergesslicher Schatz, ist die Minderung deiner Chancen bei einem irdischen Unternehmen. Falls ihnen nämlich zu Ohren kommt, dass du mit diesen Irren Kontakt gehabt hast, kommen sie vielleicht noch zu dem Schluss, dass du nicht die Richtige für sie bist.«
    Bens Erwähnung dieser »Lokalmatadore« irritierte sie. Wie die meisten Marsianer wurde auch Tory von einem starken Minderwertigkeitskomplex geplagt, wenn es um die Erde ging. Zumal sie wusste, dass die University of Olympus in akademischen Kreisen als Schmalspuruniversität galt. Ben war ein terrestrischer Austauschstudent, der allen ständig erzählte, dass er auch nach New Yale oder Harvard hätte gehen können. Und wenn man ihn dann fragte, wieso er es nicht getan hatte, sagte er immer, dass er »Olympus U.« mit seiner Anwesenheit beehren wolle.
    Torys Zorn, der bei Bens flapsigem Spruch in ihr aufgestiegen war, war noch nicht ganz verraucht. »Ich werde mit ihnen sprechen, auch wenn das den großen und mächtigen Konzernen auf der Erde nicht gefallen sollte!«
    Aber sie hätte das alles wieder vergessen, wenn Ben sie nicht erneut hätte provozieren müssen.
    »Sag aber nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!«
    Zu ihrer Überraschung war Tory von der Idee angetan, sich beim ersten Versuch der Menschheit zu beteiligen, zu den Sternen zu fliegen. Und je mehr sie darüber nachdachte, desto besser gefiel ihr diese Vorstellung. Dieses Interesse, gepaart mit Bens plumpen Versuchen, ihr das auszureden, bewogen sie schließlich dazu, das Angebot anzunehmen — für weniger als die Hälfte der Vergütung für frisch gebackene Synergisten. Sie teilte Ben ihre Entscheidung eine Woche vor der Abschlussprüfung mit. Der darauf folgende Streit führte schließlich zu ihrer Trennung.
    Zwei Wochen später hatten sie zusammen in der Halle des Raumhafens Olympus gesessen und auf die Fähre gewartet, die Ben zum interplanetarischen Liner bringen würde, der vor Deimos lag. Sie hatten Smalltalk betrieben und sich versprochen, sich jede Woche zu schreiben, obwohl beide wussten, dass das nur leere Versprechungen waren. Tory erinnerte sich an den gezwungenen Abschiedskuss mit Ben und das Gefühl der Erleichterung, als seine schlaksige Gestalt in der Einschiffungsröhre verschwand.
    Das war nun schon drei Jahre her. Seitdem hatte Tory eine Reihe von Aufgaben im Starhopper- Projekt ausgeübt. Bei der letzten war sie für das Programm verantwortlich, mit dem die interstellare Raumsonde ihre jahrzehntelange Reise absolvieren würde. Weil Software das
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