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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti
Autoren: Michael McCollum
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kontaktieren.«
    »In Ordnung, bin schon unterwegs.«
    »Noch etwas«, sagte Pierces lautlose Stimme. »Hunsacker hat ein paar Leute mitgebracht.«
    » Wen denn?«
    »Praesert Sadibayan, einen Staatssekretär für Wissenschaft in der Hoffenzoller-Administration, und seinen Assistenten. Ich möchte, dass jeder sein bestes Benehmen an den Tag legt. Pierce Ende.«
    »Bronson Ende«, erwiderte Tory abwesend.
    Ein Fahrzeug setzte sie eine halbe Stunde später an der University Station ab. Wie die meisten Anlagen auf dem Mars war auch die University of Olympus überwiegend unter der Oberfläche angelegt. Auf Bodenhöhe wurde sie von einer großen Kuppel überwölbt; sie war mit Tauen verankert, die aus den monomolekularen Fasern gesponnen waren, welche auch für die Herstellung der Lichtsegel verwendet wurden. Der kürzeste Weg von der U-Bahn-Station zu Pierces Büro verlief durch eine Reihe unterirdischer Gänge, doch nach fast einem Jahr auf Phobos beschloss Tory, einen kurzen Umweg zu machen und durch die Kuppel zu gehen.
    Die Kuppel beherbergte den Hochschulcampus: einen Komplex aus Pfaden, Blumenrabatten und terrestrischen Büschen, die im leichten Schwerefeld des Mars überdimensional wucherten. Tagsüber wimmelte es im Park von Studenten, die von einer Vorlesung zur anderen eilten. Und nachts war er nicht weniger bevölkert, auch wenn es nicht den Anschein hatte. Nach Sonnenuntergang erstrahlte die Oberflächenkuppel in bunten Pastelltönen und wurde von einem Geruch nach Kräutern durchdrungen. Das machte sie zu einem bevorzugten Ort für Paare, die dort Intimität pflegen wollten. Und im Zentrum des Parks sprudelte eine der wenigen Wasserquellen auf dem Mars. Die niedrige Gravitation sorgte für einen spektakulären Anblick und versorgte zugleich die Pflanzen mit der erforderlichen Feuchtigkeit.
    Als Tory die Treppe erreichte, die zur astrophysikalischen Abteilung hinabführte, atmete sie die aromatische Luft ein letztes Mal ein. Die Vorlesungen waren schon seit Stunden zu Ende, sodass die Korridore nun verlassen waren. Ihre Phobos-Stiefel verursachten klickende Geräusche auf dem glasierten Felsboden. Dieses Klicken hallte auf ganzer Länge der leeren Korridore wider. Dann bog sie in einen Seitengang ein und sah Licht durch eine durchscheinende Bürotür am anderen Ende fallen.
    »Tory, Gott sei Dank!«, sagte Pierce, als sie an die Tür klopfte. Er war ein Mann mit schütterem Haar, einem intensiven Blick und viel Charisma. Der Astrophysiker war mit Anfang fünfzig noch immer ein agiler Mann. Sein Enthusiasmus war ansteckend, vor allem was das Starhopper-Projekt betraf.
    Das Büro war noch so, wie sie es in Erinnerung hatte. Ausdrucke und Datenwürfel waren überall verteilt. Eine Wand war mit Hologrammen tapeziert, die Pierce und mehrere Kameraden in Siegerpose vor irdischen Wahrzeichen zeigten — Souvenirs seiner langen Jagd nach Geld zur Finanzierung des Projekts.
    »Was liegt an, Dard?«
    »Was meinst du?«
    »Schau mich nicht so doof an. Um eine Programmvalidierung zu unterbrechen, muss bei dir doch mindestens ein Notfall der Stufe eins vorliegen. Und du hättest die Arbeit schon gar nicht auf Hunsackers Aufforderung hin unterbrochen, wenn du nicht wüsstest, was los ist.«
    »Schuldig im Sinne der Anklage«, sagte er. »Du bist hier, um einen Fortschrittsbericht zu geben.«
    »Wir legen doch tägliche Fortschrittsberichte vor, wöchentliche Fortschrittsberichte und monatliche Zusammenfassungen! Wünscht der Ausschuss jetzt vielleicht auch noch stündliche Berichte?«
    »Man ist mehr an deiner persönlichen Sichtweise des Projekts interessiert. In deiner Position hast du nämlich ein besseres Gefühl für die Entwicklung der Dinge als irgendjemand sonst.«
    »Kannst du mir nicht wenigstens einen Tipp geben?« Als Tory die Frage stellte, wunderte sie sich über Pierces Gesichtsausdruck. Man vermochte sich kaum vorzustellen, dass von jemandem mit einem solchen Funkeln im Auge eine schlechte Nachricht kam. Es war wie der Blick eines Kindes vor der Weihnachtsbescherung.
    »Nee. Nur damit ich nicht unangenehm überrascht werde, wie laufen die Vorbereitungen?«
    »Du hast doch die Berichte gelesen.«
    »Sag's mir trotzdem.«
    »In Ordnung.« Tory gab ihm einen kurzen Uberblick über das, was sie in der letzten Woche oder so erreicht hatten. Die Arbeit bestand überwiegend aus Programmprüfungen, die sie nicht zu beschleunigen vermochten.
    »Hört sich so an, als ob du den Zeitplan wieder einhalten
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