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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti
Autoren: Michael McCollum
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versammelt haben. Ich will Sie deshalb auch nicht länger auf die Folter spannen. Allerdings muss ich Ihnen zuvor noch ein paar Hintergrundinformationen geben; also haben Sie bitte Nachsicht mit mir. Licht aus, Würfel an!«
    Diese letzte Aufforderung war an den Raumüberwacher gerichtet, der gehorsam die Lichter dimmte und den Holowürfel aktivierte, der in der Mitte des Tischs lag. Der Würfel zeigte eine altmodische zweidimensionale Fotografie. Es war das Bild eines Sternenfelds mit einem gelben Lichtpunkt in der Mitte; darüber hinaus waren noch ein paar andere Sterne über die Darstellung verteilt.
    »Dies, meine Damen und Herren, ist eine Fotografie von Tau Ceti, die gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts aufgenommen wurde. Damals war Tau Ceti ein gelboranger Zwergstern vom Typ K0 und außer der Nähe zur Sonne eigentlich nicht der Rede wert. Er ist nur zwölf Lichtjahre von hier entfernt, praktisch an der nächsten Tür.«
    Die Szenerie änderte sich. Die Darstellung im Würfel war wieder zweidimensional. Es handelte sich offensichtlich um dasselbe Sternenfeld, denn die Verteilung der Sterne war im Wesentlichen die gleiche. Nur der zentrale Lichtpunkt hatte sich verändert. Er war nun gleißend weiß.
    »Dies wurde am 25. August 2001 aufgenommen. Das war der Tag, an dem Tau Ceti sich in eine Nova verwandelt hat. Das Ereignis hat für ziemliches Aufsehen bei den Astronomen gesorgt. Wie die Sonne war Tau Ceti nämlich noch in der Hauptreihe, als sie explodierte, und Hauptreihensterne dürften sich eigentlich nicht so verhalten. Wir haben bis heute auch keine Theorie, die erklären würde, weshalb ein Stern wie Tau Ceti überhaupt explodieren konnte. Der Umstand, dass er explodiert ist, legt jedoch nahe, dass unsere diesbezüglichen Theorien einer Revision unterzogen werden müssen.«
    »Ist bei dieser Nova denn nicht noch eine Anomalie aufgetreten?«, fragte Roger Aaron. Aaron war Mitglied im Fachschaftsausschuss der University of Olympus und darüber hinaus Archivar des Regierungsausschusses.
    »Das stimmt. Aus den ersten Aufzeichnungen von der Nova ging hervor, dass die Strahlungsleistung der Nova um ein paar Prozent zu schwach war. Jedoch waren diese Werte möglicherweise falsch, denn spätere Beobachtungen haben gezeigt, dass die Lichtkurve sich noch innerh alb des Toleranzbereichs für eine Nova des Typs zwei befand.«
    »Das ist ja alles sehr interessant, Boris«, sagte ein Ausschussmitglied. »Aber was hat das nun mit uns zu tun?«
    Hunsackers Antwort bestand darin, die Steuerung des Würfels zu betätigen. Die Nova-Explosion verschwand vom Bildschirm und wurde von einer modernen holographischen Abbildung ersetzt. Wieder war die Darstellung um dieses Sternenfeld zentriert, doch Tau Ceti war kein loderndes Feuer mehr. Das Zentralgestirn war zu diesem gelben Funken geschrumpft, der der Nova vorangegangen war. Dieser Funke wurde nun von einem milchig weißen Lichtring umgeben, der die größte Ausdehnung der Gaswolke markierte, die durch die Explosion vor zwei Jahrhunderten entstanden war. Und es befand sich ein neuer Lichtpunkt im Hologramm. Ein weiterer gelber Funke war direkt hinter der Gaswolke erschienen.
    »Was ist das denn?«, fragte Sharon Milos und deutete auf den Punkt.
    »Das«, erwiderte Hunsacker triumphierend, »ist der Grund für diese Besprechung. Dieses Holo ist vor zwei Wochen von der Sternwarte auf Luna aufgenommen worden. Das Spektrum entspricht dem von Sol, allerdings mit einer leichten Dopplerverschiebung zum blauen Ende des Spektrums.« Hunsacker legte eine Pause ein, damit die Anwesenden die Weiterungen seiner Worte zu erfassen vermochten. Alle Gesichter am Tisch hatten einen perplexen Ausdruck, der sich langsam in einen des Staunens verwandelte.
    »Ein Lichtsegel!«, rief Tory in Erinnerung an das Funkeln im Sonnenlicht, das sie aus dem Fenster der Phobos-Fähre gesehen hatte.
    »Ein Lichtsegel«, pflichtete Hunsacker ihr bei. »Es ist uns gelungen, mit dem Teleskop auf Europa eine Dreieckspeilung vorzunehmen. Es ist zwei Lichtmonate weit entfernt und bewegt sich mit fünf Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Sein Ursprung ist höchstwahrscheinlich die Tau-Ceti-Nova.
    Meine Damen und Herren, es hat den Anschein, als ob wir in Kürze unseren ersten Besucher von einem anderen Stern empfangen dürfen!«
    Es herrschte für fast eine Minute verblüfftes Schweigen im Konferenzraum, bevor jemand etwas sagte. Diese Person war Carse Groschenko, seines Zeichens pensionierter Astronom und für
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