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Die Seele der Nacht

Die Seele der Nacht

Titel: Die Seele der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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über ihre Wangen. Wurgluck dagegen stand steif neben ihr und sah den Mann an, der ihnen wie ein Geist erschienen war.
    Dieser hatte sich anscheinend schneller wieder gefasst als Tahâma. Leichtfüßig lief er die letzten Stufen herab, durchquerte den Raum und sank vor ihr auf die Knie. Sanft legte er seine Hände auf ihre Arme. »Meine Liebe, mein Leben, ich wusste, dass du eines Tages kommen würdest.«
    Die Arme unter seinen Händen bebten. Der ganze Leib wurde geschüttelt. Durch einen Tränenschleier sah sie ihn an. »Céredas«, flüsterte sie. »Wie ist das möglich? Was hat er dir angetan?«
    »Ich bin noch der, den du zu lieben gelernt hast«, antwortete er sanft, erhob sich und zog sie an seine Brust. Zärtlich küsste er ihre Lippen.
    »O Céredas, ich dachte du wärst tot. Ich habe um deine Seele geweint. In meinem Herzen war es dunkel.« Sie schmiegte sich an ihn. Ihre Finger krallten sich in sein Lederhemd, so sehr fürchtete sie, er könne sich plötzlich als Trugbild entpuppen.
    »Es tut mir Leid, mein Liebes. Ich wollte dir niemals Schmerz zufügen.«
    Wurgluck griff nach Tahâmas Arm. »Du darfst ihm nicht trauen!«, sagte er eindringlich. »Das Gift des Werwolfs fließt in seinen Adern und verwirrt seinen Verstand. Er steht nicht mehr auf unserer Seite. Er ist jetzt ein Diener des Schattenlords!«
    »Du hast Recht und doch auch nicht«, antwortete Céredas. »Es ist wahr, dass das Gift noch immer in meinem Körper ist. Deshalb hat der Schrecken des Lords mich nicht getötet, und auch seine Diener legen nicht Hand an mich. Aber er täuscht sich, wenn er denkt, dass ich sein willenloser Sklave sei. Ich bin ein Jäger aus dem schwarzen Felsengebirge, mein Wille ist fest, mein Geist unbeugsam. Ich bin noch immer der, den du zu lieben gelernt hast«, sagte er noch einmal und sah das Mädchen eindringlich an.
    Tahâma legte ihre Wange an seine Brust und ließ sich von seinen Armen umschließen, Wurgluck jedoch schien nicht überzeugt. Die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen blieb. Céredas bückte sich, um den Stab aufzuheben. Der Kristall zuckte unruhig in blutigem Rot. Schnell legte er das Ende des Stabes in Tahâmas Hand und schloss ihre Finger um das Holz.
    »Ich vertraue dir«, sagte sie und sah in seine dunklen Augen. Der Erdgnom schnaubte unwillig, aber sie beachtete ihn nicht. »Wir sind gekommen, um den Lord zu vernichten«, fuhr sie fort. »Nazagur mit all seinen Bewohnern soll von den Schatten des Grauens befreit werden.«
    »Eine große Aufgabe«, antwortete der Jäger. »Wirst du die Kraft haben, ihm standzuhalten? Ich fürchte um dich!«
    »Ich weiß es nicht, aber ich bin bereit, mein Leben zu geben, wenn ich ihn dadurch vernichten kann.«
    Céredas griff nach ihren Händen. »Große Worte, die aus einem tapferen Herzen kommen!« Seine Stimme klang belegt.
    »Dumme Worte, die aus einem geblendeten Geist kommen«, hielt der Erdgnom dagegen.
    Céredas warf ihm einen zornigen Blick zu. »Halte deinen Mund, vertrockneter Zwerg«, fauchte er. »Niemand hat dich gebeten, mit uns zu ziehen. Versuche nun nicht Zwietracht zwischen uns zu säen!«
    Beleidigt klappte Wurgluck den Mund zu, sein Blick jedoch blieb wachsam und argwöhnisch.
    Céredas wandte sich wieder an Tahâma. Lächelnd strich er ihr über die Wange. Ihre Miene war nun wieder ernst und entschlossen.
    »Weißt du um das Geheimnis des Schattenlords? Ich habe so viel Verwirrendes von Meister Ýven und von Crachna, der Spinnenfrau, gehört, das mir Rätsel aufgibt. Wer ist er und wie nährt er seine Macht?«
    Céredas griff nach ihrer Hand. »Komm mit«, sagte er sanft, »ich werde es dir zeigen.«
    Er zog sie zur mittleren Tür und öffnete sie. Die beiden kamen in einen großen runden Raum mit gewölbter Decke. Es schien, als könne man durch sie hindurch bis in den Sternenhimmel hinaufsehen, aber dann bemerkte Tahâma, dass die funkelnden Lichtpunkte nur Illusion waren. Sogar die nicht mehr volle Scheibe des Rubus und der zunehmende Arawin waren da und wanderten langsam über das Gewölbe.
    Céredas führte Tahâma in die Mitte der unterirdischen Halle. »Pass auf!«, warnte er sie, als sie an ein rundes Loch im Boden herantraten. Es sah aus wie ein Brunnenschacht, nur viel größer, denn es maß mindestens zehn Schritte bis zur anderen Seite hinüber.
    Tahâma sah hinab in die Schwärze. Der Grund war nicht zu erkennen, und doch war es ihr, als bewege sich dort unten etwas. »Was ist das?«, fragte sie verwirrt. Tiefe

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