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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes
Autoren: Faye Kellerman
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Gehaltsstufe D 3. Weißt du, wie lange ich schon darauf warte?«
    »Das freut mich für dich.«
    »Dann sitz nicht rum wie ein gekränkter Schuljunge. Du meinst, Donatti hat dich benutzt? Du hast Donatti benutzt. Der Verrückte war endlich mal für was anderes gut, als nur Gangster umzulegen und Mädchen auf den Strich zu schicken.«
    Aber Decker war von dieser Einschätzung nicht überzeugt. Seine Miene drückte Skepsis aus.
    »Du denkst immer noch wie ein Detective vom Morddezernat«, sagte Randy. »Wenn du Donatti willst, musst du w ie die Sitte denken. Du brauchst Informanten. Du brauchst Verbrecher, um andere Verbrecher zu schnappen.«
    »Donatti ist ein echter Verbrecher. Der Scheißkerl hat mich angeschossen.« Deckers Kiefermuskeln spannten sich an. »Aber was noch schlimmer ist, er hat mich gedemütigt.«
    »Mit einer Pistole in der Hand konnte er leicht den Überlegenen spielen, Peter. Er hat dich nicht gedemütigt, sondern sich wie ein Feigling benommen. Ich möchte euch mal antreten lassen, wenn er keine Beretta hat.«
    Decker musste lächeln. »Ich hätte ihn festnehmen sollen.«
    »Pete, er ist es nicht wert, dass du dir seinetwegen das Leben schwer machst.« Randy nahm einen Schluck Limonade. »Ja, es wäre schon toll gewesen, wenn du ihn eingebuchtet hättest, aber das Timing stimmte nicht. Das Wichtigste ist, dass du lebst denn so hast du immer noch die Chance, ihn zu fassen. Wenn du Donatti willst, musst du ihm eine Falle stellen. Du benötigst Informanten und anonyme Tipps, Wanzen, Videos, Observierung und einen, der ihn verrät. Das braucht viel Zeit... vielleicht Jahre.«
    Decker nickte.
    »Donatti wird bezahlen«, wiederholte Randy. »Bis dahin guck dich mal um. Schöner Tag, nicht?«
    »Ja, sehr schön.« Decker leerte sein Glas.
    Randy lachte laut. »Genau wie damals, als wir Kinder waren, Peter. Ich hab immer Mist gebaut und dich dann überzeugt, dass es gar nicht so schlimm ist.«
    »Diesmal hast du keinen Mist gebaut.«
    »Du auch nicht.«
    Decker antwortete nicht.
    Randy wechselte das Thema. »Du bist fast wieder gesund und noch vier Wochen krankgeschrieben. Was willst du in der Zeit machen?«
    »Im Moment erhole ich mich. In ein paar Tagen wollten Rina und ich mit Hannah nach Epcot.«
    »Nein!«
    »Wieso nicht?«
    »Warum lasst ihr Hannah nicht bei uns? Wir fahren mit ihr nach Epcot und Disney World. Sie ist gern mit unseren Kindern zusammen. Flieg mit Rina in die Karibik.«
    »Nein, danke. Vielleicht ein andermal.«
    »Wenn nicht jetzt, wann dann? Ist das nicht ein jüdisches Sprichwort?«
    »Es bezieht sich auf das Studium der Thora.« »Na, du kannst deine heilige Thora nicht studieren, wenn dein Geist angeschlagen ist. Bis dahin ist die Karibik ganz schön.«
    »Ich will nicht in die Karibik. Ich hasse Strandurlaub. Ich werde nicht braun, ich krieg nur Sonnenbrand. Und es gibt für mich nichts Schlimmeres, als in der heißen Sonne zu braten und mir den Arsch abzuschwitzen.«
    Randy stieß verächtlich die Luft aus.
    »Rina hat auch davon gesprochen, eine Woche oder zehn Tage nach Europa zu fliegen. Mom meinte, sie und Dad würden sich um Hannah kümmern. Tante Millie will auch einspringen. Die Flugpreise sind jetzt im Keller. Keiner will fliegen.«
    »Warum wohl«, meinte Randy.
    »Das Leben muss weitergehen«, erwiderte Decker.
    »Genau, Peter. Wie war's übrigens, wenn Sheryl, ich und die Kinder am Wochenende rüberkommen und Mom und Dad ein bisschen zur Hand gehen?«
    »Das wär toll, Randy.«
    Er lächelte. »Ich war als kleiner Bruder eine Pest, aber du hast mich ertrage n. Jetzt revanchiere ich mich. Wo wollt ihr hin? Paris?«
    »Paris und vielleicht München - ausgerechnet. Sie hat eine gute Freundin von früher, die mit ihrem Mann nach Deutschland gegangen ist, um eine Jeschiwa aufzumachen.«
    »Sieh mal an.« Randy klopfte ihm auf den Rücken. »Mach es, Decker. Amüsier dich mit deiner Frau und danke dem Gott, an den du glaubst, dass du am Leben bist.«
    Am Nachmittag des Tages, bevor sie mit Peter nach Paris fliegen wollte, traf ein einfacher weißer Umschlag ein, der an sie adressiert war und den Poststempel von New York City trug. Sofort wurde sie misstrauisch, aber wer um alles in der Welt sollte ihr Anthrax-Erreger mit der Post schicken? Trotzdem war sie beim Öffnen des Briefs vorsichtig.
    Kein Pulver.
    Auch kein Brief.
    Bloß eine kleine, einspaltige Zeitungsmeldung mit sauberen Schnittkanten - eher mit einer Rasierklinge als mit der Schere herausgetrennt. Kein
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