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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes
Autoren: Faye Kellerman
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Hause gekommen bist, angerufen. Ich glaube, sie haben die Leiche vor ungefähr drei Stunden entdeckt.«
    Decker warf einen Blick auf seine Uhr. »Also etwa vier Uhr nachmittags New Yorker Zeit?«
    »So in etwa, ja.«
    »Was hatte der Typ an einem ganz normalen Schultag mit seiner fünfzehnjährigen Nichte in einem >schäbigen Hotelzimmer< zu suchen?«
    Eine rhetorische Frage. Rina gab keine Antwort, stattdessen reichte sie ihm ein Stück Papier mit Jonathans Telefonnummer.
    »Das Ganze ist wirklich furchtbar.« Decker starrte auf die Zahlen. »Und es tut mir ehrlich Leid für ihn. Aber dieser Anruf. Geht es wirklich nur darum, mein Beileid auszusprechen? Ich meine, Jon erwartet doch nicht von mir, dass ich irgendwas unternehme, oder?«
    »Keine Ahnung, Peter. Ich vermute, er sähe es gern, wenn du irgendwelche Wunder bewirken könntest. Aber vielleicht rufst du ihn einfach mal an und lässt dir erzählen, was genau passiert ist.«
    »Er kann doch nicht erwarten, dass ich hinfliege?!« »Ich weiß es nicht. Möglicherweise rechnet er damit. Du hast eine ziemlich hohe Aufklärungsquote aufzuweisen.«
    »Ein Gefangener meines eigenen Erfolgs. Ich hab einen Job, Rina. Sosehr ich auch mit ihnen fühle, kann ich nicht einfach alles hinschmeißen und nach Borough Park fahren.«
    »Also, um genau zu sein: Chaim Lieber und seine Familie wohnen in Quinton, das heißt nördlich von New York, genau wie sein verwitweter Vater. Jonathans Frau, Raisie, ist Chaims jüngere Schwester. Und es ist Chaims Tochter, die seitdem verschwunden ist.«
    »Nördlich von New York?« Decker dachte einen Moment nach. »Ist die Familie streng religiös?«
    »Ja. Quinton ist eine sehr fromme Enklave. Die ganze Familie ist strenggläubig, extrem religiös, mit Ausnahme von Raisie. Sie gehört dem so genannten Konservativen Judentum an, genau wie Jonathan.«
    »Das schwarze Schaf der Familie«, bemerkte Decker.
    »Sie und Jonathan hatten Glück, dass sie einander gefunden haben.« Rina stand auf und schenkte zwei Tassen Kaffee ein. »Beide stammen aus ähnlichen familiären Verhältnissen und änderten ihren Lebensstil aus ähnlichen Gründen.«
    »Und ihr Vater lebt in Quinton. Allein?«
    »Ich glaube, ja. Raisies Mutter starb vor etwa zehn Jahren.
    Erinnerst du dich nicht mehr, dass wir bei Jonathans Hochzeit über sie gesprochen haben?«
    »Nein, aber ich habe auch nicht so genau zugehört.« Decker starrte auf den Zettel mit der Telefonnummer. »Wie wär's, wenn du mal nach Hannah siehst, während ich das hier erledige?«
    »Du willst nicht, dass ich dir dabei über die Schulter schaue?«
    Decker stand auf. »Ich weiß nicht, was ich will.« Er küsste Rina auf die Stirn. »Aber ich weiß, was ich nicht will. Ich will dieses Telefonat nicht führen.«
    Rina nahm seine Hand und drückte sie. »Warum telefonierst du nicht vom Schlafzimmer aus? Dann kann ich inzwischen das Abendessen vorbereiten.«
    »Gute Idee. Ich bin schon fast am Verhungern. Was gibt's denn heute?« »Lammkoteletts oder Lachs.« »Ich hab die Wahl?«
    »Ist beides frisch. Das, was du nicht möchtest, frier ich einfach ein.«
    »Hannah hasst Fisch.«
    »Aber sie hasst auch Lammkoteletts. Ich hab für sie noch ein paar Geflügelreste von gestern.«
    »Okay, dann Lammkoteletts.« Decker verzog das Gesicht, ging ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Er kickte seine Schuhe von den Füßen, streckte sich auf seinem King-Size-Bett aus und wählte die Nummer. Da es nicht die Nummer von Jonathans Privatanschluss war, ging Decker davon aus, dass es sich entweder um Jons Mobiltelefon handelte oder um seine Nummer in der Synagoge in der Nähe der Columbia University. Sein Halbbruder war ein seelsorgender Kanzelrabbiner. Beim sechsten Klingeln nahm er endlich ab.
    »Jon!«, sagte Decker.
    »Akiva!« Ein erleichtertes Aufatmen. »Danke, dass du a nrufst!«
    »Rina hat es mir gerade erzählt. Wie entsetzlich! Für dich muss es die Hölle sein.«
    »Für mich ist es nicht so schlimm wie für Raisies Verwandte. Die ganze Familie ist wie vor den Kopf geschlagen.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Wann ist das passiert?«
    »Vor ungefähr drei Stunden. Etwa vier Uhr Ortszeit.«
    »O Gott. Und was sagt die Polizei?«
    »Nicht viel. Genau das ist ja das Problem. Was hat das zu bedeuten?«
    »Das bedeutet lediglich, dass sie wahrscheinlich nicht viel wissen.«
    »Oder uns nichts sagen.«
    »Das könnte natürlich auch sein. Es tut mir so Leid.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte einen
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