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Die Schwerter von Zinjaban

Die Schwerter von Zinjaban

Titel: Die Schwerter von Zinjaban
Autoren: Lyon Sprague de Camp , Catherine Crook de Camp
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ein College zu gründen.«
    »Eine glänzende Idee!« rief Alicia aus. »Vielleicht könnt ihr mich ja als Lehrerin gebrauchen.«
    »Das wäre doch was! Das heißt natürlich, wenn du dich zum Bleiben entschließen solltest. Ich werde das Thema bei der nächsten Elternausschußsitzung zur Sprache bringen.«
    Die Unterhaltung verebbte. Schließlich, wie in wortloser Übereinkunft, standen beide gleichzeitig auf. Reith sagte: »Wenn du irgendwas brauchst, Lish, mein Zimmer liegt am Ende des Korridors.«
    Ein paar Herzschläge lang schauten sich Reith und Alicia schweigend an, so als erwarte jeder gespannt, dass der andere etwas sagte. Reith war versucht, sie zu fragen, ob sie bei ihm schlafen wolle. Obwohl ihm nach den langen Jahren Alicia irgendwie ein bisschen fremd geworden war, hatte ihre Schönheit nicht im geringsten gelitten, und ihr Anblick brachte sein Blut in Wallung. Während ihrer Ehe und auch später, als der Zufall sie wieder zusammengeführt hatte, hatten sie in puncto Sex stets hervorragend harmoniert, auch wenn sich ihre Beziehung in vieler anderer Hinsicht als unglücklich erwiesen hatte. Er spürte, wie das Blut ihm in den Schläfen pochte.
    Fergus Reith, in seinem Beruf stets ein schnell denkender, entschlussfreudiger, einfallsreicher Mann, zögerte. Zum einen war ihre Körperhaltung nicht ermutigend: sie stand ein wenig steif da, mit erhobenem Kopf, die Arme vor der Brust verschränkt. Ihre leicht hochgezogenen unteren Lider vermittelten den Eindruck von wachsamem Misstrauen, der ihr freundliches Lächeln Lügen strafte. Ihre gesamte Haltung schien auszudrücken: Lass uns Freunde sein, aber nicht mehr! Also halt dich zurück.
    Er rettete sich aus der peinlichen Situation, indem er das Thema wechselte: »Sag mal, Lish, sollte ich nicht vielleicht das Drehbuch lesen, damit ich schon mal eine ungefähre Vorstellung davon bekomme, wo ich eure Leute hinbringen soll? Ich bin ein absoluter Neuling auf diesem Gebiet und …«
    »Mein lieber Fergus, Alicia hat mal wieder an alles gedacht. Während du in der Nova Iorque Bar gesessen hast, hab ich eine Kopie vom Drehplan gemacht.« Sie huschte in ihr Zimmer und kam mit einer dicken Mappe zurück. »Bitte sehr!« Sie drückte ihm die Mappe in die Hand.
    Diese Geste beendete Reiths Unschlüssigkeit. »Gute Nacht, Lish. Und wie gesagt, meine Tür steht dir jederzeit offen.«
    Er zögerte noch ein wenig, um zu sehen, ob sie auf diesen Fingerzeig reagierte. Aber sie sagte bloß: »Gute Nacht, Fergus. Schlaf gut.«
    Sie beugte sich rasch vor, gab ihm einen kurzen, schwesterlichen Gutenachtkuss und verschwand auf ihr Zimmer. Als Reith sich zum Gehen wandte, hörte er, wie sie den Riegel vorschob.
     
    Reith versuchte zu schlafen; doch je mehr er sich bemühte, desto mehr Erinnerungen purzelten ihm durch den Kopf. Ihm fielen Begebenheiten ein, an die er seit Jahren nicht mehr gedacht hatte: ihre tollkühnen Fluchten, bei denen sie mehr als einmal nur knapp dem Tod entronnen waren; die Situationen, in denen er ihr oder sie ihm das Leben gerettet hatte; ihre wie im Rausch durchliebten Nächte … Doch er erinnerte sich auch an ihre Streitigkeiten und an Alicias Wutausbrüche; daran, wie sie ihn in den ’avvalverseuchten Fluss gestoßen hatte; wie sie ihm bei ihrer letzten Auseinandersetzung vor ihrer Rückkehr zur Erde eine eiserne Bratpfanne auf den Kopf gehauen hatte …
    Fragen, Mutmaßungen und Phantasien wirbelten ihm im Kopf herum. Hatte Alicia sich verändert? Sie schien ihm weniger angriffslustig und streitsüchtig als früher; zurückhaltender, beherrschter. Was wollte er überhaupt von ihr? Wollte er sie als Ehefrau, Geliebte, Sexobjekt, platonische Freundin oder Geschäftspartnerin? Und was erwartete sie? Wollte sie es ihm womöglich heimzahlen, ihn durch raffiniertes Taktieren dazu bringen, ihr einen Antrag zu machen, um ihn dann kaltlächelnd abblitzen zu lassen, so wie er sie einst hatte abblitzen lassen, als sie ihn gleichsam angefleht hatte, es noch einmal mit ihr zu versuchen? Konnte man überhaupt über eine Zeit von mehr als zwanzig Jahren tiefe Gefühle für einen anderen bewahren, noch dazu, wenn während dieser Zeit der Kontakt völlig abgebrochen war? Konnte es sein, dass da noch immer ein Fünkchen Liebe zwischen ihnen glomm, das darauf wartete, zur lodernden Flamme angefacht zu werden? Nein, nein, das konnte nicht sein. Bestimmt hatte die Erinnerung an bittere Erlebnisse und schmerzhafte Auseinandersetzungen diese Flamme für immer erstickt
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