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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben
Autoren: Raymond E. Feist
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Anhängern Turakamus niemals wohl. Der Aberglaube besagte, daß ein Soldat, der zu viel Zeit in der Hingabe an den Roten Gott verbrachte, riskierte, die Gunst der Gottheit auf sich zu ziehen; und jene, die Turakamu liebte, würden in ihrer Jugend vom Schlachtfeld geholt werden.
    Der Hohe Priester führte sie durch eine kleine Seitentür in einen schwach beleuchteten Gang. »Wenn ich nicht meine offiziellen Gewänder trage, werde ich einfach nur Vater Jadaha genannt, Gute Dienerin.«
    Die Lady lächelte leicht wegen seiner formellen Anrede. »Mara genügt, Vater.«
    Sie wurde in karge Gemächer mit schmuckloser Wandvertäfelung und unbemalten Läden geführt. Die Gebetsmatten waren rot gefärbt, für den Ruhm des Gottes, doch jene zum Sitzen waren aus Naturfaser gewebt. Mara wurde zu den rundlichsten der armseligen Kissen gebracht, abgewetzt vom vielen Sitzen, aber sauber. Sie ließ sich von Lujan helfen, Platz zu nehmen, und schickte hastig ein stummes Gebet an Turakamu um Vergebung. Ihre Gedanken im Tempel waren falsch gewesen; ganz offensichtlich benutzten die Priester von Sulan-Qu das Geld, das ihnen von bittenden Familien überreicht wurde, nur dazu, jene Kammern zu schmücken, die ihrem Gott geweiht waren.
    Als auch Lujan und Saric sich neben ihrer Mistress niedergelassen hatten, schickte der Hohe Priester seinen Diener, um einige Erfrischungen zu holen. Ein Leibdiener mit einer häßlichen Narbe und nur einem Auge sorgte für die Entfernung der zeremoniellen Bemalung und brachte dem Hohen Priester ein weißes Gewand mit roten Säumen. Dann, bei einem Tablett mit Chocha und kleinen Kuchenstücken, wandte der Hohe Priester sich an seine Besucherin. »Mara, welchen Dienst kann der Tempel Turakamus Euch anbieten?«
    »Ich bin nicht sicher, Vater Jadaha.« Mara nahm sich aus Höflichkeit ein rechteckiges Stück süßen Kuchen. Sie fuhr fort, während Saric ihr Chocha eingoß. »Ich suche Wissen.«
    Der Priester erwiderte mit einer segnenden Geste: »Welche armseligen Mittel uns zur Verfügung stehen, sie gehören Euch.«
    Mara zeigte ihre Überraschung, denn seine schnelle Zustimmung kam unerwartet. »Ihr seid sehr großzügig, Vater. Doch ich bitte Euch bescheiden, hört erst einmal meine Bedürfnisse an, bevor Ihr so große Versprechungen macht.«
    Der Hohe Priester lächelte. Sein einäugiger Diener zog sich mit sichtbarem Respekt zurück, und als Mara jetzt in das von Farbe gesäuberte Gesicht blickte, erkannte sie, daß der oberste Verehrer des Totengottes ein angenehmer älterer Mann war – schlank und sehnig, mit den schönen Händen eines Schreibers; seine Augen sprühten vor Intelligenz. »Welche Befürchtungen sollten mich davon abhalten, Versprechungen zu machen, Lady Mara?
    Ihr habt Euren Wert mit Eurem großen Dienst gegenüber dem Kaiserreich bewiesen. Ich bezweifle, daß Ihr im tiefsten Innern selbstsüchtige Gründe hegt; nicht nach einem solchen Verhalten nach der Vernichtung des Hauses Minwanabi. Eure Handlung war mehr als großzügig, sie war … beispiellos. Nicht nur bewahrtet Ihr die korrekte Form bei der Entfernung des Gebetstores, das Desio Eurem Tod gewidmet hatte; selbstlos habt Ihr auch dafür gesorgt, daß dem Tempel keine Unehre zugefügt wurde, als Ihr das Gebetstor von Eurem Land schaffen ließet. Wir Priester sind es, die in Eurer Schuld stehen, für Euren Beitrag, die Tyrannei des Hohen Rates zu beenden. Unserer Führung ist nun wieder der angemessene Einfluß im alltäglichen Leben überlassen.« Der Priester machte eine reumütige Bewegung und nahm sich ein großes Stück Kuchen. »Die Veränderungen von Machtstrukturen gehen nur langsam vonstatten. Jene Herrscher, die sich unseren Einflüssen widersetzen, bilden eine starke Opposition. Dennoch machen wir Fortschritte.«
    Mara erinnerte sich jetzt an die Worte des Delegierten vom Tempel Turakamus, der bei der Wiedererrichtung von Desios Gebetstor anwesend gewesen war. Damals hatten überwältigende Gefühle sie dazu veranlaßt, die Bemerkungen des Priesters als Schmeichelei abzutun. Erst Jahre später begriff sie die Ernsthaftigkeit seiner Worte. Die Entdeckung, Unterstützung an einem Ort zu erhalten, an dem sie nicht damit gerechnet hatte, stärkte ihren Mut. »Ich muß Wissen über die Natur der Magie erhalten.«
    Der Hohe Priester erstarrte, die Tasse Chocha auf halbem Weg zu seinen Lippen. Er blinzelte einmal, die Gedanken weit entfernt. Dann, als wäre die Bitte der Lady etwas ganz Gewöhnliches, führte er das Getränk
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